Datum: 27. Juni 2012
Ort: St. Jakobshalle – Basel
Bands: Guns N’Roses / Quireboys
Mit einer riesigen Vorfreude machte ich mich auf den Weg nach Basel in die St. Jakobshalle. Der Grund war der, dass sich Guns N’ Roses mal wieder die Ehre gaben und ein Konzert in der Schweiz spielten. Auf der Fahrt kamen die ganzen Erinnerungen in mir hoch. Lediglich der Verkehr nervte, doch ich war früh genug dran, so dass keine Gefahr bestand, etwas zu verpassen. Ich freute mich auf die Hits, welche die Band anfangs der 90er-Jahre zur grössten Rockband werden liess.
Mein erstes Konzert war damals in Mannheim, bevor die Band die „Use Your Illusion“-Alben veröffentliche. Zu jener Zeit konnte man die Spannung geradezu spüren. Aber hier geht es ja nicht um früher, sondern um Guns N’ Roses im Jahre 2012. Zugegeben, leichte Zweifel waren vorhanden. Hatte die Band noch die Magie? Immerhin ist nur noch Frontmann Axl Rose (von Dizzy Reed mal abgesehen) von der Originalbesetzung übrig geblieben. Ich beschloss, mich einfach überraschen zu lassen.
Den Anfang machten erst einmal die Quireboys aus England. Musikalisch ein nahezu perfekter Opener, zumal sie schon einmal für Guns N’ Roses auf der „Use Your Illusion“-Tour“ eröffneten. Und sie machten ihre Sache sehr gut. Ich denke, es war nicht einfach, da die Menge auf den Hauptact wartete. Sie spielten aber die relevantesten Songs ihrer Karriere, wobei der Schwerpunkt klar auf dem Debut „A Bit Of What You Fancy“ lag. Dies war eine sehr gute Entscheidung und die Band sorgte schon einmal für ordentliche Stimmung in der Halle. Kein Wunder bei Liedern wie „Hey You“, „7 O’Clock“ oder der Ballade „I Don’t Love You Anymore“. Ein solider Auftritt, welcher beim Publikum sehr gut ankam. Trotzdem würde ich die Band lieber gern in einem kleinen Club sehen. Das wäre die pure Party.
Nach einer relativ kurzen Umbaupause war es dann endlich soweit. Nach einem stimmungsvollen Intro betrat Axl Rose mit seiner Begleitmannschaft die Bühne. Sofort legten sie mit dem Opener des aktuellen Albums „Chinese Democracy“ los. Die Menge war bereit für eine über dreistündige Party. Mit den folgenden drei Songs vom „Appetite For Destruction“-Album stieg sofort die Stimmung. Um mich herum wurden lauthals und textsicher die Zeilen von „Welcome To The Jungle“, „It’s So Easy“ und „Mr. Brownstone“ mitgesungen.
Manche Zuschauer flippten völlig aus, tanzten und bewegten sich, was das Zeug hielt. Andere standen nur mit geschlossenen Augen da und genossen. Die Lieder wurden regelrecht aufgesogen. Ich könnte an dieser Stelle das komplette Konzert anhand der Setliste durchgehen. Aber das erspare ich euch jetzt. Es wurde ein guter Querschnitt aller Alben gespielt. Neue wie alte Songs kamen zum Zug. Die Stimmung war konstant hoch und das Publikum feierte die Band ab. Besonders aber doch bei den Liedern von früher.
Jeder Musiker wurde von Axl vorgestellt, bekam seinen Solospot und liess sich von der Menge feiern. Verbunden waren diese mit jeweiligen Kurzzitaten aus bekannten Klassikern. Zum Beispiel wurde „Another Brick In The Wall Part 2“ von Pink Floyd mit Axl Rose am Piano gecovert, bevor es dann in das obligatorische „November Rain“ ging. Mit „Civil War“, dem ausgedehnten Cover von Bob Dylan, „Knockin‘ On Heaven’s Door“ und „Nightrain“ wurde das Hauptset beendet. Aber es war noch lange nicht Schluss, denn die Drei-Stunden-Marke musste ja geknackt werden. Und der Zugabenteil hatte es nochmals in sich. Mit dem Rolling Stones Cover „Dead Flowers“, „Used To Love Her“ und dem wunderschönen „Patience“ ging es verhältnismässig ruhig zu. Den endgültigen Schlusspunkt setzte dann das lang erwartete „Paradise City“ und hier wurde nochmals ordentlich die Halle gerockt und es gab kein Halten mehr.
Ich bin aber noch eine Antwort schuldig. Haben Guns N’ Roses noch die gleiche Faszination wie in ihren Anfangstagen? Ich muss die Frage leider verneinen. Es war ein hervorragendes Konzert und wurde von der Band technisch einwandfrei mit viel Spass an der Sache vorgetragen, doch fehlen meiner Meinung nach solche Charaktere wie Slash oder auch Duff McKagan. Sie machten diese Band einst aus und machten die Konzerte zu etwas Besonderem. Vor allem bei „Estranged“ oder auch „November Rain“ fehlte das Gitarrenspiel von Slash. Er hat einfach diesen speziellen Ton. Zudem findet heutzutage sehr wenig Kommunikation unter den Musikern statt.
Es ist einfach Axl Rose plus Band und nicht mehr Guns N’ Roses. Trotzdem hat mir ihr Auftritt sehr gut gefallen, aber unter anderen Gesichtspunkten. Positiv zu erwähnen ist noch, dass Axl sehr gut drauf war und sichtlich Spass hatte. Das war in der Vergangenheit oft nicht so. Jetzt braucht es nur wieder ein neues Album und dann mal schauen, wie es mit der Band weitergeht. Gibt es doch noch irgendwann eine Reunion?
Text: Gastredakteur Sascha Judt
Bilder: Jasmin Stierli