2. März 2021
Gaswerk Kulturzentrum – Winterthur
Website: gaswerk.ch
Der Kulturplatz Winterthur wird geprägt von vier Clubs: Albani, Gaswerk, Kraftfeld und das Salzhaus sind die „Fab Four“ der lokalen Musikszene, jeder ist auf seine Weise einzigartig. Gleichzeitig stehen die vier im Verbund. Der älteste Club ist das Albani, welches 1988 gegründet wurde, die übrigen sind sozusagen Drillinge. Alle drei wurden 1996 zum Musik-Mekka.
Das Gaswerk – das vielfältige Kulturzentrum
Mitten in einer Wohnzone gelegen, wurde das ehemalige Stromverteilerzentrum in einen ganz besonderen Ort verwandelt. Das Kino Nische nistete sich von Beginn an im Zentrum ein und spielt, wenn immer möglich Filme direkt vom altbewährten 35mm-Filmprojektor ab. Unnötig zu erwähnen, dass hier Filme fernab des Mainstreams gezeigt werden. Man fühlt sich tatsächlich in die gute alte Zeit zurückversetzt. In diversen Ateliers arbeiten, proben und schaffen Künstler*innen, Theatergruppen und Bands. Im Gaswerk gibt es zwei Locations für Konzertveranstaltungen. Das Foyer mit 150 Stehplätzen für kleinere Veranstaltungen und den Saal inklusive einer Galerie welcher für mindestens 650 Besucher ausgelegt ist. Ohne die grosse 150-köpfige Familie der ehrenamtlichen Helfer*innen wäre das alles nicht machbar. Familiär fühlt sich der Besuch an: Man gehört von Anfang an dazu. Yaël Weissmann, Verantwortlich für Kommunikation begleitete mich durch die verschiedenen Räume. Angefangen vom Schlaf- und Aufenthaltsraum für die Musiker*innen, über die neu gestaltete Küche, das Kino, Foyer und die grosse Konzerthalle. Überall wird fleissig umgebaut und renoviert, man spürt die Vertrautheit. Jede kurze Begrüssung wird zu einer kleinen Konversation über die aktuelle Lage und die unsichere Zukunft.
Die „Hall of Fame“ im Gaswerk
Beim Durchforsten des Konzertarchivs wird sofort klar, hier spielt Musik, die schweisstreibend, von Hand gemacht, laut und geradlinig daherkommt. Nur logisch, dass Band wie Hathors oder Eluveitie sehr gerne in ihrer Heimatstadt halt machen und im Gaswerk Konzerte oder Plattentaufen abhalten. 2015 traten AnnenMayKantereit im Lokal auf, was heute angesichts der Popularität und Zuschauerkapazitäten nahezu unvorstellbar wäre. Die Programmierung biedert sich in keiner Weise irgendwelchen Trends an. Im Gegenteil, hier findet man unzählige Perlen in einer authentischen Atmosphäre. Ob national oder international, ob aus Skandinavien, aus den USA oder gleich vom Nachbardorf, das Gaswerk bietet ihnen allen ein passendes Haus für Musik. Mehrmals im Jahr erhalten junge Künstler*innen die Möglichkeit im Club Liveerfahrungen zu sammeln, oder als Support eines internationalen Acts aufzutreten.
Das Gaswerk ist bereit
Für den Ernstfall, dass es wieder mit Konzerten losgehen kann, ist das Team bestens vorbereitet. Die Helfer*innen stehen bereit, die Räume sind bald wieder für Konzerte und Events gerüstet. Jetzt braucht es, wie für so viele andere Betreiber*innen nur noch Geduld. Das Team und die Solidarität der vier Clubs aus Winterthur zueinander wird dafür sorgen, dass wir in Zukunft wieder viele, unvergessliche Konzerterlebnisse erleben dürfen. Die Solidarität beim „Ghost Festival“ hat gezeigt, dass viele Menschen in unserem Land bereit sind, die Musikkultur der Schweiz und die Veranstaltungsorte zu unterstützen. Das Gaswerk hat sich adrett herausgeputzt, jetzt liegt es an uns, dieses mit Beifall, Begeisterung und Leben zu füllen und gleichzeitig verantwortungsvoll mit den neuen Möglichkeiten umzugehen.
Text und Bilder: Christian Wölbitsch