Fluffy Machine + Athlete + Fire Cult
Nouveau Monde – Fribourg
Freitag, 5. April 2024
Text: David Spring
Ab und zu finden Konzerte von grossartigen lokalen Bands statt und kaum jemand geht hin. Es gibt so viele geniale Künstler:innen in der Schweiz, doch immer wieder entsteht der Eindruck, dass die Leute lieber zu den ewig gleichen internationalen Gruppen fahren. Zum Glück aber erlebt man gelegentlich auch das Gegenteil, da droht die Venue aus allen Nähten zu platzen – und alle drehen kollektiv durch, als stünden gerade irgendwelche Weltstars auf der Bühne. Genau so war es vergangenen Freitag, als die unvergleichlichen Fluffy Machine aus der Westschweiz zur Taufe ihres brandneuen Albums «Klang» im Nouveau Monde in Fribourg aufspielten.
Dass es ein wilder Abend werden sollte, zeigte sich schon früh, denn der Saal im alten Bahnhof war bereits bei der ersten Vorgruppe rappelvoll. Verdientermassen, denn niemand geringeres als Fire Cult eröffneten den Abend. Das schweizerisch/spanische Trio legte mit einem düsteren Intro los, bevor es volle Pulle losging. Bassistin und Sängerin Onneca Guelbenzu war nicht nur für den Grossteil des Gesangs zuständig, sondern auch für die wildesten Kapriolen. Als sie uns mit eher gebrochenem Französisch und umso mehr Charme begrüsste, meinte sie, wir bräuchten uns nur die Ohren putzen, falls wir sie nicht verstehen sollten. Darauf folgte ein an Abwechslung und überbordendem Eifer kaum zu trumpfender Auftritt.
Zwischenzeitlich tauschten Onneca und Gitarrist Jérémie Magnin auch mal die Instrumente und es wurde alles von knackigem Punkrock über Industrial angehauchte Bretter bis hin zu aberwitzigem Lärm geboten. Soviel Energie und Spielfreude hinterliess beim Publikum merklich Spuren, es wurde getanzt und gejubelt, dass es nur so eine Freude war. Fire Cult zementierten ihren Status als explosive Live Band eindrucksvoll und machten ihrem Namen alle Ehre.
Als nächstes waren Athlete aus Salavaux an der Reihe. Bedeutend geradliniger – und vielleicht einen Ticken weniger wild – wurde hier zur Sache gegangen, aber bestimmt nicht weniger gut. Der sympathische Vierer überzeugte mit schnörkellosem Punkrock à la Menzingers oder Descendents und auch bei ihnen wurde im Publikum ordentlich gefeiert und getanzt. Die Jungs meinten, dass sie eigentlich eher eine Band von wenigen Worten seien, doch umso spassiger waren ihre Ansagen. Man war sich nicht ganz einig, ob es sich bei der neuen Fluffy Machine Platte «Klang» wirklich um ein Album und nicht nur um ein paar Socken handelte, was Sänger/Gitarrist Lénaïc Tschanz gleich zum Anlass nahm, eine Socke über das Mikrofon zu stülpen. Es folgten weitere grossartige, melodiöse Punkrock-Hymnen, die endlos Spass machten und uns alles abverlangten. Schlussendlich durfte auch etwas Lokalpatriotismus nicht fehlen, als Athlete mit grossem Augenzwinkern in Richtung des Headliners klarstellen wollten, dass Fribourg viel besser sei als das Wallis. Was für ein glorreicher Abend für den heimischen Punkrock – und das waren erst die Vorgruppen.
Vorhang auf für die formidablen Fluffy Machine! Es zeigte sich rasch, dass das Nouveau Monde heute nur den sympathischen Wallisern gehörte, denn gleich schon beim ersten Song «Show Me The Sun» waren wirklich alle ausser Rand und Band. Das folgende «Nah Nah Yeah» zeigte die Band bestens aufgelegt und liess keine Verschnaufpause zu. Fluffy Machine waren scheinbar hier, um uns allen den Garaus zu machen, denn die Energie und Spielfreude, die die Vier an den Tag legten, war unfassbar. «Come Around» nahm das Tempo zwar etwas raus und zeigte die Band von ihrer poppigeren Indie-Seite, doch bereits schon das hochstehende «WIGIDIWHO» brachte alle zum Ausrasten. Jemand nutzte die Chance sogar, um sich vom Bar-Tresen aus mit Crowdsurfing zu versuchen, wahrlich beeindruckend, wie ausgelassen und wundervoll die Stimmung war.
«Drink Everyday» wurde erst von Sänger/Gitarrist Jolan dazu genutzt, uns zu ermahnen, dass sie als Band übermässigen Alkoholkonsum auf keinen Fall gutheissen können, woraufhin alle Vier zur Feier des Tages natürlich einen Shot zu sich nahmen. Das Set bestand aus sämtlichen Songs von «Klang» sowie einigen älteren Hits. Dabei war auch erkennbar, dass Fluffy Machine früher bedeutend härter und rabiater unterwegs waren, sind doch die neuen Songs einiges melodiöser und frohgemuter. «Viviane» zum Beispiel brachte mit den fast schon «Beach Boys-esken» Chören den ganzen Saal zum Mitsingen und die glorreiche Post-Corona-Faulheitshymne «Lazy Day» ist der ultimative Song, um sich gemütlich im Arm zu liegen. Songs wie das rasante «Macho Man» oder das gnadenlose «House Of Piss» vom Vorgängeralbum «Alive But Not Dead» (was für ein Titel) zeigten aber, dass die Band das mit dem Vollgas-Punk keineswegs verlernt hat.
Mit der vorzüglichen Single «Feeling» wurde schliesslich das letzte «Klang»-Lied angestimmt, doch zum Abschluss folgten noch «The Calm» und «No, You Never Know». Damit ging das wildeste, amüsanteste und vielleicht beste Konzert, dass Fribourg je erleben durfte, zu Ende. Fluffy Machine bewiesen nicht nur, dass ihre neue Platte vom ersten bis zum letzten Song hervorragend ist, sondern dass sie zweifellos zu den besten Livebands unseres Landes gehören. Nimmt man die dazu äusserst treue und feierwütige Fangemeinde sowie gleich zwei weitere unglaublich fantastische, lokale Vorgruppen: So kann dieser Abend jetzt schon getrost mit Legendenstatus in die Annalen eingehen. Danke an das schöne Nouveau Monde und all die tollen Menschen, die da arbeiten. Danke an alle hinter, neben und vor der Bühne, doch vor allem danke an Fire Cult, Athlete und die einzigartigen Fluffy Machine für dieses Fest – und für alles, was ihr für unsere Szene tut.
Setlist Fluffy Machine [Quelle: Setlist.fm]
- Show Me The Sun
- Nah Nah Yeah
- Come Around
- WIGIDIWHO
- Surf
- Still Alive
- Drink Everyday
- What Can I Do
- Viviane
- Macho Man
- Lazy Day
- Smile
- House Of Piss
- Feeling
- The Calm
- No You Never Know