Datum: 27. Februar 2013
Ort: Volkshaus – Zürich
Bands: Joe Bonamassa
Konzert-Bilder direkt HIER
Restlos ausverkauft bis zum letzten Platz war das Züricher Volkshaus. Und dass schon über Monate im Voraus. Joe Bonamassa gilt im Moment als einer der besten Gitarristen weltweit und entsprechend groß ist natürlich das Interesse, den Meister live zu erleben. Das angereiste Publikum wurde nicht enttäuscht, soviel vorweg.
Pünktlich um 20:00 Uhr verdunkelte sich der Saal und als Intro erklang eine Country-Version des AC/DC Klassikers „Highway To Hell“. Gut, aber für meinen Geschmack etwas unpassend. Egal, Bonamassa betrat sonnenbebrillt im Nick-Cave-Look die Bühne und nahm unter Spotlicht und mit Akkustikgitarre auf einem Stuhl am Bühnenrand Platz. Instrumental ging‘s los und zu dem anschließenden „Seagull“ (Bad Company) gesellte sich Schlagzeugerlegende Tal Bergman und nahm an den ebenfalls am Bühnenrand aufgebauten Bongos und Congas Platz.
Ein ruhiger aber äußerst fesselnder Auftakt. Bei „Dislocated Boy“ in der unplugged Version, ging es dann etwas kantiger zur Sache. Dieser Blues-Stampfer schoss jedem in die Beine und spätestens als der sympathische Bergman gegen Ende des Songs mit sichtlicher Freude sein Solo trommelte, war das Publikum nicht mehr zu halten. Großartig.
Dann der erste richtige Hammer: „Woke Up Dreaming“ ist wohl eines spannendsten Akustik-Stücke, die man erleben kann. In Zürich zwar nicht ganz so lange wie in der legendären Royal-Albert-Hall-Version gespielt, sorgte diese Nummer für offene Münder bis in die letzte Reihe. Unglaublich, wie abwechslungsreich und mit welcher Dynamik und vor allem, mit welchem Können dieses Stück vorgetragen wurde. Wer meint, Rodrigo y Gabriela seien das Ende der Fahnenstange, der sollte hier mal reinhören.
Bonamassa wurde eine alte Fender Firebird (ähnlich abgewetzt wie das Exemplar von Johnny Winter) gereicht, der Stuhl weggeräumt und mit dem wuchtigen „Slow Train“ wurde dann der Band-Teil des Konzerts angestimmt. Von nun jagte ein gitarrentechnischer Höhepunkt den nächsten. Teils cool-flirrend („Dust Bowl”), dann wieder groovend („Whos Been Talking“ von Howlin Wolf) oder das melancholische „Stop“, allesamt perfekt vorgetragen. Einer der Höhepunkte war zweifellos „The Ballad Of John Henry“. Dieses Stück gilt zu Recht mittlerweile als ein All-Time-Blues-Klassiker. Auch hier wieder uferlos, was der Mann aus seinen Gitarre alles herausholen konnte. Mir fällt genau ein Name ein, der einen solch sauberen, feinen, dynamischen Stil spielen konnte: Stevie Ray Vaughan.
Nach gut einer Stunde dann die ersten Worte an’s Publikum „Good Evening Switzerland!“. Bonamassa shakerte ein wenig herum, bedankte sich für das zahlreiche Erscheinen und stellte seine Band vor. Die anfangs etwas kühle Distanz zum Publikum war von nun an vom Tisch und der smarte Amerikaner wirkte noch sympathischer. Keyboarder Rick Melick lieferte ein exzellentes Solo ab, welches ordentlich gefeiert wurde und der „Youngman Blues“, wurde mit einem Drum Solo veredelt. Unterstrichen wurde die Darbietung von einer tollen Lichtshow, welche durch die feinen LED-Strahler und dem Nebel, etwas an Feuerwerk erinnerte. Ein Augenschmaus!
Gary Moore wäre stolz auf die Interpretation seines „Midnight Blues“ gewesen, aber mit „Mountain Time“ hat Bonamassa zum Schuss nochmal den Vogel abgeschossen. Einzigartiges Laut-Leise-Spiel das kaum in Worte zu fassen ist, sorgte für reichlich Gänsehaut. Äusserst eindrückliche Konzertminuten, die man nicht oft erlebt. Als Zugabe wurde noch die Tim Curry Ballade „Asking Around For You“ geboten, welche mir einen Tick zu lange vorkam, was aber dann vom abschließenden ZZ-Top Cover „Just Got Paid“ locker kompensiert wurde.
Fazit:
Phantastischer Konzertabend. Joe Bonamassa demonstrierte eindrucksvoll, dass er einer der genialsten Gitarristen der Gegenwart ist und versetzte das Züricher Publikum durch seine zurückhaltende, coole und sympathische Art, zwei Stunden lang in einen Rauschzustand. Zusammen mit seiner hochkarätigen Band, dem glasklaren, nie zu laute Sound, der tollen Akustik im Theatersaal und der perfekten Lichtshow, sorgte er für eins der Konzerthighlights des Jahres.
Setlist:
Unplugged Teil:
Palm Trees
Seagull
Dislocated Boy
Driving Toward The Daylight
Woke Up Dreaming
Band Teil:
Slow Train Coming
Dust Bowl
Who’s Been Talking
Stop
The Ballad Of John Henry
Sloe Gin
Lonesome Road Blues
Midnight Blues
Young Man’s Blues
Django
Mountain Time
Zugabe:
Askin Around For You
Just Got Paid
Text + Bilder: Thomas Lang