21. November 2019
Coq d’Or – Olten
Bands: Hathors / 24/7 Diva Heaven
Endlich mal wieder ins Coq d’Or! Da war ich schon viel zu lange nicht mehr, auch wenn Olten ja wirklich fast um die Ecke liegt. Egal, heute sollten die Berliner Punk-Ladies von 24/7 Diva Heaven und die glorreichen Herren von Hathors aus Winterthur aufspielen, was man sich ja nicht mit gutem Gewissen entgehen lassen konnte.
Los ging es im noch sehr leeren Keller des legendären Oltner Hahns. Die drei Frauen betraten die Bühne und legten schnörkellos und mit ordentlich Attitüde los. Das Schlagzeug treibend nach vorne, der Bass verspielt und rumpelnd, die Gitarre bis auf Elf aufgedreht und verzerrt. Es war eine Freude vom ersten Ton an. Sängerin und Gitarristin Kat verlangte ihrer Stimme alles ab. Bei der Begrüssung merkten wir alsbald, dass sie ziemlich stark erkältet und unglaublich heiser war; wie sie trotz zerstörter Stimme noch so singen und schreien konnte, war mehr als beeindruckend.
Leider hatten sich nicht allzu viele Menschen nach Olten verirrt und der Raum war ziemlich leer, dies hielt zu Beginn auch die Anwesenden etwas davon ab, zu dieser Musik ordentlich und gebührend durchzudrehen. Applaus und Jubel gab es aber gleichwohl nach jedem Lied, die Stimmung war gut, aber definitiv etwas kühl. 24/7 Diva Heaven liessen sich davon keineswegs beirren. Sie spielten ein leicht verkürztes (wegen Kats Stimme), aber dafür umso intensiveres Konzert. Drummerin Mary unterstützte tatkräftig mit Background-Gesang, Bassistin Karo hatte uns, ganz die Punkerin, mehrheitlich den Rücken zugewandt, und Kat verausgabte sich komplett. Zwischenzeitlich auch mitten im Publikum. Eine wahre Freude, dazu musikalisch meistens voll auf die Zwölf. Eingängiger, geradliniger Punkrock mit ordentlich Riot Grrl-Vibes, aber auch das eine oder andere etwas langsamere Stück mit vielen Stoner und Grunge Einflüssen. Richtig geil, was die drei da machen. Erst recht, wenn man bedenkt, dass es sie noch keine zwei Jahre lang in dieser Konstellation gibt. Das war wirklich sehr geil, viel zu schnell war folglich alles vorbei. Man verabschiedete sich und vorbei war die Party. Absolutes Hammerkonzert. Ich hoffe, mit dem bald erscheinenden ersten Album nächstes Jahr, werden sich 24/7 Diva Heaven schnell wieder zu uns gesellen.
Nach kurzem Umbau mit gerade genügend Zeit für eine Zigarette und einen Drink, ging es dann auch rasch volle Pulle weiter. Die drei Winterthurer Hathors betraten grinsend die Bühne und ab ging es. Vollgas lärmiger, lauter Rock’n’Roll wie er im Bilderbuch steht. Auch wenn der Coq-Keller immer noch eher leer war, so liess sich die Band absolut nichts anmerken. Nach ein paar Songs gesellten sich dann auch die Ladies von 24/7 Diva Heaven in die erste Reihe und sorgten für ordentlich Stimmung.
Die beiden Bands hatten zu diesem Zeitpunkt schon ein paar Konzerte auf Tour zusammen gespielt und es war richtig schön zu sehen, wie gross der Support für- und die Freundschaft untereinander war, richtig cool. Hathors lieferten eine schnörkellose Show mit Songs aus allen Momenten ihrer Karriere ab, aber auch ein paar neue Stücken vom im nächsten Jahr erscheinenden neuen Album. Musikalisch war das aller erster Güte. Währenddem Sänger und Gitarrist Marc Bouffé keifte und schrie und dabei seiner Gitarre die komplette Farbpalette an Effekten entlockte, drosch Drummer Dominique Destraz wie ein Berserker in die Felle. Dazu die super interessanten und kreativen Bassläufe von Simeon Thompson, der auch am Gesang tatkräftig mithalf, es war eine wahre Freude.
Ich war beeindruckt von der Abwechslung in den Liedern von Hathors. Mal ging es ab wie ein Tornado, dann wieder wurde das Tempo etwas rausgenommen und man liess einem Song mehr Raum zum Atmen. Mal mehr Stoner und Grunge-Einflüsse, dann wieder 100% Punk und Alternative Rock, richtig geil. Speziell heraus stach dabei das Lied „New York“ vom Album „Brainwash“. Ein über 7-minütiger, epischer Track, der sehr ruhig und sphärisch beginnt, mit hallendem Gesang und wunderschönen Bass-Harmonien. Dann setzt das Schlagzeug ein und der Song nimmt nun ganz langsam an Intensität zu, bis die Spannung irgendwann kaum mehr erträglich ist. Dann ein urgewaltiger Schrei und das Lied geht auf und explodiert – was für eine krasser Übersong, genial. Hathors zeigten hier eindrucksvoll, was für grossartige Musiker und vor allem Songschreiber sie sind, richtig genial.
Irgendwann näherten wir uns leider schon dem Ende. Doch zuvor gab es nochmals einen grandiosen Beweis, warum sich die Jungs von Hathors auch dem Noise Rock Genre zuordnen lassen. Das letzte Lied „Brainwashing Television“ begann mit Lärm, einer Pause, wieder Lärm, der Feststellung von Marc „cool, das Lied hat ja eine Pause“, Lärm, «danke an euch alle, jetzt kommt das letzte Lied» und dann ging die grandiose trashige Nummer los. Was für ein Schluss. Wie immer war natürlich noch nicht ganz fertig. Die Handvoll Leute im Publikum forderte lautstark nach Zugaben und natürlich sagten Hathors nicht nein. In diesem allerletzten Lied stellte sich Marc dann kurzerhand mit dem Mikrofon vor die Bühne und mit einem geradlinigen Stoner-Anfang, gefolgt von einem fulminanten Gitarren-Solo und einem halsbrecherischen Überriff zum Schluss mit der sich wiederholenden Textzeile „we leave now“, verabschiedeten sich die drei Winterthurer mehr als nur würdig von uns. Was für eine wunderbare Band. Pure Spielfreude auch wenn kaum Leute da waren. Gehörig Attitüde, ordentliches Können auf den Instrumenten und letztendlich einfach endgeile Rock-Songs aus den verschiedensten Stilrichtungen. Hathors waren eine absolute Wucht.
So ging ein weiterer denkwürdiger Konzertabend zu Ende. Wie immer bei solch tollen Bands, die ich noch nicht kannte, gab es dann noch ein T-Shirt und eine Platte. Mann gönnt sich ja sonst nichts. Dann noch einen kurzen Schwatz mit den Musikern und schon ging es leider wieder ab nach Hause. 24/7 Diva Heaven und Hathors passen wunderbar zusammen. Die verschiedenen Stile ergänzen sich grandios und beide Bands strotzen nur so vor Spass am Musikmachen und Auftreten. So soll das sein, so macht Livemusik Spass und ich hoffe inständig, dass beide Bands sich bald schon wieder in unsere Gefilde begeben werden, um uns durchzurocken.
Setlist [Quelle: Band]
1. Where Were You
2. Give It Away
3. Sleepwalker
4. It Takes Forever
5. Every Night
6. New York
7. Keeping Secrets
8. Loose Ends
9. Watching You
10. Holy Shit
11. Brainwashing Television
Text: David Spring