Datum: 7. November 2014
Ort: Exil – Zürich
Bands: Glaston / Twilight Empire
Unter dem Titel „Sailing Stormy Waters“ veröffentlichten die Schweizer Newcomer Glaston ihr erstes Werk und luden zur EP Release Party inklusive Live Auftritt und der Supportband Twilight Empire nach Zürich ein.
Mit Liebe zum Detail und viel Leidenschaft überzeugten sie bereits bei ihrem allersten Liveauftritt im Vorprogramm von Leech und verzauberten das Publikum mit ihren wunderschönen Instrumentalstücken. Selina Maisch (Piano), Jake Gutzwiller (Gitarre), Timo Beeler (Bass) und David Preissel (Schlagzeug) strotzen nur so vor Energie und Tatendrang. Dies wird bereits zu Beginn des Interviews klar, welches artnoir im Zuge des EP Releases führen durfte.
Aber es steckt nicht nur viel Motivation hinter dem Quartett, sondern auch ein Berg voll Talent und Professionalität. Die vier Stücke auf „Sailing Stormy Waters“ wirken frisch und laden zum Träumen ein. Bei Live Konzerten allerdings erlebt man die grosse Überraschung, denn die Brückenschläge zwischen Melancholie, malerischen Songstrukturen, Härte und gnadenlosen Emotionen beherrschen Glaston perfekt. Ich wiederhole mich ungerne aber auch für diesen Abend gilt: Kein Ton klang langwierig, nichts klang überflüssig, und erneut hat alles gepasst!
Liane: Wie findet man denn zueinander, wenn man aus Zürich und Basel kommt? Man hört ja immer von regelrechten Feindschaften zwischen diesen zwei Kantonen. Erzählt mal!
glaston: Also in erster Linie war uns das Internet sehr hilfreich. In Bezug auf den Schlagzeuger, welcher schwer zu finden war, haben wir ein Inserat aufgeschaltet. So sind wir dann auf David Preissel gestossen, der Basler in unserem Kollektiv. David wollte schon lange experimentelle Musik machen, wo auch das Piano ein Bestandteil davon ist und ergänzt uns deshalb ganz gut. Den Kantönligeist können wir durch die gemeinsame Leidenschaft für die selbe Musikrichtung sehr gut überwinden. Wir witzeln sogar manchmal darüber. Den Proberaum haben wir von Männedorf auf Zürich verlegt, damit der Anfahrtsweg etwas kürzer wird für die Ausserkantonalen unter uns.
Arrangiert ihr die Musiktitel zusammen, oder wie geht ihr da vor beim Songwriting?
Die Grundideen kommen sehr oft von unserer Pianistin Selina Maisch. Sie bringt eine Abfolge an Lauten und wir stimmen dann unsere Instrumente darauf ab. Es ist ein schöner Prozess, wenn wir alle zusammen Inputs liefern und daraus dann so tolle Musikstücke entstehen. Durch das, dass wir keine Gesangslinien haben, können wir gemeinsam immer wieder an einem Riff oder Melodie schleifen und weitere Ideen einbringen, bis sich dann letztendlich ein ganzes Stück daraus entwickelt.
Hattet Ihr bereits Überlegungen, irgendwann doch einen Gesang einfliessen zu lassen?
Im Moment nicht. Wir haben uns schon überlegt vielleicht bei ein zwei Titeln eine Gesangslinie hinzu zu fügen. Grundsätzlich besteht aber unser Konzept aus reinen instrumentalen Stücken. Gleichzeitig sind wir sehr offen und setzen unserer Kreativität keine Grenzen. Vielleicht gibt es ja mal einen Gastauftritt für eine Sängerin, wie die Streicher einen hatten auf unserer EP.
Wo holt ihr Euch die Inspiration für die Songs?
Wir hören selbst gerne instrumentale Musik oder sphärisches Material wie das von God Is An Astronaut oder Sigur Ros.
Den aller ersten Auftritt hattet ihr ja im Vorprogramm von Leech in der Alten Kaserne, Zürich am 26. September diesen Jahres. Kathrin und ich waren schwer beeindruckt von diesem Auftritt. Wie war es dann für euch, das erste Mal überhaupt live spielen zu können?
Für unseren ersten Liveauftritt, sind wir sehr zufrieden. Wir hatten das Glück, vor einem grossen Publikum spielen zu können, welches dieser Musikrichtung sehr offen war, da als Hauptakt an diesem Abend Leech, das Schweizer Aushängeschild für Post Rock, spielten. Es war für uns eine grosse Ehre im Vorprogramm spielen zu dürfen. Wir selbst lassen uns gerne von Leech inspirieren und finden die Truppe toll.
Die Resonanz vom Publikum war richtig gut!
Ja, eine ehrliche Rückmeldung bekommt man nur bei einem Liveauftritt. Denn Freunde oder das direkte Umfeld finden die Musik schnell einmal toll. An diesem Abend sind wir auf grosses Interesse gestossen und haben in Folge unseres leider zu kurzen Auftrittes, gegen 35 CD’s verkauft. Was für uns eine sehr positive Resonanz war und uns natürlich sehr gefreut hatte.
Was mir bei Live Konzerten in diesem Genre jedes Mall auffällt, ist das grosse Gefälle zwischen der Stimmung auf CD und der Darbietung auf der Bühne. Live kommt das Material mit viel mehr Energie und Härte rüber. Wie seht ihr das?
Ja, es ist schon schwierig, diese live Dynamik auf ein Album bringen zu können. All diese visuellen Effekte, wie zum Beispiel die Lichtshow, das Agieren der Musiker auf der Bühne und die Stimmung der Anwesenden, welche vieles zu einem gelungenen Auftritt dazu beitragen, das kann man nicht einfach auf ein Aufnahmegerät übertragen. Das ist eine grosse Herausforderung.
Ein Post Rock Album ist ja nicht nur einfach Begleitmusik. Da muss man genau hin hören, um all die Details entdecken und richtig in die Musik abtauchen zu können.
Könnt ihr noch aufklären, was das finnische Unternehmen, welches Maschinen zur Glasherstellung baut mit euch zu tun hat? Das Unternehmen mit Hauptsitz in Tampere hört ebenfalls auf den Namen Glaston.
Wir haben relativ lange nach einem Namen gesucht. Es ist ja auch nicht ganz einfach mit vier kreativen Personen auf einen gemeinsamen Nenner zu kommen, welcher dann auch noch die Musik beschreiben soll.
Selina und ich (Timo Beeler, Bass) haben zusammen im Zug ein Gedankenspiel dazu gemacht. Dabei tauchte die Idee auf, irgendetwas mit Glas und Ton zu „machen“. Und so hat sich dann glaston ergeben. Man kann es aussprechen wir man möchte.
Der EP Release wird ja heute offiziell zelebriert. Wie und wo kann man dieses Album denn kaufen?
Auf kann man die EP herunterladen, auf kann die EP gehört werden oder wir verschicken sie gerne per Post; also über Email bestellen unter: info@glastonmusic.com.
Wir kommen leider zum Schluss, ich denke ihr benötigt noch ein wenig Zeit um euch vorzubereiten. Es geht ja bald los. Möchtet ihr noch etwas Ergänzendes zum Interview sagen?
Grundsätzlich sind wir sehr froh, dass es jetzt endlich losgeht. Wir haben uns vor ungefähr einem Jahr zum ersten Mal im Proberaum getroffen und es ist an der Zeit unsere Musik endlich in die Welt hinaus zu tragen. Klar, wir hatten vor einem Monat unseren ersten Auftritt. Aber für uns ist der heutige Abend der richtige Startschuss. Und da wir schon im Vorfeld auf ein so positives Echo gestossen sind, unterstützt das freudig unsere Motivation. Es steckt viel Herzblut in unserer Arbeit als Musikschaffende und wir werden heute stolz unseren neuen Titel „Sunnar“ präsentieren. Dieser ist leider auf der EP noch nicht zu hören.
Wer die Band live erleben möchte sollte sich unbedingt einen oder gleich alle Termine im Kalender notieren: 18.11. ONO (Bern), 21.11. Sommercasino (Basel) oder 26.11. 2014 Lauter Leute/Kinski (Zürich).
Text: Liane Paasila
Bilder: Kathrin Hirzel