16. Oktober 2019
Bar 3000 – Zürich
Band: Harvey Rushmore & The Octopus
Harvey Rushmore & The Octopus haben an jenem Herbstabend bewiesen, dass es keine Lichtgeschwindigkeit braucht, um die Zeit zu durchbrechen. Mit fliegenden Gitarren, berauschten Effekten und lavalampenmässigen Klangteppichen krümmte die Band die Zeitrechnung mühelos und liess die Bar 3000 in einer idealen Version der 70er-Jahre erstrahlen. Hippie-farbene Visuals durchfluteten den fast vollen Raum, und eine Gruppe hübscher weiblicher Wesen verbreitete mit ihren langen, frisch gewaschenen Haaren betörenden Duft. Im Gegenlicht tanzend erinnerten sie ein bisschen an die “auffallend vielen schlanken, rothaarigen Frauen” die laut Wikipedia zur legendären Manson Family gehörten, die vor ziemlich genau fünfzig Jahren verhaftet wurde. Anders als Charles Manson mussten Harvey Rushmore & The Octopus aber keine sexuelle Gewalt anwenden, um die Anwesenden gefügig zu machen. Sie verzückten mit Style, grossem musikalischem Können und Liebe zum Detail – unter anderem Dank der gefühlt hundert Effektgeräte. Die bemerkenswerte Soundqualität machte die Show perfekt.
Entsprechend tanzte die Crowd zunehmend ekstatisch, dampfte und jubelte zwischen den Songs. Sänger Massimo Tondini richtete nur einmal ein gesprochenes Wort ans Publikum – in welcher Sprache, blieb aufgrund des Hall-Effekts unklar. Aber das spielte keine Rolle – die Crowd verstand ihn auch so bestens, die Magie bedurfte keiner Worte. Harvey Rushmore & The Octopus sei wahrscheinlich die beste Schweizer Band, sagte mir ein Branchenkenner nach dem Konzert glücklich und erschöpft. Es war also ein Privileg, die Truppe noch im kleinen Rahmen geniessen zu können.
Text: Nicole Müller