Datum: 12. November 2012
Ort: Z7 – Pratteln
Bands: Pain / Moonspell / Swallow The Sun / Lake of Tears / Scar Of The Sun
Normalerweise bin ich kein Freund von solchen Festivals. Ich denke, mehr als drei Bands an einem Abend sind definitiv zu viel. Oft werden die ersten Bands verheizt, die Spielzeiten sind meist recht kurz und die Aufmerksamkeit bei den Zuschauern lässt doch oft merklich nach. Aber bei diesem Line-Up konnte ich nicht anders und machte mich auf den Weg in die Dunkelheit nach Pratteln. Zu sehr freute ich mich auf ein Wiedersehen mit Moonspell. Zudem spielten unter anderem noch Pain und Swallow The Sun.
Aufgrund des frühen Beginns (fünf Bands müssen ja zeitlich irgendwie untergebracht werden), verpasste ich auch gleich die erste Band Scar Of The Sun. Die üblichen Faktoren Arbeit und Feierabendverkehr verhinderten ein pünktliches Erscheinen. Leider muss ich sagen, denn ich hätte sie sehr gerne gesehen und vor allem gehört. Wie ich von einigen Zuschauern erfahren habe, ging der Auftritt in Ordnung. Musikalisch nicht schlecht, doch wurde die Eigenständigkeit etwas vermisst. Zudem spielten sie nur 30 Minuten. Wenn sich eine Band präsentiert und neue Hörer gewinnen will, ist dies jedoch zu wenig Spielzeit. Zudem war zu diesem Zeitpunkt das Z7 noch sehr spärlich gefüllt.
Egal, dachte ich mir. Es waren ja noch vier Bands an der Reihe. Los ging es für mich somit mit den Schweden Lake of Tears. Aufmerksam wurde ich auf die Band Mitte der 90er-Jahre mit dem Album „A Crimson Cosmos“, hatte ihr musikalisches Schaffen aber etwas aus den Augen verloren. Positiv ist mir sofort das Possessed-Shirt des Drummers aufgefallen. Konnte ich da noch objektiv sein? Es war ein solider Gig der Schweden. Aufgrund der engen Platzverhältnisse war nicht viel Platz für eine optisch animierende Show. Das war aber auch nicht nötig. Die Energie übertrug sich durch die Musik, welche stark durch die 70er-Jahre beeinflusst ist. Egal ob ältere Nummern wie „Raven Land“ oder auch Lieder neueren Datums vom letzten Album „Illwill“, die Band schaffte eine einzigartige Atmosphäre und wurde zu Recht vom Publikum gefeiert.
Nun war es an der Zeit für die typisch finnische Melancholie. Swallow the Sun betraten die Bühne. Ihr dieses Jahr erschienenes Album „Emerald Forest And The Blackbird“ zählt für mich zu den Highlights der diesjährigen Releases. Der Auftritt wurde sehr statisch dargeboten. Dies lag vielleicht auch daran, dass man sechs Leute vor den Drumriser der späteren Bands quetschen musste. Aber wildes Stage Acting ist auch gar nicht von Nöten. Eine unglaubliche Intensität wurde im Laufe des Auftritts aufgebaut. Charakteristisch für die Songs sind oft die Tempiwechsel. Auf den recht ruhigen Vers folgt ein schneller Refrain. Hierbei konnte Sänger Mikko Kotamäki seine ganze stimmliche Bandbreite zum Ausdruck bringen. Klarer, melodiöser Gesang wechselte oft zu derben Growls. Klasse Leistung von der gesamten Band. Toller Auftritt.
Mit der nächsten Band steigerte sich die Stimmung um ein Vielfaches. Der Co-Headliner Moonspell war an der Reihe, um dem Publikum eine ordentliche Portion Metal um die Ohren zu hauen. Zum ersten Mal wurde auch die volle Bühne genutzt. Gestartet wurde wie schon im Juni an gleicher Stelle mit dem Doppel „Axis Mundi“ und „Alpha Noir“. Bei dem Eröffnungstrack trug Sänger Fernando Ribeiro seine obligatorische Maske. Als dann als dritter Song „Opium“ gespielt wurde, hatte ich schon die Befürchtung, dass die Setlist sich mit der vom Metalfest wiederholen würde. Doch diese Gedanken waren unbegründet. Fernando erinnerte sich noch an den letzten Gig im Z7, dankte herzlich dessen Crew und versprach eine etwas andere Setlist.
Besonders freute ich mich über „Nocturna“ und „Night Eternal“. Das Abschlusstrio war wieder Old School. Mit „Vampiria“, dem lautstark geforderten „Alma Mater“ und dem finalen „Full Moon Madness“ ging ein fulminanter Gig zu Ende. Meiner Ansicht nach ein sehr kurzweiliger Auftritt, aber ein paar Songs mehr hätte ich mir dann doch gewünscht. Besonders gefallen hat mir Gitarrist Ricardo. Wahnsinn, welche Soli er sich mit Leichtigkeit aus dem Ärmel schüttelte. Grandios! Die gesamte Band lebte auf der Bühne und spielte den Gig nicht nur einfach routinemässig runter. Dies wurde vom Publikum auch entsprechend gewürdigt und die Band wurde gefeiert.
Ob das vom Headliner Pain zu toppen war? Aber eigentlich ist diese Frage unsinnig, da Peter Tägtgren und seine Mannschaft komplett andere Musik spielen. Ich hoffte einfach auf einen energiegeladenen Auftritt und wurde nicht enttäuscht. Brachial ging es sofort mit „Same Old Song“ und „I’m Going In“ los. 11 weitere Songs sollten noch folgen und über die gesamte Spielzeit nahm die Intensität nicht ab. Die Band hatte sichtlich Spass und Herr Tägtgren war in den Gesangspausen ständig wie wild am Bangen.
In der Mitte des Konzerts verkündete der Frontmann, dass der Bassist Geburtstag hat und stimmte ein „Happy Birthday“ an. Anschliessend wurden ihm noch zwei Geschenke überreicht. Es war lustig anzusehen, dass er es nicht schaffte das eine Präsent auszupacken. Somit machte er sich gleich an das zweite, welches eine Weinflasche beinhaltete. Selbstverständlich wurde diese nicht auf die Seite gestellt, sondern umgehend geöffnet. Diese Spiellaune übertrug sich auch auf das Publikum und Hits wie „Dirty Woman“, „The Great Pretender“ und „Let Me Out“ fehlten nicht. In dieser Verfassung dürfen Pain jederzeit wiederkommen. Als der letzte Song „Shut Your Mouth“ gespielt war, war ich leicht traurig, dass es schon zu Ende war. Zumal ich gehofft hatte, dass sie „You Only Live Twice“ und „Eleanor Rigby“ spielen würden. Leider war dem nicht so, trübte mir aber trotzdem die Stimmung nicht.
Ein toller Konzertabend ging zu Ende. Leider war das Z7 nur zur Hälfte gefüllt. Dieses Package hätte auf jeden Fall mehr Zuspruch verdient. Danke auch von meiner Stelle an das Z7, welches immer wieder solche Events ermöglicht und tolle Bands ins Land holt. Wir sehen uns noch dieses Jahr!
Text: Sascha Judt
Bilder: Jasmin Stierli