Datum: 26. November 2012
Ort: Z7 – Pratteln
Bands: Fear Factory / Devin Townsend Project / Dunderbeist
Als wir am Montag kurz vor 20:00 Uhr am Z7 eintrudelten war das Konzert bereits im vollen Gange! Vor der Bühne angekommen machte sich aber dann schnell die Gewissheit breit, nicht wirklich was versäumt zu haben. Dunderbeist aus Norwegen eröffneten den Abend. Die Jungs wirkten mit ihren schwarz gefärbten Augenmasken und den Anzugklamotten etwas lächerlich und aufgesetzt. Turbonegro-Kopie für Arme. Apropos Kopie: Man hatte permanent den Eindruck, die Musik des Sextetts irgendwo schon mal gehört zu haben. Kurze Recherche ergab, Dunderbeist haben sich den Klau von Musikstücken (bzw. Teilen davon) auf die Fahnen geschrieben und geben diese dann leicht verändert wieder. Deshalb auch der Masken-Dieb-Look. Zu hören gab es also eine belanglose Melange aus bekannten Metal-Riffs und Songpassagen. Absolut verzichtbar.
Ein etwas längerer Umbau folgte nun. Auf der Bühne wurden Riffelblech-Aufbauten angebracht und im Hintergrund eine Leinwand gespannt. Die Animationen, die während der Wartezeit gezeigt wurden, lieferten einen Vorgeschmack auf den anstehenden Devin Townsend – Gig. Ziemlich witzige Zeichentrickanimationen und Puppen die an die Muppets erinnerten, werkten zu Techno- und Metalbeats und sorgten für einiges Gelächter. Das Z7 war mittlerweile recht gut gefüllt und als das Licht ausging und das erste Riff von „Supercrush!“ erklang, war die Stimmung bereits sehr gut.
Devin präsentierte sich von der ersten Minute an als äussert sympathischer und witziger Kerl, der ständig mit dem Publikum shakerte und sich über sich selbst, seine Songs und überhaupt alles lustig machte. So wurde beispielsweise „Lucky Animals“ als der schwulste und nervigste Song aller Zeiten angekündigt, bei dem das Publikum zum Refrain die Hände in die Luft reissen sollte (siehe Foto 23). Zur „kitschigen Ballade“ „Where We Belong“ sollten die Feuerzeuge gezückt werden, während Devin extrem übertrieben auf der Bühne dahinschmachtete und Grimassen schnitt. Heavy Metal Fans seien doch ganz tief innen drinnen äusserst zart besaitete Geschöpfe, denen der ganze epische Krampf gefällt, so Townsend. Ausserdem würden später eh noch Fear Factory spielen und dem Publikum die Rübe abschrauben.
Diesen Argumenten hatte natürlich niemand was entgegen zu setzen und so genoss jeder das spassige Treiben des Kanadiers. Man konnte hinschauen wo man wollte, jeder, wirklich jeder hatte ein fettes Grinsen im Gesicht. Die Animationen die während des Auftritts im Hintergrund liefen schossen den Vogel noch vollends ab. Da spielten plötzlich die Muppet-Puppen Keyboard oder Devin hüpfte im Teufelskostüm zusammen mit ein paar Skeletten und Gitarre über den Friedhof und sang von dort aus „Vampira“ mit. Absoluter Brüller!
Das Set bestand aus einem guten Querschnitt des Schaffens von Devin Townsend, Project und Band. Mir sind die neueren Stücke der letzten Alben zwar etwas zu dick aufgetragen, ist aber letztendlich Geschmacksache. Neben all dem Bombast und Klamauk, bewies der gute Devin eindrucksvoll, wozu er eigentlich fähig ist. Neben seiner einzigartigen, fast opernartigen Stimme, die ab und an mal einen richtigen Growl raushaut, ist er auch ein begnadeter Gitarrist, der mit seinem Spiel für reichlich heruntergeklappte Kinnladen sorgte. Die Band die er dabei hatte machte ebenfalls einen sehr sympathischen und gut aufgelegten Eindruck. Auch optisch waren die drei ein Leckerbissen. Wo bitte bekommt man gleichzeitig einen Gitarristen und Bassisten mit so langen Bärten her? Handwerklich gabs natürlich auch nichts auszusetzten und nach dem abschließenden hymnischen „Deep Peace“ ging ein toller Auftritt zu Ende. Devin hüpfte noch in den Fotograben und verabschiedete sich händeschüttelnd von den Fans.
Relativ zügig ging der anschließende Umbau von Statten und Fear Factory standen in sterilem blauem Licht auf der Bühne. Das Schlagzeug war nun ganz nach hinten gerückt, was den kargen und tiefen Charakter der Bühne noch verstärkte. Genau richtig für die Herren aus Kalifornien. Begonnen wurde mit dem Titeltrack des aktuellen Albums „The Industrialist“ und von der ersten Minute an herrschte diese Fear Factory – typische, kalte, maschinelle und herzlose Atmosphäre. Was für ein Kontrast zum Auftritt vorher!
Plötzlich war Schluss mit lustig und ein Riffgewitter nach dem anderen, hinterlegt mit harten Beats wurde dem Publikum um die Ohren gebrettert. Mit „Shock”, „Edgecrusher” und „Smasher/Devourer” gings zurück in die Neunziger und dann „Powershifter“ mit hammerharten Stakkato-Riffing. Wuchtbrumme Dino Cazares und Neuzugang Matt DeVries gaben sich äusserst spielfreudig und waren permanent am Seitenwechseln, während sich Burton Bell die Seel rausbrüllte.
Die Halle leerte sich zusehends und etwa zur Mitte des Sets waren etwa nur noch halb so viele Zuschauer anwesend wie bei Devin Townsend. Auch mir wurde das abgehakte Double-Bass-Geballer und die Strobos an diesem Abend etwas zu viel und aufgrund der fortgeschrittenen Uhrzeit verzichteten wir auf das „Demanufacture“ Finale, welches laut Setlist noch kommen sollte. Jedenfalls war‘s bis dahin ein guter Auftritt der Industrial-Metal- Urgesteine.
Fazit:
Devin Townsend für mich der Gewinner des Abends. Unglaublich unterhaltsamer und technisch brillanter Auftritt eines großen Entertainers, der in langer Erinnerung bleiben wird. Fear Factory dann das erwartete Abrisskommando. Dunderbeist nicht der Rede wert.
Setlist Devin Townsend Project:
Supercrush!
Kingdom
Truth
Planet of the Apes
Where We Belong
Sunday Afternoon
Vampira
Lucky Animals
Juular
Grace
Deep Peace
Setlist Fear Factory:
The Industrialist
Shock
Edgecrusher
Smasher/Devourer
Powershifter
Acres of Skin
Linchpin
Resurrection
Recharger
Martyr
Demanufacture
Self Bias Resistor
Zero Signal
Replica
Text + Bilder: Thomas Lang