Datum: 6. September 2013
Ort: Galery – Pratteln
Band: Haken
Die Klagelieder der Konzertfotografen über die mittelmässige oder eher schlechte Beleuchtung in der Galery sind mittlerweile allen bekannt und dennoch versuchen die Pixel-Jäger das Beste aus der gegebenen Situation zu machen und den Lesern, die es leider nicht geschafft haben am Konzert zugegen zu sein, möglich authentisches Bildmaterial zu liefern, damit man nachträglich bewusst werden kann, dass man was verpasst hat. Hat man was verpasst? Ja, man hat!
Sympathisch ist sie allemal, die zum Z7 gehörende Venue im Basellandschaftlichen Pratteln und sie gewinnt definitiv an Wert, wenn ebenso sympathische Bands wie Haken, anlässlich ihres neuen Album-Releases „The Mountain“ wieder zu Gast in Helvetien sind.
Haken? Noch nie gehört? Zugegeben, der Name ist ein wenig seltsam, aber in diesem Falle verhält es sich ganz anders, denn der vermeintlich seltsame Name steht nicht gleich als Synonym für seltsame Musik. Was Haken abliefert, kann, ohne Gewissensbisse zu bekommen, getrost als hochwertige und spannende Unterhaltung bezeichnet werden. Schon das Album hat es definitiv in sich (siehe CD-Review) und wer sich das neuste Werk „The Mountain“ schon zu Gemüte führen konnte, wird sich unweigerlich fragen, ob die jungen Briten das hohe musikalische Niveau auch live zum Publikum transportieren können. Nun, sie können es! Dass Haken durchaus in der Lage ist ihre anspruchsvolle Musik live vorzutragen, konnte man anlässlich ihres letzten Releases „Visions“ und der logischen Konsequenz einer damit verbundenen Tournee, in der Galery Pratteln 2012 beobachten.
Nach anfänglich technischen Schwierigkeiten, man konnte den Gesang in der erste Strophe nur verstehen wenn man des Lippenlesens mächtig war, legten die Briten mit dem Opener „Atlas Stone“ ihres neuen Werkes fulminant los und liessen das Publikum spüren, dass auf der kleinen Bühne etwas wie Magie geschehen würde. Sechs Leute auf der bescheidenen Galery-Bühne ist eigentlich das Limit, was die Stage ertragen kann und entsprechend eingeschränkt war die Bewegungsfreiheit der Band, aber was da von besagter Bühne zum Publikum kam, war einfach gewaltig.
Mittlerweile gehört es zum alltäglichen Bühnenbild, dass Gitarristen zur 7-Saiten Gitarre greifen und auch Gitarrist Richard Henshall bediente sich des erweiterten Klangumfanges einer 7-String wobei er zusätzlich noch Keyboards spielte und bei anspruchsvollen Passagen den ohnehin talentierten Tastenmann Diego Tejeda klanglich ergänzte. Anders jedoch entschied sich Gitarrist Charles Griffiths für eine 8-Saiten Klampfe, was noch mehr tiefere Noten bescherte und somit für eine noch grössere Bandbreite im ohnehin umfangreichen Klangerlebnis von Haken sorgte. Kommen Sänger Ross Jennings gesangliche Fähigkeiten auf dem neuen Album eher als ruhiges Element zur Geltung, zeigte er live, dass er weitaus mehr zu leisten vermag und als Frontmann holte er das ohnehin begeisterte Publikum immer wieder ab. Bassist Thomas MacLean zeigte eine ebenfalls einwandfreie Leistung wie Drummer Raymond Hearne, den man zwar nur schwer erkennen konnte (siehe Thema Beleuchtung im ersten Abschnitt), aber dafür problemlos hören konnte.
Was Haken während rund zwei Stunden ablieferte, war Progressive-Metal und -Rock allererster Güte, vorgetragen auf unglaublich hohem Niveau. So wechselten sich sanfte Elemente mit brachialen Rhythmen ab, es paarten sich Blues-Einlagen mit Swing-Elementen und Tempo- und Takt-Wechsel waren allgegenwärtig. Für Liebhaber anspruchsvoller Musik, waren Haken ein Leckerbissen sondergleichen. Die ca. 80 Zuhörer dankten es den Briten mit CH-untypischen, aber gerechtfertigten frenetischen Jubel und die Band ihrerseits dankte es dem Publikum mit ihrer Präsenz nach dem Konzert wo sie sich begeistert mit jedem unterhielten des auf sie zukam.
Fazit: Ein tolles Album, eine tolle Band und vor allem ein tolles Konzert!
Setlist:
01. (Intro Tape)
02. Atlas Stone
03. Eternal Rain
04. In Memoriam
05. The Mind‘s Eye
06. Portals
07. Shapeshifter
08. Cockroach King
09. (Piano Solo)
10. As Death Embraces
11. Deathless
12. (Bass Solo)
13. Pareidolia
14. Drowning in the Flood
Zugabe:
15. Celestial Elixir
[Quelle: Bühnen-Setlist]
Text: Daniel Baratte
Bilder: Kathrin Hirzel