hellfest.fr
Foo Fighters + Madball + Queens Of The Stone Age + Corey Taylor + Royal Blood
Rue du Champ Louet – Clisson
Sonntag, 30. Juni 2024
Text + Bilder: Adrian Portmann
Bevor es wieder mit Konzerten losging, sah ich mir den Stand der gemeinnützigen Organisation Savage Lands an, welche sich für die Wiederaufforstung der Wälder in Costa Rica sowie für die Tier- und Pflanzenwelt in diesem Land einsetzt. Das Projekt wurde von Sylvain Demercastel (Musiker und Umweltaktivist) und Dirk Verbeuren (Drummer von Megadeath) ins Leben gerufen und will der Entwaldung entgegenwirken, ganz nach dem Motto «keep the jungle noisy». Savage Lands ist aber auch eine Band, bestehend aus diversen Gastmusikern, welche das Projekt unterstützen. Die Einnahmen der produzierten Songs gehen jeweils zu 100% direkt an die Organisation. An der 17ten Ausgabe des Hellfests spielte die Band am Freitag auf der Hauptbühne, wobei unter anderem Musiker wie Vincent Dennis (Body Count), Shane Embury (Napalm Death) und Andreas Kisser (Sepultura) mitmachten.
Anschliessend folgte das Konzert der zweiköpfigen Band Royal Blood. Bei strahlendem Sonnenschein und leichter Brise präsentierten die Briten ihren unverwechselbaren Sound, welcher sich aus Garage- und Bluesrock zusammensetzt. Zerrende Bassklänge und knallende Drumbeats standen im Vordergrund. Über das ganze Set hinweg herrschte eine ergreifende Stimmung, welche das Publikum in kontinuierliche Tanz- und Herumspringlaune versetzte. Zum Abschluss des Konzerts gab es das berühmte «Figure It Out».
Auf der Bühne nebenan kam kurz darauf der nächste interessante Act auf die Bühne. Corey Taylor, mal nicht maskiert, sondern mit schwarzem Blazer und pinkem Shirt, grinste über das ganze Publikum hinweg. Zu Beginn wurde noch einige Male wie bei Slipknot herumgeschrien, doch verwendete der Sänger während des Konzertes hauptsächlich seinen «normalen» Rock-Gesang. Nach einigen Songs wurde «Black Eyes Blue» gespielt, welches der Sänger seiner «Queen» widmete und zur Gitarre griff. Als nächstes folgte mit dem Intro der Kinderserie Spongebob Schwammkopf ein weiterer fester Bestandteil seiner Shows. Für die Leute gab es keinen spezifischen Grund warum, die gesamte Show machte uns einfach in Spass und so machten auch alle beim ansteckenden Singsang von «We Are The Rest» kräftig mit.
Jegliche Musik, welche an diesem Tag auf der Hauptbühne zu hören war, animierte mächtig zum Mitsingen oder zumindest zum mitgröhlen. So ging es weiter mit Queens Of The Stone Age, welche eine absolute Hammershow an ihrem Hellfest-Debüt ablieferten. Kein Songfavorit wurde ausgelassen und es wurde durch das ganze Album-Repertoire brilliert. Dabei griff Sänger Josh Homme gefühlt nach jedem Song zu einer neuen Gitarre und dirigierte mithilfe der ganzen Band die Handlungen des Publikums. Wie viele englischsprachige Bands verliessen auch Queens of The Stone Age die Bühne nicht, ohne sich bei den Zuschauern auf halbwegs korrekt gesprochenem Französisch herzlich zu bedanken.
Als nächstes waren auf der Mainstage The Offspring an der Reihe. Wem dies aber zu soft war, versammelte sich bei der Warzone, wo wieder Old-School New-York Hardcore-Punk auf dem Programm stand. Dieses Mal wurde der Stützpunkt durch die Truppe Madball auseinandergenommen. Die bekannten Songs der Band mit ihren eingängigen Gangshouts, wie «Born Strong» und «Rev. Up», kamen sehr gut an und bildeten das Fundament der energiereichen Show. Freddy Cricien wusste einfach, wie er das Publikum anstacheln musste, so dass es auch immer Vollgas gab. Um dem Sänger zu zeigen, dass er es hier mit einer «knallharten» Crowd zu tun hat, wurden die Aktionen im Moshpit immer intensiver. Nachdem ein Rollstuhlfahrer über die Menge gesurft war, beendete der Song «Doc Marten Stomp» die Show.
Das Festival war beim letzten Headliner der diesjährigen Ausgabe angelangt und es folgte eine bemerkenswerte Foo Fighters Darbietung, die es verdient hat, mit all ihren kleinen Details reflektiert zu werden. Wenn Dave Grohl auf die Bühne rennt und gleich zu «All My Life» ununterbrochen ins Mikrofon schreit, kommt als erstes die Frage auf: Wie viele Liter Ristretto-Kaffe waren da bei ihm vorher im Spiel? In der Aufwärmphase folgten hauptsächlich schnelle und aufwühlende Songs, um die Leute so richtig wachzurütteln. Dazu gehörte auch der Klassiker «The Pretender». Erst 15 Minuten waren vergangen und der Sänger war bereits komplett durchnässt, als wäre auf der Bühne eine Sauna installiert worden. Dies hielt ihn aber nicht davon ab, mit ein paar lauten «Heeeeeeey»-Rufen die Leute zu begrüssen, welche mit fast so viel Power darauf antworteten.
Foo Fighters präsentieren an Live-Konzerten einen Grossteil ihrer Songs nach folgendem Aufbaukonzept: Zuerst wird das Stück in einer ruhigen und sanften Art angespielt, auch wenn in manchen Fällen das Original aggressiver wäre. Diese Phase startet der Hauptsänger meistens allein und reicht somit den Zuschauern seine Hand, im übertragenen Sinne, versteht sich. Zu diesem Zeitpunkt wird kräftig mitgesungen und es entfacht sich eine gefühlsbetonte Stimmung. Die Erwartung auf den plötzlichen Stilwechsel wächst stetig und wenn dieser dann endlich geschieht, entlädt sich die Energie der Musik auf explosivste Weise. Bei manchen Songs genügen diese zwei Phasen nicht und so wird teilweise nach der Explosion ein weiteres Mal zurückgeschaltet und das gleiche passiert aufs Neue, jedoch ein wenig verkürzt. Je nach Power-Level schreit Dave Grohl zusätzlich noch ein, zweimal das bei den amerikanischen Künstlern übliche M-Wort ins Mikrofon, um noch mehr zu pushen. Lieder, die an diesem Abend genauso performt wurden, waren unter anderem «My Hero» und selbstverständlich «Times Like These».
Der ehemalige Nirvana-Drummer forderte nach einiger Zeit das Publikum auf, alle ihre Arme zu heben, um besser sehen zu können, wie viele nun schlussendlich zu ihrer Show gekommen sind. Ganz beeindruckt meinte er daraufhin, für ihn sehe dies nicht einmal annähernd wie die Hölle bzw. das Hellfest aus, sondern einfach wunderschön.
Als die Band den nächsten Song vorbereiten wollte, brach der Sänger das Ganze abrupt ab und teilte mit, dass er ganz vergessen habe, allen die Band vorzustellen. Auch dieses Mal konnte man bei diesem festen Konzertprogramm-Punkt gespannt sein, welche Darbietungen der einzelnen Mitglieder nun folgen werden. Bei Leadgitarrist Chris Shiflett und Keyboarder Rami Jaffee waren dies komplexe Solos. Nate Mendel bot mit seinem Bass eine kurze Hommage an den Beastie-Boys Song «Sabotage», Pat Smear spielte «Blitzkrieg Bop» und Josh Freese, der neue Drummer, bot in Begleitung der ganzen Band einen heftigen Instrumental-Teil der legendären Nine Inch Nails. Als nächstes wurde mit «Monkey Wrench» wieder ein Lied zum Tanzen gebracht.
Das Konzert neigte sich dem Ende zu, und eine gewisse Wehmut aufgrund der bereits vergangenen vier Tage war im Publikum spürbar. Schliesslich wurde noch einmal voller Kraft bei «Everlong» mitgesungen, und das Konzertgelände begann sich allmählich zu leeren.
Das Festival und auch diese Berichterstattung sind an ihrem Ende angelangt und so bleibt nur noch eines zu sagen: Vielen Dank, liebes Hellfest, für dieses tolle Abenteuer. Das zu Beginn der Woche erwähnte musikalische Menü hat mir auf jeden Fall geschmeckt! Nun ist klar, warum so viele feierwütige Musikenthusiast:innen jährlich nach Clisson reisen. Manche sind sogar so enorm davon begeistert, dass sie auch nicht vor einem spontanem Hellfestlogo-Tattoo auf dem Hinterteil zurückschrecken. Die Besucher haben natürlich ebenfalls enorm zur tollen Atmosphäre beigetragen. Die Stimmung während den vier Tagen kann als unglaublich ausgelassen beschrieben werden und dennoch nahm die Mehrheit stets aufeinander Rücksicht. Für den Fall einer Problemsituation gab es vom Festival in diesem Jahr zudem eine neue nützliche Innovation: die Hellcare-App, wobei man sich über diese melden und nach Unterstützung des entsprechenden Care-Teams bitten konnte. Solche Ideen, aber auch die Konstruktionen und Spezialeffekte, das Essen, die Konzerte, das gesamte Gelände, selbst der wunderschöne Pressebereich, welcher gefühlt mein zweites Zuhause wurde, waren einfach Top organisiert. Danke und bis zum nächsten Mal!
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