Datum: 7. April 2014
Ort: Mini Z7 – Pratteln
Band: Haken
Das Genre des Progressive-Metals bzw. -Rocks, erlaubt ein mannigfaltiges Spektrum an Klangvielfalt und Instrumentierung. Wen wundert es dann, dass es eine Vielzahl an Neuerscheinungen respektabler Bands gibt. Die 2007 gegründete Band Haken aus London, gehört ohne Zweifel zu den Vertretern, denen man besondere Aufmerksamkeit schenken muss.
Schon 2012 und 2013 waren sie Gast in Pratteln, damals in der inzwischen geschlossenen Galery. Schon beim letzten Gig in der Schweiz zeigte sich, dass es innerhalb der Band wohl Spannungen geben muss, denn Bassist Tom MacLean, sonst genauso Fan nah wie seine Band-Mates, zeigte sich nach dem Konzert genervt und auffällig von der Band distanziert. Leider bestätigte sich dieses Gefühl wenige Wochen später mit der unerfreulichen Ankündigung, dass MacLean Haken verlassen wird und man sich nach einem neuen Bandmitglied umsieht.
Die Suche nach einem neuen Bassisten schien allerdings nicht so gut zu verlaufen, wie sich die Band erhoffte, denn man musste die Eingabefrist für die Bewerbungsvideos verlängern. Nun, das erstaunt nicht, denn es zeigte sich ab, dass die entstandene Lücke adäquat zu füllen, keine leichte Aufgabe sein würde. Wen wundert‘s, schliesslich spielen Haken auf einem wirklich hohem Niveau. Alle drei Longplayer reflektieren dieses Niveau in komplexen Kompositionen und könnten abwechslungsreicher nicht sein, ohne jedoch das charakteristische Klanggebilde zu verlassen.
Schliesslich scheint man in Bassist Conner Green aus den Vereinigten Staaten einen würdigen Ersatz gefunden zu haben, um sicher die Climbing the Mountain Tour zu absolvieren. Ob Green festes Mitglied von Haken wird, steht allerdings noch nicht fest. (Mehr dazu im noch kommenden Interview). Untypisch amerikanisch, verhielt sich Green während der ersten Songs von Haken, schon fast britisch zurückhaltend. Doch schon bald zeigte sich, dass er sich keineswegs hinter Tom MacLean verstecken muss und auch sonst gut in die Band zu passen scheint.
Bärte zu tragen scheint, im Moment zumindest, Mode zu sein und es war schon ein wenig befremdlich, die teils jungen Musiker mit Vollbärten zu sehen. Wie nennt man das schon wieder? Hipster? Naja, warum nicht? Eigentlich kann es uns egal sein, denn im Vordergrund steht ja die Musik. Da hatten Haken allerdings ein wenig Startschwierigkeiten.
Der Sound war bei den ersten drei Songs suboptimal, was sich glücklicherweise schnell verbesserte und auch die anfänglich unsauber gespielten Passagen gehörten bald der Vergangenheit an. Sänger Ross Jennings zeigte einmal mehr, dass er ein respektabler und facettenreicher Vocalist ist. Meiner Meinung nach hat seine Stimme noch mehr an Farbe und an Charakter gewonnen, als sie ohnehin schon hatte.
Noch was für die technisch interessierten Leser: Die Tage der meterhohen Racks, die mit Effekten vollgestopft waren, scheinen allmählich vorbei zu sein. Die Saiten-Fraktion von Haken spielte ausnahmslos über die Modelling-Systeme von Fractal Audio Systems. Die Amp-Modelling-Technologie ist längst aus den Kinderschuhen herausgewachsen und inzwischen gibt es verschiedene Systeme, die Sounds bereitstellen können, die früher nur gutbetuchten Musikern oder eben solchen mit einigen Endorsement-Veträgen vorbehalten blieben. Ist halt schon praktisch, wenn man nicht tonnenschweres Equipment rumschleppen muss, sondern alles in einer verhältnismässig kleinen Tasche Platz findet.
Nicht desto trotz nützt das edelste und teuerste Equipment nichts, wenn man nicht spielen kann. Nun, daran mangelte es Haken definitiv nicht, denn sie zeigten eine wirklich tolle Show und konnten die ca. 150 anwesenden Gäste schnell begeistern.
Nach Eineinhalbstunden passierte dann etwas, wovor sich jeder Musiker fürchtet. Eine technische Panne. Probleme technischer Natur sind immer eine lästige Angelegenheit und auch wenn sie meist elektronischen Ursprungs sind, traf es diesmal die Drums. So meldete sich Drummer Raymond Hearne beim Publikum und kündigte einen kapitalen Defekt seines Bassdrum an. Typical British halt, wird das Publikum höflich gefragt, ob man einverstanden sei, eine kleine Pause einzulegen. In rekordverdächtigem Tempo wechselte Ray eigenhändig das Fell seiner Bassdrum und ehe man sich versah war die Band nach der kurzen Pause wieder bereit um weiterzuspielen.
Mit „We‘re ready for the second part of the gig“ legten Haken so los, wie sie aufgehört hatten und das Publikum war innert Sekundenfrist wieder auf dem selben Begeisterungslevel, wie vor der unplanmässigen Pause und brauchte nicht wieder angeheizt zu werden.
Fazit: Das Rezept von Haken scheint zu funktionieren. Die familiäre Atmosphäre kommt einfach gut an, die Songs der Band haben Charakter und kommen in einem Guss daher. Haken geben sich ausgesprochen Fan nah und kümmern sich sehr um ihr Publikum. So schaffen sie es auch, dass sich ihre Fanbase stetig vergrössert. Sieht man sich die Zuschauerentwicklung bei den Briten an, so wird das Mini Z7 wohl nicht mehr lange genug Platz bieten können. Man wünscht es der überaus sympathischen Combo, dass sie hoffentlich bald vor noch grösserem Publikum spielen werden und vielleicht schon das nächste Mal in Pratteln auf der grossen Bühne stehen können. Die Zeichen stehen jedenfalls gut.
Setlist:
01 The Path
02 Atlas Stone
03 In Memoriam
04 Aquarium
05 Insomnia
06 Falling Back To Earth
07 Somebody
08 As Dream Embraces
09 Pareidolia
10 Streams
11 Cockroach King
12 Shapeshifter
13 Because It‘s There
14 Visions
Text: Daniel Baratte
Bilder: Kathrin Hirzel