APA KultA – Olten
Samstag, 18. November 2023
Text: David Spring / Bilder: El Punko (ext.)
Olten wird ja gerne belächelt und findet sich immer wieder im Schatten Aaraus und Solothurns wieder – oder so ziemlich jeder anderen Stadt in der Schweiz, die vom kleinen, gemütlichen Städtchen an der Aare aus bequem mit dem Zug zu erreichen ist. Dabei bietet die Dreitannenstadt mittlerweile ein mehr als ernstzunehmendes kulturelles Angebot und schafft es vor allem immer wieder, spannende Bands aus dem Boden zu stampfen. So zum Beispiel das Stoner-Psych-Trio Glue, das vor kurzem im APA KultA lautstark aufspielte.
Eigentlich wären Glue, die sich ursprünglich Great Lady Under Earth nannten, lediglich als Support-Act für die Zofinger Stoner-Heroen von Skullpriest vorgesehen gewesen. Diese mussten aber kurzfristig krankheitsbedingt absagen und so bestritten die drei Oltner das Programm alleine. Bald schon also waberte das Trockeneis an diesem gemütlich-nassen Samstag-Abend über die Bühne und das kleine ehemalige Kino füllte sich mit Leuten, bis die Jungs mit «Avernus» gleich die ersten, fetten Riffs vom Stapel liessen. Der Sound war unverschämt gut und druckvoll, die verspielten Bassläufe von Tieftöner Goda und die mal sphärischen, mal knochenharten Fuzz-Riffs von Gitarrist Hannes schmetterten glasklar aus den Boxen.
Die Songs von Glue sind alle von ausufernder Art und bieten viel Abwechslung. Die Einflüsse von Grössen des Genres wie monkey3 oder Elder waren immer wieder spürbar, das Oltner Trio könnte sich problemlos mit solchen Gruppen eine Bühne teilen. Es ist Musik, zu der man die Augen schliessen und sich in neuartige Sphären entführen lassen kann. Zumindest bis die Intensität auf einmal wieder ein paar Stufen nach oben geschraubt wird und man den Kopf nicht stillhalten kann. Vor allem Drummer Sämi trägt zu dieser Wandelbarkeit hinzu, wenn er fliessend das Tempo anzieht oder den Takt ändert. «La Danse des Cinq Pieds» war ein Paradebeispiel dafür, wie viel Glue in ihre Songs packen, ohne dabei je zu verkopft oder abgedriftet zu wirken.
Da die Songs von Glue ohne Gesang auskommen, gab es auf der Bühne keine Mikrofone. So sah sich Hannes gezwungen, seine charmant schüchterne Begrüssung einfach lauthals in den Saal zu rufen, was für einige schmunzelnde Gesichter sorgte. Das Publikum war hin und weg, viele genossen die epischen Songkonstruktionen mit geschlossen Augen und liessen sich durch den Äther tragen. Nach ungefähr einer Stunde wurde das Ende mit den Worten «das ist unser letztes Lied, aber keine Sorge: es ist ein langes» angekündet und so durften wir uns zu der gerade erst erschienenen Single «Black Earth At His Feet» nochmals komplett verausgaben. Der Song fuhr die wohl härtesten Riffs der Band auf und vermischte moderne Klänge mit durchgedrehtem Songwriting zu einem fulminanten Highlight.
Natürlich lässt Olten die eigenen Helden nicht so einfach von der Bühne und so gab es natürlich Zugaben. Im Falle von Glue hiess das allerdings vor allem eins: ausgedehntes Jammen! Die beiden Extra-Songs nämlich gab und wird es so auch nie geben, denn offenbar war das alles frei improvisiert. Wahrlich beeindruckend, denn es passierte in diesen beiden Jams so viel und auf solch abwechslungsreiche Art und Weise, dass man aus dem Staunen kaum herauskam.
Als dieses glorreiche Stoner- und Psychedelic-Fest dann nach anderthalb Stunden vorbei war, musste man erstmal richtig durchatmen, um wieder in der Welt anzukommen. Glue rockten uns köstlich und es war wie immer eine riesige Freude, diesen drei überaus talentierten und sympathischen Musikern zuschauen zu dürfen. Olten bewies einmal mehr, das Gütesiegel «Rock City» wie kein anderer Ort verdient zu haben und es bleibt Glue zu wünschen, dass man sie zukünftig noch auf vielen grossen Bühnen sehen wird. Verdient hätten sie es auf jeden Fall!
Setlist [Quelle: Setlist.fm]
- Avernus
- La Danse des Cinq Pieds
- Ora
- Dalton
- Orb
- Black Earth At His Feet