10. Juli 2017
Volkshaus – Zürich
Bands: Flogging Molly / Val Sinestra
„Guten Tag, ein Berliner und ein Guinness, bitte!“
„Sind Sie sicher? Das passt doch nicht zusammen!..“
Und ob das passt! Bestätigen können das jene Personen, die am 10. Juli 2017 ihre Montagslaune zu guter Musik im Volkshaus Zürich wegtanzten. Flogging Molly beehrten Zürich auf ein Neues. Unterstützt wurden sie dabei durch die Berliner Punkrocker Val Sinestra.
Val Sinestra
Eine explosive Mischung aus deutschen Texten und dreckigem Punk – das sind die Berliner Jungs von Val Sinestra. Die ausgelassene Stimmung im Publikum hielt sich zu Beginn zwar noch etwas in Grenzen. Doch dies änderte sich rasant, als Sänger Chris bereits beim zweiten Stück über die Abschrankung kletterte, um sich mitten in die Zuschauer zu gesellen. „Das klappt auch in den kleinen Clubs in Berlin, also warum nicht auch hier?“ Wo er recht hat, hat er recht! Und plötzlich stand er auch schon im Moshpit, umzingelt von verblüfften Zürchern, die ihm zujubelten. Während die Band den Song startete und Chris seine Gesangskünste im Circlepit unter Beweis stellte, zeigten sich einige Konzertbesucher hilfsbereit und hielten das orange, scheinbar endlos lange Kabel seines Mikrofons in die Höhe, um dem Musiker eine gewisse Bewegungsfreiheit zu gewährleisten.
Zurück auf der Bühne schien das Leuchten in seinen Augen buchstäblich so hell, dass es beinahe die Scheinwerfer an der Decke ersetzte. Begeistert bedankte sich Chris beim Publikum sowie bei Flogging Molly für die Auftrittsgelegenheit und erklärte euphorisch: „Dies ist die grösste Club-Show, die wir je gespielt haben!“ Bassist Max sehnte sich ebenfalls nach ein wenig Kontakt zum Publikum. Er schnappte sich seinen Bass, sprang kurzerhand die Bühne runter und begab sich in die Meute. Sieht nicht schlecht aus, wenn sich ein Circlepit um einen Musiker bildet, während er am abrocken ist und dabei seine Mähne schwingt!
Flogging Molly
Frisch ausgerüstet mit einem Guinness, ging es weiter in die nächste Runde. Flogging Molly betraten die Bühne. Mit dem Song „The Hand of John L. Sullivan“ vom neuen Album „Life is Good“ eröffnete die irisch-amerikanische Folk/Punk-Rock Band ihr Set. Von aggressivem Gemoshe war zu keinem Zeitpunkt die Rede. Ganz im Gegenteil! Das gesamte Volkshaus verwandelte sich in eine riesige Tanzfläche und es wurde wild getanzt, ganz so wie es in einem irischen Pub eben sein sollte. Spätestens bei Klassikern wie „Drunken Lullabies“ oder „Swagger“ zuckten wohl bei jedem Konzertbesucher die Tanzmuskeln.
Nicht nur das Blut in den Adern der Tänzer begann immer mehr zu kochen, auch das Thermometer im Zürcher Volkshaus kletterte stetig in die Höhe. Flogging Molly heizten so enorm ein, dass sich die Location in eine Art Masoala-Halle verwandelte. Bei 80% Luftfeuchtigkeit und 35 Grad Celsius war es da auch nicht verwunderlich, dass gar Brillen beschlugen und sich Wasserrückstände an den Wänden bildeten. Um den schweissgetränkten Zuschauern ein wenig Abkühlung zu verschaffen, warf Sänger Dave King alle zwei bis drei Songs mal wieder ein paar kühle Dosen Bier ins Publikum. Das Set der Iren war sehr gut abgemischt und jedes Mal, wenn Flogging Molly einen weiteren Song aus dem mitgebrachten Petto anspielten, war das Jubeln der Besucher unüberhörbar. Klar, dass da auch die Hymne „Reptiles (We Woke Up)“ aus dem neuen Album nicht fehlen durfte. Und als Dave King irgendwann noch erwähnte, dass sich auf der linken Seite des Balkons niemand geringeres als Alfredo Ortiz, Drummer bei Gogol Bordello, unter die Besucher gemischt hatte, johlte die Menge laut auf.
Ein gelungener Abend neigte sich dem Ende zu, und man könnte sich wohl kaum einen besseren Aufsteller für einen Montag wünschen. Zu den bekannten Klängen des Monty Python-Hits „Always look on the Bright Sight of Life“ liessen sich Flogging Molly gehörig feiern und Akkordeonist Matthew Hensley nutzte die Gelegenheit, um sich bei einigen Konzertgästen persönlich mit einem schwitzigen Händedruck zu verabschieden.
Setlist (Quelle: Setlist.fm)
The Hand of John L. Sullivan
Swagger
Selfish Man
Drunken Lullabies
The Worst Day Since Yesterday
Requiem for a Dying Song
Saints & Sinners
Life in a Tenement Square
Float
Tobacco Island
Laura
Reptiles (We Woke Up)
Rebels of the Sacred Heart
Devil’s Dance Floor
If I Ever Leave This World Alive
What’s Left of the Flag
The Seven Deadly Sins
Encore:
Crushed (Hostile Nations)
Salty Dog
Text: Patrick Bottarella