Datum: 22. Juni 2013
Ort: Hallenstadion – Zürich
Bands: Iron Maiden /
Vodoo Six
Die Ankündigung, das Iron Maiden diesen Sommer auf Tour gehen, riss mich erst mal nicht vom Hocker. Vor allem im Hinblick auf die Setlists der letzten Jahre, welche zu großen Teilen aus Stücken neueren Datums bestanden. Als dann aber bekannt wurde, dass die 2013er Tour im Zeichen von „Seventh Son Of A Seventh“ steht und die Setlist in etwa der damaligen von 1988 entsprechen würde, war klar, dass darf man sich nicht entgehen lassen. Iron Maiden nur mit alten Gassenhauern der 80er, ein wunderbarer Anlass, dem man gespannt entgegenfiebern konnte.
30 Minuten früher als angegeben (man möge mich bitte korrigieren falls ich hier was übersehen habe, aber auf der Karte steht Beginn: 20:00 Uhr), kamen Voodoo Six aus England als Vorband auf die Bühne. Das Parkett des Stadions war zu diesem Zeitpunkt vielleicht zu einem Viertel gefüllt und die Ränge so gut wie leer. Die Briten spielten etwa eine dreiviertel Stunde eine gefällige Hardrock/Metal Mischung, die weder Neues bot noch weh tat. Das bereits anwesende Publikum beklatschte die sichtlich bemühte Band recht ordentlich, welche irgendwie verloren auf der riesen Bühne wirkte. Ein etwas hochkarätigerer Support Akt wäre schön gewesen.
„Doctor, Doctor“ von UFO erklang plötzlich deutlich lauter als die restliche Berieselung der Pause und der aufmerksame Maiden Fan war parat, denn nun ging‘s los. Der UFO Song verklang, das Licht ging aus, ein Intro wurde gespielt und auf den Bildschirmen wurden Videos von kalbenden Eisbergen gezeigt. Cool! „Moonchild“ wurde unter tosendem Applaus angestimmt und Iron Maiden enterten die Bühne. Die anfängliche Euphorie wurde leider ganz schnell durch den katastrophalen Sound arg gedämpft. Harrisons Bass überlagerte alle drei Gitarren, Dickinsons Stimme war alles andere als gut abgemischt und die Snare Drum war kaum zu hören. Wie kann so was sein? Klar, eine Arena dieser Größe richtig zu beschallen ist sicher nicht trivial, aber die Instrumente sind ja wohl nicht erst 30 Minuten vor Türöffnung eingetroffen. Da werden doch Soundchecks und was weiss ich alles für Proben gefahren. Und weder die Crew von Maiden noch die vom Hallenstadion werden das zum ersten Mal gemacht haben.
Da ich die Setlist kannte und „Can I Play With Madness“ im Anschluss zu den meiner Meinung nach verzichtbaren Stücken gehört, blieb die Hoffnung, dass sich der Sound bis „The Prisoner“ fangen würde. Und so war‘s dann auch. Mit dem Intro zu dem Song ging für mich erst der eigentliche Gig los. „I’m not a number, I’m a free man! Hahahaa!“ sag ich da nur und der verkorkste Anfang war vergessen. Ein zeitloses Stück, dem mit „2 Minutes To Midnight“ gleich noch ein Kracher hinterher geschoben wurde. Der Sound war mittlerweile echt OK und spätestens jetzt war das Publikum auf der Seite der Briten.
Dickinson, der sehr gut bei Stimme war, nutzte die kompletten Ausmaße der Bühne. Wäre wirklich mal interessant zu erfahren, wie viele Kilometer der Mann an solch einem Abend zurücklegt. Auch die Herren Murray, Smith, Gers und natürlich Maiden Boss Harris lieferten eine beachtliche Bühnenperformance. Vor allem Gers fetzte wie der Teufel.
Das anschließende „Afraid To Shoot Strangers“ sorgte mit seinem wunderbar ruhigem Anfangsteil für die ersten Gänsehautmomente. Sehr gut, dass dieser Titel wieder mit aufgenommen wurde. Hier kamen die doppelten bzw. dreifachen Gitarrenläufe erstmals so richtig zur Geltung. Dann jagte ein Klassiker den Nächsten. Bei „The Trooper“ kam Dickinson Fahnen schwingend in Bürgerkriegsuniform daher, dazu liefen Videosequenzen. Man wusste gar nicht, wo man zuerst hinschauen sollte.
Das „The Number Of The Beast“ oder „Run To The Hills“ die Halle zum Kochen brachten war klar. Diese Stücke sind ähnlich wie „Smoke On The Water“, zu hause meist totgenudelt und seit Jahren nicht mehr aufgelegt, entwickeln live aber eine enorme Wucht, der man nicht entkommt. Da kennt man jede Textzeile, jedes Riff und jeden Break. Und wenn dann auf der Bühne die Pyrotechnik aus allen Rohren feuert, dann fühlt man sich wie Metal-Himmel. Klingt geschwollen, ist aber so.
„Phantom Of The Opera“ der Uralt Klassiker freute vor allem die älteren Maiden Jünger (mich) und mit „Wasted Years“ war zumindest ein Song meines Maiden Lieblingsalbums vertreten. Ich meine bei dem Stück kam dann auch der etwa vier Meter große Eddie mit Säbel bewaffnet auf die Bühne, zwischen dessen Beinen Janick Gers immer wieder durch laufen konnte. Apropos Eddie: Die Eddie-Hintergrundbilder änderten sich jeweils songpassend und die auftauchenden Eddie Statuen waren zusammen mit der genialen Lichtshow und den Videosequenzen auf den beiden Bildschirmen absolut beeindruckend. Da passte einfach alles. Auch die immer wieder in die Höhe schießenden Flammen und die Feuerwerke an der Decke ließen keinerlei Wünsche offen.
Den Höhepunkt des Abends stellte für mich das zehnminütig Epos „Seventh Son Of A Seventh Son“ dar. Das Intro, der sphärische Mittelteil, die türkisblaue Bühne mit Bodennebel, Dickinson mit Vampir Frisur und Mantel und im Hintergrund thronte die riesige Eddie Figur wie Buddah. Wow! Der empor fahrende Keyboarder war dann vielleicht etwas dick aufgetragen, aber seis drum, diese Theatralik gehört halt dazu. Die Gitarrenfraktion duellierte sich um die Wette, Harris Bass drückte und Bruce bewies eindrücklich, dass er immer noch zu den besten Metal Sängern überhaupt gezählt werden muss.
Es folgten noch „The Clairvoyant“ und das obligatorische „Fear Of The Dark“, welches natürlich wieder lautstark mitgesungen wurde. „Iron Maiden“ vom Debut beendete den regulären Block. Finde ich großartig, dass Maiden hier nach wie vor an diesem traditionellen Kracher festhält. Dem Publikum und der Band wurde eine kurze Verschnaufpause gewährt dann ertönte auch schon die legendäre Churchill Rede und die Flieger Videos flimmerten auf den Schirmen. Klar, „Aces High“! Auf den Rängen hielt es nun auch keinen mehr auf den Sitzen. Definitiv der zweite Höhepunkt des Abends. Im Anschluss „The Evil That Men Do“ dann etwas gemütlicher, bevor mit „Running Free“ ein All-Time-Klassiker das Konzert beendete.
Fazit:
Ein grandioses Spektakel! Es fehlten eigentlich nur noch die Spandexhosen, dann wär’s wie früher gewesen.
Bis auf ein, zwei Stücke war die Setlist perfekt und der etwas holprige Start juckt heute keinen mehr.
Die Kollegin Kathrin Hirzel (Fotos) bringt’s auf den Punkt: „Maiden, Bier, johlen, jubeln, Luftgitarre spielen und einfach nur in der Menge von Gleichgesinnten baden. Ein ganz grosses Generationen übergreifendes Familienfest!“
Setlist:
Moonchild
Can I Play with Madness
The Prisoner
2 Minutes to Midnight
Afraid to Shoot Strangers
The Trooper
The Number of the Beast
Phantom of the Opera
Run to the Hills
Wasted Years
Seventh Son of a Seventh Son
The Clairvoyant
Fear of the Dark
Iron Maiden
Aces High
The Evil That Men Do
Running Free
Text: Thomas Lang
Bilder: Kathrin Hirzel