Insanity61 + Chelsea Deadbeat Combo + Expellow + NOFNOG + Mamba Bites + A Lost Game
Konzerthaus Schüür – Luzern
Samstag, 30. Dezember 2023
Text: Adrian Portmann / Bilder: Jessica Christ
Letzten Samstag war es soweit und hunderte Hardcore-Punk Fans fanden sich im Konzerthaus Schüür in Luzern zusammen: das Hardcore United Fest (HCUF) war wieder am Start. Die Eventreihe feierte mit dieser Ausgabe ihr 10-jähriges Jubiläum und so ist es angebracht, kurz auf die Entstehung dieses Spektakels zurückzublicken.
Das Debüt fand damals noch in einem viel kleineren Rahmen, jedoch bereits mit fünf Bands, im Hotel Anker statt. Im gleichen Jahr folgte die zweite Ausgabe, bei der sich das Event bereits auf das nächste Level vergrössern konnte. Insgesamt acht Bands, darunter einige aus Deutschland und Frankreich, brachten damals die Stimmung im Sedel zum Kochen. Seitdem hat das HCUF im Dezember seinen festen Platz im Jahreskalender und mit jeder weiteren Ausgabe wuchs die Veranstaltung kontinuierlich. Neben den Lokalmatadoren von Insanity61 setzte sich das Lineup jeweils aus einer vielfältigen Mischung von Hardcore, Punk und teilweise auch Metal zusammen. Aber es gab auch weitere wichtige Faktoren, warum dieser Event immer beliebter wurde. An diesem Abend herrscht bis heute eine unglaublich kollegiale Stimmung, voller Gespräche und positiver Energie. So freut man sich jeweils immer auch auf all die vertrauten Gesichter, welche man wieder antrifft. Nach sechs Jahren im Sedel erreichte der Anlass das nächste Level – der Veranstaltungsortswechsel in die Schüür. Ab der achten Ausgabe kamen nun fast dreimal so viele Leute in den Genuss dieses Events, das immer wieder Überraschungen zu bieten hatte.
Zurück zum vergangenen Samstag. Zum ersten Mal in der Geschichte des HCUF war der Abend vor Türöffnung restlos ausverkauft. Entsprechend strömten schon früh zahlreiche Besucher:innen Richtung Schüür. Als A Lost Game die Bühne betraten, wurden sie bereits von einer riesigen Menschenmenge begeistert empfangen. Eine festivalähnliche Stimmung breitete sich von Anfang an im Konzertsaal aus, während die Luzerner Band direkt durchstartete. Die geballte Ladung Metalcore, durchzogen von Hardcore-Einflüssen, fand dabei grossen Anklang beim Publikum. Besonders beeindruckend war Sänger Dammis, der seine Stimme mit atemberaubender Geschwindigkeit von Screams über Growling bis zu präzisen Shouts variierte.
Als nächstes folgte der Auftritt von Mamba Bites. Energiegeladener Punk war angesagt! Ihre unerschütterliche Energie und ihre sympathische Ausstrahlung liessen jegliche anfängliche Zurückhaltung des Publikums rasch verblassen. So schaffte es die Frauenband, welche an diesem Abend von einem Gastdrummer unterstützt wurde, das Publikum mehr und mehr in ihren Bann zu ziehen. Nach einer kurzen Erfrischungspause legten NOFNOG noch eine Schippe drauf. Seit 20 Jahren bestehend, waren auch sie an diesem Abend in bester Feierlaune. Mit eingängigen Hooks und kraftvollen Gangshouts nahm die Stimmung immer mehr zu. Klangtechnisch waren die Shows am ganzen Abend hervorragend abgemischt, wodurch jede Band optimal zur Geltung kam. Wie in den Vorjahren herrschte nach den Konzerten auf dem Schüür-Areal jeweils lebhaftes Treiben. Der Merchandise-Markt im Foyer war in vollem Gange und sowohl drinnen als auch draussen, an der Feuerstelle, wurde ausgiebig geplaudert.
Die Aufwärmphase war wahrlich zu Ende, als Expellow ihre Show begannen. Brachialer Metalcore wurde Song um Song und ohne Rücksicht dem Publikum entgegengeschmettert. Besonders präsent war dabei Frontsängerin Mik Dean, die eine unglaubliche Selbstsicherheit ausstrahlte, als ob nichts sie aufhalten könnte. Expellow strahlten wie alle Bands eine immense Freude und Dankbarkeit aus, Teil dieses Events zu sein. Kurz darauf folgte die Powertruppe von Chelsea Deadbeat Combo, welche mit einer Lockerheit auftraten, die ihresgleichen sucht. Die Berner Hardcore-Band erzeugte wie immer eine epische Atmosphäre, die zum Singen und Tanzen einlud. Alte Klassiker wie «Crossroads», aber auch Songs der neuen Platte «Thrive and Wither» standen auf dem Programm. Die Saaltemparatur stieg immer weiter und der Moshpit nahm seine Grösse in typischer HCUF-Manier an. Gegen Ende ihres Sets ereignete sich zudem noch ein legendärer Abschlussmoment: Von der mitreissenden Atmosphäre angesteckt, crowdsurfte der Bassist Gion Jost während des Spielens über die Zuschauermenge, ohne dabei die Ruhe zu verlieren. Danach gönnten sich viele Besucher:innen noch eine kurze Trinkpause, vor dem kompletten Abriss.
Wie so oft in den letzten Jahren erklang ein Hip-Hop-Intro, welches signalisierte, dass der Headliner des Abends nun endlich am Start war. Insanity61 brachte die Menge bereits mit dem ersten Song zum Durchdrehen und es schien kein Halten mehr zu geben. Im vorderen Teil des Saales waren überall Menschen am Moshen und Crowdsurfen. Zu aller Freude wurden mit «Step Back» und «Headed For The Wall» gleich zwei neue Hits live präsentiert. Die Band nutzte die kurzen Pausen zwischen den Songs jeweils, um allen ausgiebig für diesen grossartigen Abend zu danken. Zudem spornte Sänger Tobias Küng das Publikum weiter an und animierte zu mehr Stagedives. Die Zuschauer:innen machten begeistert mit und gegen Ende war sogar der Schüür-Chef beim Crowdsurfen dabei. Um die letzten Energiereserven herauszukitzeln, wurde zum Abschluss noch der Klassiker «No Limit» zum Besten gegeben.
Nach der Show durfte natürlich ein würdiges Abschlussfoto nicht fehlen. Erschöpft und komplett verschwitzt, aber mit breitem Grinsen im Gesicht blickten Insanity61 sowie das ganze Publikum gemeinsam Richtung Kamera. Doch der Abend war noch lange nicht vorbei und viele feierten im Foyer weiter, während DJ Bule einen Klassiker nach dem anderen auflegte.
Setlist Insanity61
- Ready to Row
- Fight
- All I Need
- With My Friends
- Part Of Us
- Step Back
- Still Alive
- Kick The Bucket
- Food Comes First
- Business
- Headed For The Wall
- Moneyfest
- Save Me
- No Limit