Hendricks The Hatmaker + Fire Cult + Gin Stories
Treibhaus – Luzern
Samstag, 14. Oktober 2023
Text: David Spring
Vor nicht allzu langer Zeit veröffentlichten die Luzerner Charmantgarde-Punker:innen von Hendricks The Hatmaker ihr grossartiges neues Album «Back In Style». Mit ihrem ganz eigenen Stil, der gelegentliche Folk-Klänge mit schrammeligem Punk und kreativem Songwriting vermischt, vermag das Trio zu überzeugen. Vergangenen Samstag nun hiess es, das gute Werk amtlich zu taufen. Ort des Geschehens war das schöne Treibhaus in Luzern und mit vielen Gästen und einem tollen Publikum wurde das Album feierlich in die Welt begrüsst.
Den Auftakt machten Gin Stories. Das ebenfalls aus Luzern stammende Trio trat mit Kontrabass, Mandoline und Akustik-Gitarre auf, ihr Sound irgendwo zwischen einem verstaubten Irish Pub und der weiten Prärie des mittleren Westens der USA angesiedelt. Wie sich schnell herausstellte, war zwar die Musik eher folkig/keltischer Natur, die Seele der Drei aber tief im Punk zu Hause. Sänger und Gitarrist Fabio rief auf, die bevorstehenden Wahlen nicht zu vergessen oder zu ignorieren, da es viel zu viele «Tubel» gäbe. Wurde eine politische Ansage vom zirka halbvollen Treibhaus anfänglich erst noch mit dem typisch schweizerischen Politverdruss goutiert, so gab es bald schon immer mehr Jubel. Zu wichtig das Thema, zu sympathisch die Art und Weise der Band.
Gin Stories überzeugten mit grossartigen Texten und einer guten Portion Humor, vor allem aber mit immensem Können an den Instrumenten. Bis auf ein hervorragendes, in Spanisch, Englisch und Schweizerdeutsch vorgetragenes Cover von Manu Chaos «Clandestino» waren alle Songs Eigenkompositionen. Dabei schien vor allem Mandolinist Jerry immer wieder mit seinem Talent und den vielen kreativen Solos, während Bassist Laurent grossartige, rumplige Läufe hinlegte und an gemütlicher Coolness kaum zu übertreffen war. So heizten uns Gin Stories ordentlich ein und machten unverschämt viel Spass. Beachtlich für eine Band, die erst seit zwei Jahren ihr Unwesen treibt!
Überraschenderweise war es dann bereits schon Zeit für Hendricks The Hatmaker. Zu Monty Python’s «Spam» und dem fabulösen «So Long And Thanks For All The Fish» aus «Per Anhalter durch die Galaxis» betraten die Drei feierlich die Bühne und legten mit «Schnörebox» gleich lautstark los. Das Publikum war bestens gelaunt und zum Feiern aufgelegt. Erst recht, als uns Sänger und Gitarrist Nicolas gutgelaunt begrüsste, uns aber gleich auch ermahnte, dass wir alle viel zu wenig Hüte tragen würden. Zum Glück wusste die Band diesem Notfall schnell abzuhelfen und verteilte kurzerhand einen Riesenhaufen ebensolcher an die Leute. Was für eine tolle Aktion.
Natürlich durften zu einem feierlichen Anlass wie einer Plattentaufe auch musikalische Gäste nicht fehlen. Den ersten gab es zu «Violet», als sich Sämi von The Haymen mit einem Keyboard auf die Bühne gesellte. Es gab kurz ein paar technische Probleme, die Bassistin Ramona und Drummer Stefan gekonnt mit einem Drum’n’Bass-Intermezzo überspielten, bevor es mit dem grossartigen Banger weiterging. Das folgende «All We’ve Got» wurde von Jerry von Gin Stories an der Mandoline unterstützt und etwas später wurde das höchst-politische «Government» von Katja, die auch schon auf dem Album vertreten ist, an der Violine vervollständigt. All diese Gäste und natürlich die fantastischen Songs von Hendricks The Hatmaker führten zu einer abwechslungsreichen und unterhaltsamen Show.
Auch «Back To Style», das neue Album, wurde dann noch offiziell vorgestellt. Dafür hatte die Band gleich ihre eigene goldene Schallplatte mitgebracht, die dann glücklicherweise mit Konfetti und nicht Champagner getauft wurde. Hendricks The Hatmaker lieferten einen wahrlich grossartigen Auftritt ab und machten unglaublich Spass. Obwohl der Sound nicht immer perfekt war, machten die Drei dies mit wundervoller Energie, aufrichtig sympathischem Charme und unendlich viel Spielfreude jederzeit locker wett. Gegen Ende hin durften wir abstimmen, ob wir überhaupt Zugaben hören möchten, was natürlich lautstark bejaht wurde. Das finale «Hendricks The Hatmaker» schloss den Auftritt nach etwas über einer Stunde dann fulminant ab und verlangte uns nochmals alles an Jubel, Trubel und Heiterkeit ab. Was für eine Band.
Danach war für mich leider Schluss und es ging raus ins regnerische Luzern und nach Hause. Für die letzte Band des Abends, die spanisch-schweizerischen Indie-Punks von Fire Cult, war es leider schon zu spät. Doch auch so war es richtig schön, bei der Plattentaufe einer solch wunderbaren, einzigartigen Schweizerband dabei sein zu dürfen. Hendricks The Hatmaker sind vielleicht nicht der grösste Name der heimischen Szene, doch haben sie es mehr als verdient, zukünftig so viele Bühnen wie nur möglich zu rocken. Ich freue mich bereits auf das nächste Mal.
Setlist [Quelle: Band direkt]
- Schnöreböx
- Jimmy
- All My Friends
- Violet
- All We’ve Got
- Government
- One O’Clock
- From The Cities
- What We’re In For
- Why So Serious
- Metamorphosis
Zugaben
- Hendricks The Hatmaker