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The Prodigy + Fu Manchu + Biohazard + Tom Morello + Steel Panther + Polyphia + Klone + Karnivool + While She Sleeps + Dropout Kings
Rue du Champ Louet – Clisson
Freitag, 28. Juni 2024
Text + Bilder: Adrian Portmann
Musikalisch war der zweite Festivaltag prall gefüllt und gespickt mit diversen Highlights. Zum Einstig wurden am frühen Nachmittag die Besucher:innen der Warzone Bühne in die frühen 2000er Jahre zurückversetzt. Dropout Kings vermochten es mit ihrem Nu-Metal/Rap-Crossover Sound, welcher Ähnlichkeiten zu Bands wie Limp Bizkit aufwies, nostalgische Erinnerungen an diese Zeit zu erwecken.
Aufgrund der heissen Temperaturen waren die vielen Wasserstellen in stetiger Verwendung. Die Hydration war sehr empfehlenswert, insbesondere für diejenigen, welche an der Show von While She Sleeps teilnahmen. Im Vergleich zum Schluss startete die Show eher sanft, doch dies änderte sich innert Kürze. Als nach einigen Songs das Intro von «Anti-Social» erklang, war klar: jetzt geht es erst richtig ab. Als der Song am Breakdown angelangt war, drehte die Meute durch und es gab kein Halten mehr. Die Band, welche an ihren vorherigen Besuchen des Hellfests, immer bei der Warzone auftraten, war sehr erfreut darüber, nun vor so einer Riesenmenge auf der Hauptbühne zu spielen. Stetig war eine grosse Anzahl an Crowdsurfern zu sehen, doch dies genügte Lawrence Taylor noch lang nicht. Er wolle mehr davon, verkündete er, was das Publikum sofort Kürze befolgte. Resultat: mehr als 100 Personen schwebten gleichzeitig Richtung Bühne. Wie gewohnt gab es während des Sets viele Stellen, zu denen der Sound nur auf einen spezifischen Gitarrenrhytmus heruntergebrochen wurde, bis dann ein paar Sekunden wieder alle Instrumente in voller Gewalt einsetzten. Gegen Ende des Sets lieferten While She Sleeps noch einige Songs, welche besonders mit ihrem mehrstimmigen Gesang einen epischen Abschluss kreierten.
Im Anschluss starteten Karnivool auf der Bühne nebenan ihr Set. Ein wenig erschöpft von der vorherigen Show, entschied sich ein Grossteil des Publikums zu bleiben, das Set jedoch sitzend anzusehen. Tolle Songs, viel Sonnenschein und hier und da ein Erfrischungsgetränk, was will man mehr. Es herrschte eine sehr ausgelassene Stimmung. Dasselbe galt auch für die Band, wobei Leadgitarrist Andrew Goddard sich so wohl fühlte, dass er einfach Barfuss auftrat. Das Set endete mit einem Song der neusten Platte und mich zog es im Anschluss gleich weiter zur Altar Stage.
Dort folgte die französische Gruppe Klone, welche eines der persönlichen Highlights des Tages für mich markierte. Da ich die Band erst vor ein paar Wochen für mich entdeckt hatte, war ich besonders gespannt, wie sie live performen würden, und ich wurde nicht enttäuscht. Besonders der Gesang konnte uns sehr beeindrucken. Der ganze Raum wurde damit ausgefüllt und so kam der amüsante Gedanke auf, dass es möglicherweise interessant sein könnte, wenn Sänger Yann Ligner Hymnen singen würde. Bemerkenswert war aber auch, dass wirklich der komplette Sound live gespielt wurde. So bediente sich Matthieu Metzger jeglicher Instrumente wie Keyboard, Saxophon usw., um das Klangbild zu vollenden. Für Progressive-/Post-Rock Fans liessen Klone keine Wünsche übrig. Teilweise sanfte Songeinstiege, welche stetig schneller wurden und dann wieder sehr schwere Songs, die zum intensiven Mitwippen animierten, es war alles dabei. Nachdem die letzten Klänge des Hits «Yonder» verhallten, war die Resonanz des Publikums gewaltig.
Ein nächster interessanter Act waren auf jeden Fall Polyphia. Die Band, die für ihr sehr virtuoses Gitarrenspiel bekannt sind, lieferte eine tolle Show ab, komplett instrumental, versteht sich natürlich. Die unzähligen Gitarrensolos waren sehr faszinierend und konnten eine Vielzahl an Besucher:innen zu sich ziehen. In kürzester Zeit veränderte sich der Rhythmus und es herrschte ein schönes Chaos. Dasselbe galt auch für die Drums. Eine verdiente Pause war angesagt und so begab ich mich zum Food Corner, welcher eine sehr breite Auswahl an Köstlichkeiten zu bieten hatte. Nachdem die persönliche Energie wieder aufgetankt war, ging es zurück zur Mainstage, wo ich mir noch die letzten Songs der wilden Truppe Steel Panther ansah. Die Band, welche auf ihre sarkastische Art die alten Glam-Rock Zeiten der 80er Jahre wiederbelebten, war für die Zuschauer sehr unterhaltsam. Kurz zusammengefasst: es war wild und versaut.
Kurz darauf folgte ein nächstes Highlight auf der Mainstage. Wie an der Pressekonferenz zuvor stolz angekündigt, wurde die Show von Tom Morello mit seinem neusten Song «Soldier In The Army Of Love» eröffnet. Speziell daran ist, dass er diesen zusammen mit seinem Sohn, welcher ebenfalls ein toller Gitarrist ist, aufgenommen hatte. Innerhalb der Show wurde insgesamt jedes einzelne Musikprojekt des Gitarristen zelebriert. Es folgten Songs von Prohpets Of Rage, Audioslave, The Nightwatchman, aber natürlich auch von Rage Against the Machine. Dabei standen die einzelnen Solis der Hauptperson im Vordergrund. Jedoch gab es auch diverse Momente, zu denen einzelne Bandmitglieder das Zepter an sich rissen und ihr Können bewiesen. Abgerundet wurde die Setlist mit ein paar tollen Covers von Künstlern wie Bruce Springsteen und MC5. Zu Beginn noch ein wenig verhalten, machte die Crowd immer mehr mit und sprang wild umher. Als nächstes würden sie einen französischen Klassiker zum Besten geben, welcher womöglich jeder Besucher seit seiner Kindheit kenne, teilte Tom Morello mit einer gespielten Ernsthaftigkeit mit. Dies stellte sich als kleiner Joke heraus und so folgte «Killing In The Name».
Die Nacht brach herein und das ganze Konzertgelände erstrahlte in neuem Glanz. An jedem Abend werden überall wo man hinsehen kann, Feuer entzündet und «Infernopolis» erwacht in der Dunkelheit. Mehr zum Design und der Infrastruktur des ganzen Festivalgeländes folgt im nächsten Artikel. Kurze Zeit später betrat Biohazard die Warzone. Die New-York Hardcore-Punk Band besteht seit einiger Zeit wieder in Originalbesetzung. Der vor Jahren ausgetretene Evan Seinfeld ist seit 2023 wieder Teil der Band und teilt mit Billy Graziadei den Posten als Sänger. Zusammen verbreiteten die zwei Entertainer eine würdige Hardcore Stimmung voller Mosh- und Circle Pits. Zu aller Freude wurde gegen Ende noch das nächste Jahr erscheinende neue Album der Band angekündigt. Es folgte der Wechsel zur Valley Bühne nebenan. Jeder der ein wenig an Stoner-Rock interessiert ist, hat schonmal von Fu Manchu gehört. Die vierköpfige Band präsentierte den zahlreich erschienen Fans eine Vielzahl an Songs sämtlicher Alben. Besonders die alten Hits wie «Eatin‘ Dust» oder «Mongoose» brachten alle zum Jubeln und Kopfnicken.
Vorzeitig ging es für mich ein letztes Mal an diesem Abend zur Hauptbühne, wobei der kommende Act das letzte Quäntchen an Energie aus uns herauslockte. Niemand geringeres als The Prodigy betraten das Podium und versetzten das Feld in Rave-Stimmung. Seit Jahren vermischt die Gruppe auf beste Weise elektronische Beats mit Rock/Punk und verbindet somit beide Kulturen. Für ein Stunde lang wurde die Crowd, angeführt von MC Maxim, in eine komplette Ektase versetzt. Keiner der Hits wie «Omen», «Invaders Must Die» und «Voodoo People» durfte fehlen. Dabei fiel es jeweils schwer, sich wieder ein wenig zu sammeln, bevor der nächste Drop einsetzte und das Gemoshe wieder losgehen konnte. Krönend wurde die Show mit dem Song «We Live Forever» abgeschlossen. Mit einer grossen Müdigkeit, aber auch mit viel Freude über die erlebten Shows ging somit der zweite Teil des Festivals für mich zu Ende.
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