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Avenged Sevenfold + Graveyard + Sylvaine + Green Lung + Slaughter To Prevail
Rue du Champ Louet – Clisson
Donnerstag, 27. Juni 2024
Text + Bilder: Adrian Portmann
Einmal im Jahr wird das Dörfchen Clisson im Westen von Frankreich, welches ca. 7’000 Einwohner misst, völlig überflutet. Die Rede ist nicht von einem Unwetter, sondern von mehreren 10‘000 Rock- & Metalfans, welche alle an denselben Ort pilgern. Das seit 15 Jahren existierende Hellfest hat schon lange Kultstatus unter Musikfans der härteren Klänge und ist selbsterklärend jeweils innert Kürze ausverkauft.
Jedes Jahr gelingt es den Organisatoren jeweils, ein sehr breitgefächertes Musikprogramm auf die Beine zu stellen. Wenn man sich das Lineup genauer ansieht, könnte man fast denken, dass es sich bei jeder Stage, um ein eigenes Festival der zugeteilten Genres handelt. Die zwei Hauptbühnen bieten ein abwechslungsreiches Programm diverser Stile. Für diejenigen, welche aber zum Beispiel hauptsächlich an Punk, Hardcore und Metalcore interessiert sind, bietet die sogenannte Warzone ein Top-Progamm mit eigenen Headlinern. Stoner-, Post- und Psychodelic-Rock Enthusiasten kommen wiederum bei der Valley-Stage mit Bands wie Graveyard oder Fu Manchu voll auf ihre Kosten. Umso besser, wenn man also auf mehrere Stile Lust hat und sich so ein bemerkenswertes Hellfest-Menü zusammen stellen kann. Die Vorfreude war riesig, als es für mich zu früher Stunde mit dem Zug nach Westfrankreich losging. «Werden meine Beine nach diesem Wahnsinn abfallen?», fragte ich mich amüsiert während meiner Fahrt. Zwölf Stunden später war es so weit und ich kam am Festivalgelände an. Platzsuche, Zeltaufbau, Sonnencreme – Check, es kann endlich losgehen!
Als erstes waren Slaughter To Prevail an der Reihe, welche mit ihren allseits bekannten Teufelsmasken auf die Bühne rannten. Die Deathcore-Band gab gleich Vollgas und liess unzählige harte Breakdowns niederprasseln. Nach einigen Songs riss sich Alex Terrible seine goldene Maske herunter und grinste auf das zahlreich erschienene Publikum vor der Mainstage hinunter. Besonders faszinierend war, wie der Sänger seine Stimme abrupt schnell verändern konnte. Das Repertoire an verschiedenen Arten von Growling war dabei riesig. In Social Media gross angekündigt, wagte die Band gegen Ende ihres Sets einen «Rekordversuch»: die weltgrösste Wall of Death. Dies gestaltete sich jedoch schwieriger als sich das die Band vorgestellt hatte. Zu Beginn schien es aussichtslos. Zehn Minuten und unzählige Rufe des Bandleaders später, formte sich jedoch ein langer Graben bis hinter die Feuerballkonstruktion. Ob es gereicht hat, ist unklar. Insgesamt war die Show der Russen sehr unterhaltsam.
Weiter ging es mit Green Lung, welche die Valley Stage unter Beschlag nahmen. Die fünfköpfige Band präsentierte eine Mischung aus Stoner- und Doom Metal. Tom Templar heizte mit seiner kräftigen Stimme ab dem ersten Song so richtig ein. Neben den klassischen Instrumenten untermahlten diverse Keyboard-, sowie Perkussionsklänge das Ganze und es entstand ein breiter Sound. Ganz angetan von diesem Set applaudierte das Publikum lautstark Richtung Bühne.
Anschliessend kam es zu einer schwierigen Entscheidung, was als nächstes folgen sollte: das Set von Crystal Lake, welche immer gut anzuhören sind, oder doch eine neue Band entdecken. Ich entschied mich für zweiteres und so zog es mich zur Tempel Stage, um mir Sylvaine anzusehen. Das stimmungsvolle Klangbild verfrachtete die Crowd in eine eigene Welt und zog alle in den Bann. Die einzelnen Songs setzten sich jeweils aus hellen Gesangseinlagen und schönen langatmigen Post-Rock/-Metal Riffs zusammen. Der Sound animierte uns dazu, einfach die Augen zu schliessen und sich explizit auf die Musik zu fokussieren. Sylvaine, welche teilweise von Playbackgesang begleitet wurde, konnte aber auch anders und liess teilweise sehr eindrückliche Schreie herumhallen.
Ausgerüstet mit einem Teller leckerer Pasta pilgerte ich danach zur Show von Graveyard. Psychodelic-Rock erster Klasse war angesagt. Die Setliste gestaltete sich wie eine Achterbahnfahrt und so ging es für das Publikum hoch und runter. Schnelle Songs, bei welchen man sich einfach energisch bewegen musste, wechselten sich immer wieder mit langsamen, basslastigen Hits ab. So gab es zum Beispiel gleich nach «Breathe In Breathe Out» eine 180 Grad Drehung und «Hisingen Blues» wurde der Crowd hingeschmettert, welche immer wilder wurde. Die Hitze innerhalb der Menschenmenge stieg in die Höhe und so entstanden nach dem Set riesige Warteschlangen bei den anliegenden Bars.
Als ich zu den zwei Mainstages zurückkehrte, kam ich noch kurz in den Genuss der letzten deftigen Songs von Landmarks. Kurz darauf folgte der Headliner des Abends: Avenged Sevenfold. Persönlich konnte mich das Konzert nicht packen. Zwar gab es einzelne kleine Momente, wie zum Beispiel «Hail To The King», aber ansonsten war das nichts für mich. Während der ganzen Show wurde unglaublich viel mit unnötigen Soundeffekten, im Speziellen beim Gesang, herumexperimentiert. Wenn man sich im vorderen Teil der Menschenmenge umsah, gab es einerseits die begeisterten Fans der Band, aber auch viele Personen, die vorzeitig das Konzert verliessen.
Alles in allem kann aber gesagt werden, dass es ein toller erster Festivaltag war und so ist die Vorfreude auf das, was noch kommen sollte gross.
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