1. November 2018
Rössli – Bern
Bands: The Hirsch Effekt / Hathors
Tatort Rössli Bar in der Reithalle. Es ist bereits nach 21.00 Uhr, als ich durch die Lagerfeuer vor der Reithalle schreite. Es wird noch geskatet, Bier getrunken und munter geplaudert. Mein Ziel heute Abend ist jedoch nicht gemütliches Beisammensein, sondern das Konzert von The Hirsch Effekt mit Hathors als Support in den Räumlichkeiten der Rössli Bar.
Mit ein wenig Verspätung beginnt der erste Tanz vor einem eher kleinen Publikum. Die Winterthurer Kombo Hathors zeigen eine sehr abwechslungsreiche Darbietung. Man spielt von Punk über Indie zu Noise ziemlich Querbeet, es wird einiges geboten. Mal wird es knackig rockig, danach folgt ein schleppender Song mit mönchähnlichem Gesang. Es wird fast meditativ, Momente später wird dem anwesenden Publikum erneut eine Gitarrensalve nach der anderen entgegengeschleudert. Hathors liefern souverän ab, zeigen Spielfreude und wohldurchdachte Songstrukturen. Die Band hat sich dadurch einen Platz in meinem Gedächtnis gesichert. Leider hält sich die Anzahl Zuschauer immer noch sehr in Grenzen. Schade.
Der Zeiger nähert sich mit schnellem Ticken der 11, ich werde langsam nervös. Kurz bevor die Stunde sich füllt, geht es dann doch noch los. Aus logistischen Gründen war wohl eine frühere Spielzeit nicht möglich. The Hirsch Effekt sind auf ihrer 10-Jahre-Jubiläumstour und spielen Songs aus allen bisher veröffentlichen Alben. Das macht Laune. Die Performance der drei Jungs aus Hannover ist ab der ersten Sekunde on point. Mit zwei Mikrofonen bewaffnet wird gescreamt und gesungen, und das in ihrer Landessprache. Klingt einfach nur geil und passt. Schlagzeuger Moritz Schmidt ist bei jedem Gesangspart mit dabei, ohne das sich dies auf irgend eine Weise negativ bemerkbar macht. Die Band hat viele elektronische Effektgeräte mitgebracht und setzt diese gekonnt ein. Es wird aufs Treppchen gehüpft, herumgewirbelt als gäbe es kein Morgen mehr. Die Menge hat sich dann doch noch ein wenig vermehrt, alles in allem aber unterdurchschnittlich. Man nimmt es aber mit Humor und zeigt keine grosse Enttäuschung, die wenigen Anwesenden werden trotzdem mit in die Show eingebaut. Musikalisch spielen The Hirsch Effekt Artcore / Metal (THE über sich selbst: „Indielectro-Post-Punk-Metal-DIY-Band“). Die Mischung ist wahrhaftig ein Augenöffner. Treibende Rhythmen, wummernde Bässe und knatternde Snares. Textlich verarbeiten die Jungs vor allem persönliche und emotionale Themen, auf ihrem neusten Streich „Eskapist“ sind sie aber auch sehr sozialkritisch.
Nach einer knappen Stunde ist der Abend für mich leider schon vorbei, der ÖV ruft. Und diese Tatsache kackt mich in dem Moment sowas von an. Wer auch die Möglichkeit hat, an ein The Hirsch Effekt Konzert zu gehen und Freude an technisch hochstehendem Metal hat, sollte sich das nicht entgehen lassen. Applaus an die Herren Wittrock, Lappin und Schmidt.
Text: Gianluca Teofani
Bilder: Alain Schenk / Gianluca Teofani