Datum: 12.–14. Juni 2014
Ort: Interlaken
Webseite: Greenfield Festival
Bilder vom:
DONNERSTAG 12. Juni 2014
FREITAG 13. Juni 2014
SAMSTAG 14. Juni 2014
Greenfield zum 10ten mal. Eines der jüngeren Festivals der Schweiz feierte dieses Jahr bereits sein erstes rundes Jubiläum. Und nach 10 Jahren kann deutlich gesagt werden, die Schweiz hat genügend Fans für deftigen Sound und dankt dem Veranstalter wieder mit zahlreichem Erscheinen und guter Stimmung.
Ganz so viele Besucher wie letztes Jahr, als ein Besucherrekord von 27‘000 verzeichnet werden konnte, waren es dieses Jahr allerdings nicht. Trotzdem gut 24‘000 verkaufte Tickets für drei Tage lang Musik, Sonne, Regen und Party.
Ob das am trotz Jubiläum eher bescheidenen Line-up lag oder weil wieder genau an diesem Wochenende andere, tolle Konzerte stattfanden, das sei dahin gestellt. Und ja, für mich war es von der Bandauswahl her das am wenigsten interessante Greenfield bis dato.
Wenn man die Headliner der letzten Jahre vergleicht und abgesehen von all den anderen, tollen Newcomern und anderen Bands, dann war 2014 etwas Flaute. Ok, Iron Maiden ist sicherlich für viele die Band schlechthin. Aber sind wir ehrlich, wie alt sind diese Jungs bereits ..? Ich hab das anno dazumal nicht gehört und heute wirkt es für mich sehr nostalgisch und altbacken. Genügend Maiden-Fans fanden trotzdem aufs Festival und vergötterten ihre Hard-Rock Überväter.
Alle Headliner im Überblick:
2014 Iron Maiden, Linkin Park, Soundgarden
2013 Rammstein, Queens Of The Stone Age, The Prodigy
2012 Die Ärzte, Limp Bizkit, The Offspring
2011 Foo Fighters, System Of A Down, Volbeat
2010 Rammstein, The Prodigy, HIM
2009 Slipknot, Faith No More, Nightwish
2008 Die Ärzte, Linkin Park, The Offspring
2007 The Smashing Pumpkins, The Killers, Marilyn Manson
2006 Depeche Mode, Placebo, Tool
2005 Die Toten Hosen, Green Day, System Of A Down
Während Iron Maiden das erste mal die Bühne auf dem Flughafengelände in Interlaken betreten durften, waren Linkin Park bereits das zweite mal zu Besuch. Ihr Auftritt hinterliess bei mir allerdings keinen bleibenden Eindruck und neue Songs des soeben erschienenen Albums „The Hunting Party“ konnte ich nicht heraushören. Dafür Hit an Hit in sehr abgeklärter und kühler Manier.
Mit Soundgarden lag das Booking für meinen Geschmack goldrichtig. Seit den frühen 80er Jahren vermitteln sie eine Stimmung, wie es nur Grunge-Sound kann. 1997 lösten sich Soundgarden auf, Sänger Chris Cornell gründete 2001 Audioslave und war ab und an auch solo unterwegs. Seit 2010 ist die Truppe wieder vereint, sehr zur Freude einer ganzen Generation Fans. Was für die Älteren Iron Maiden oder Linkin Park für die Jüngeren, war für mich eben Soundgarden. Grossartig, wie Cornells Stimme noch immer auf allen Lagen so gänsehautmässig klingt.
10 Jahre also Greenfield und das vierte mal, dass wir von artnoir offiziell dabei sind und berichten. Für mich oder uns, kann ich hier sicher sagen, eines der tollsten Festivals in der Schweiz. Nicht nur wegen der eindrücklichen Kulisse, von der jede Band schwärmt, sondern eben auch wegen des punkigen, rockigen, metaligen und manchmal gruftigen Line-up’s, so passt das zu uns.
Vermisst habe ich trotzdem, dass das Jubiläum nicht genutzt wurde, um irgendetwas Spezielles auf die Beine zu stellen. Nicht mal ein Feuerwerk oder eine Lasershow, nichts. Ein grosser Kuchen vielleicht? Auch das gab es nicht. Bescheidenheit oder einfach zu wenig Ideen, was man dem dunklen Volk hätte bieten können? Oder einfach sonst bereits genug um die Ohren, wenn man bedenkt dass die Headliner durchaus mit einer Entourage von 60-70 Leuten pro Band unterwegs sind und was nur alleine das schon an Organisation bedingt. Eine riesige Kiste, so ein Openair.
Dafür gab es dieses Jahr zum erstem mal eine Festival App, was heutzutage sowieso nicht mehr fehlen darf. Dass sie allerdings am Montag danach bereits deaktiviert war, fand ich schade. Ich hätte gerne die Bands nochmals nachgelesen. Vielleicht lässt man dies nächstes Jahr etwas länger aktiv geschaltet.
Aus der ganzen Masse an Bands nebst den Headlinern sind für mich vor allem die Schweizer Beiträge heraus gestochen. Ganz klar grosse Spitze und eine Neuentdeckung sind die Berner Breakdown Of Sanity. Die Jungs spielen harten und präzisen Metalcore, der für mich bedeutend besser daher kam, als so manche U.S. Band, die einen späteren Slot im Spielplan hatten. Viele dieser U.S. Bands klingen irgendwie gleich und langweilen nach 10 Minuten. Zu perfekt und clean und schön geschniegelt, da ist eine Band wie die andere.
Deshalb waren auch die die Zürcher Hardcorer von Vale Tudo ein guter Tipp und es Wert, dem Regen zu trotzen und vor die Bühne zu gehen. Was die Zürcher abliefern ist astrein und knallhart. Und wenn dann die erfolgreichen Eluveitie mit ihrem Pagan-Metal und die etwas aus dem Line-up herausfallenden Beauty Of Gemina noch auftragen, kann man mit Bestimmtheit sagen, die Schweiz hat musikalisch was zu bieten. Da konnte ein Grossteil der anderen anwesenden Bands einpacken dagegen. Hut ab!
Wiederholungen gab es mittlerweile auch so manche, bei den Headlinern wie auch den restlichen bekannten Bands. Sepultura waren bereits das zweite mal in Interlaken, wie auch Hatebreed, die wieder brachial und nur vom Feinsten ablieferten.
Des Weiteren richtig toll gefallen haben mir Clutch, die Stoner Rocker aus den USA, mit dem wohl kleinsten Equipment auf der Mainstage, dafür rockte das einfach volle Kanne. Und natürlich auch der ex Pantera Sänger Philip H. Anselmo mit der Band The Illegals. Eindrücklich, wie Anselmo seine Halsadern aufschwellen lassen kann, ohne dass sie gleich zerplatzen. Dem stets miesgelaunt erscheinenden Anselmo möchte ich sicher nicht nachts in einer dunklen Gasse über den Weg laufen. Dampf hat der und den lässt er auf der Bühne auch so richtig ab.
Ansonsten … musikalisch nicht viel Spektakuläres, da hatte ich schon ganz andere Greenfield Festivals erlebt. Nichts desto trotz eines der stimmigsten, einfach weil man sich alle mittlerweile kennt und das Treffen von „ArbeitskollegenInnen“ Spass gemacht hat und ich gerne mit euch allen auch bei Wind und Regen in hübschen Plastiktüten verpackt vorne im Bühnengraben durch den Matsch stampfe. Schön war’s …
Text: Nicole Imhof
Bilder: Nicole Imhof + Kathrin Hirzel