13. Juni 2018
Stade de Suisse – Bern
Bands: Foo Fighters / The Kills / Wolf Alice
“Do you love rock’n’roll?”, fragt Dave Grohl laut schreiend sein Publikum. “I love it”, sagt er dann ganz verschmitzt lächelnd und kaut auf seinem Kaugummi. Wir glauben es ihm. Wie wir dem Frontmann der Foo Fighters jedes Wort und jede Geste an diesem kalten Mittwochabend im Stade de Suisse abnehmen.
Doch bevor die Kultband an der Reihe war, versuchten Wolf Alice mit ihrem Indie-Rock zu verzaubern. Dass die Besucherschar erst am Hereintröpfeln ins Stadion war und die Stimmung so beim besten Willen noch im Keller, dafür konnten die sympathischen Briten nichts. Wie die Sängerin Ellie Rowsell betören kann, darüber durften wir schon im August 2016 berichten (zum Nachlesen). Unbedingt also noch ein anderes Mal im gemütlichen Rahmen anhören.
Nur eine Spur besser erging es den routinierten The Kills, auf die ich mich sehr gefreut hatte. Das Duo Alison Mosshart und Jamie Hince bezaubern nun seit gut 17 Jahren mit ihrer rotzigen Mischung aus Rock, Pop und Blues. Während sich das Stadion langsam füllte, gaben sie einen Hit nach dem anderen zum besten. Allerdings ging das bei den Besuchern in der Vorfreude auf den Hauptact unter. Leider. Nichts desto trotz strahlte Alison mit dem wartenden Publikum um die Wette und sprühte von Anfang bis zum Ende ihrer Show mit Energie und purem Rock’n’Roll nur so um sich.
Die Foo Fighters zaubern für zweieinhalb Stunden 35’000 Menschen ein Lächeln ins Gesicht.
Es ist noch immer hell, als Dave Grohl und seine Mannen die Bühne betreten und mit dem ersten Song «Run» loslegen. Grinsend bis über beide Ohren steht Grohl am Bühnenrand und schrummt auf seiner blauen Gitarre. Dann ein kurzer Spurt über den Laufsteg bis zur Stadionmitte und wieder zurück. Ein guter Einstieg, zu dem das Publikum bereits Mittanzen kann. Eine erste Welle aus Glückseligkeit von 35’000 Menschen schwappt über Bern herein. Dicht gedrängt, hüpfend und lachend. Vor Freude und Tanzen schüttet man sich gegenseitig das Bier über die Regenkleidung.
Energiebündel und Gute-Laune-Rock’n’Roller Grohl liebt es, mit dem Publikum zu spielen. Ein Hit folgt dem anderen, und dazwischen immer wieder ein kleines Intermezzo eines Könners im Showbusiness. Und wenn Dave Grohl sagt, dass sie so lange spielen, wie sie Lust dazu haben, dann läuft trotzdem alles nach einem auf die Minute getakteten Zeitplan. Sympathisch ist die Ansage alleweil und auch die nimmt man ihm ab und liebt ihn dafür.
“You want more?”
“You deserve more, you deserve a lot more …” – mit diesen Worten setzte Dave Grohl zu einer irrwitzigen Fahrt durch die halbe Rockgeschichte an und stellte dabei, so nebenbei, noch seine Band vor. Lead-Gitarrist Chris Shiflett gab seine Version von «It’s So Easy» zum Besten, Nate Mendel jammte «Another One Bites the Dust» auf seinem Bass und Pat Smear spielte «Blitzkrieg Bop» an. Dazwischen eine verwirrend-komische Kombination der Musik von «Imagine» mit dem Text von Van Halen’s «Jump». Und absolut genial war die Interpretation des Queen-Songs «Under Pressure», bei dem Schlagzeuger Taylor Hawkins das Mikro übernahm und Grohl sich ans Schlagzeug setzte.
“Hi, I’m Dave Grohl”
Doch wer kennt den Frontmann und ehemaligen Nirvana-Schlagzeuger eigentlich nicht? Mit Schalk in den Augen und absoluter Liebe zu seiner Arbeit geniesst Grohl die ausgelassene und glückliche Stimmung im Publikum. Nie setzt er sich vor die anderen der Band, immer würdigt er deren Können und bietet jedem Musiker eine Plattform. Auch The Kills-Sängerin Alison Mosshart kommt nochmals für den Song «La Dee Da» auf die Bühne, und zusammen strahlen sie am Mikrofon um die Wette.
35’000 Besucher, die meisten irgendwo im Alter als Teenager zu Nirvana-Zeiten, tanzen ausgelassen und feiern ihre Rock’n’Roll-Party. Sogar die wenigen Crowdsurfer werden mit Schulterklopfen von der Security wieder aufs Feld geführt. Soviel Harmonie an einem Abend lässt alle Alltagssorgen vergessen. Danke Foo Fighters.
Setlist [Quelle: Setlist.fm]
1. Run
2. All My Life
3. Learn To Fly
4. The Pretender
5. The Sky Is A Neighborhood
6. Rope (with drum solo)
7. Sunday Rain
8. My Hero
9. These Days
10. Walk
11. Under My Wheels (Alice Cooper cover)
12. It’s So Easy / Another One Bites The Dust / Imagine / Jump / Blitzkrieg Bop
13. Under Pressure (Queen cover)
14. Monkey Wrench
15. Wheels
16. La Dee Da (with Alison Mosshart)
17. Breakout
18. Dirty Water
19. Times Like These
20. Best Of You
21.Everlong
Text: Nicole Imhof
Bilder: Miriam Ritler