12. Oktober 2013
Z7 – Pratteln
Bands: Fates Warning / Devided Multitude / The Omega Experiment
Lang lang ist‘s her, ist man versucht zu sagen und irgendwie trifft es bei Fates Warning zu. Rund zehn Jahre mussten verstreichen, bis die US-Progger einen neuen Longplayer veröffentlichten.
Mit „Darkness In A Different Light“ (siehe CD-Review) im Handgepäck, standen sie wieder einmal auf einer Schweizer Bühne.
Pünktlich um 08:00 Uhr betraten die US-Amerikaner The Omega Experiment fast unbemerkt die Bühne und legten sich nach einer kurzen Begrüssung gleich tüchtig ins Zeug. Zu diesem Zeitpunkt war die Halle noch bedenklich leer und die ca. 50 Leute waren im ganzen Z7 verteilt, was für die erste Vorband sicherlich nicht das tollste Erlebnis war. Hört man sich das gleichnamige Album von The Omega Experiment an, so wird man unweigerlich an die Sound-Fülle eines Devin Townsends erinnert. Man war sicher im Vorteil, wenn man das gleichnamige Album der Amis kannte, denn ihre Musik ist komplex strukturiert, mit vielen unterschiedlichen Parts und definitiv nicht unbedingt einfach und bekömmlich zu konsumieren. So kam es, dass die jungen Amerikaner zeitweise ein wenig wirr daher kamen und der eh schon überladene Sound wurde noch von übermässig opulenten Synthie-Klängen zugematscht. Zudem hatte Sänger Dan Wieten wohl nicht seinen besten Tag erwischt, denn seine gesangliche Leistung war, sagen wir mal, eher bescheiden. Ein ebenso bescheidenes, kurzes Set beendete einen eher unspektakulären Auftakt für einen Prog-Metal Abend.
Als zweiten Act, sah der Veranstalter die norwegische Band Devided Multitude vor. Seit 1995 sind die Jungs aus dem Norden schon musikalisch aktiv und so erscheint es ein wenig verwunderlich, dass ihnen trotz der eigentlich langen Zeit des Wirkens, der richtige Durchbruch verwehrt blieb. Die 18 Jahre Erfahrung hat man ihnen schnell angemerkt, denn sie kamen weitaus professioneller daher, als erst genannter Einstiegs-Einheizer aus den USA. Devided Multitude trumpften mit grundsolidem Power Metal auf, der einige Prog-Einflüsse aufweisen konnte. Alles gut und punktgenau gespielt mit passablen Anteil an hymnischen Song-Fragmenten, konnten die Nordmannen das Publikum schon mehr begeistern. Sänger Sindre Antonsen, als einziger kurzhaarig und so gar nicht hünenhaft wikingermässig unterwegs, bewies eindrucksvoll, was es heisst ein Frontmann einer nordischen Metal-Combo zu sein. Sicher, Devided Multitude zeigten eine durchaus gute Leistung, aber es stellt sich nachträglich die Frage, ob die Herren aus Brekstad an einem anderen Konzertabend nicht besser aufgehoben gewesen wären.
Irgendwie stimmt es traurig, dass an einem Samstag Abend nur so wenige Metal-Fans den Weg ins Z7 gefunden haben, denn Fates Warning hätten definitiv mehr Publikum verdient. Ich wage es nicht zu schätzen wie viele Leute beim Headliner anwesend waren, aber man hätte keine Mühe gehabt bis zum Bühnenrand zu kommen. Mit dem Opener „One Thousand Fires“ aus dem neuen Album, begannen die Amis ihre leider nur ca. 100 Minuten dauernde Show, die dafür wirklich top war. Vom neuen Album wurden leider nur drei Songs gespielt und sonst war der Auftritt eher eine Best of Show, die es dafür wirklich in sich hatte.
Es waren mehrheitlich Fans älteren Semesters zugegen, was wahrscheinlich auch dazu führte, dass die Stimmung gelinde gesagt zurückhaltend war. So wunderte sich Sänger Ray Alder, wieso es zwischen den Songs jeweils so still wurde, was er mit den Worten „You are so fucking quiet, it‘s crazy“ kommentierte. Nun, seine Bemühungen das Publikum anzuheizen hielten sich allerdings auch in Grenzen. Nicht dass wir uns falsch verstehen; den Fans hatte es wirklich gefallen und der Auftritt war einfach nur toll, aber irgendwie waren alle Anwesenden auf dem Bescheidenheits-Trip und so blieb lang anhaltender frenetischer Jubel aus, was aber die Qualität von Fates Warnings Darbietung in keiner Art und Weise schmälern kann, denn die zeigten, dass sie sich mit Recht schon rund 25 Jahren mehr oder weniger erfolgreich im Prog-Genre behaupten konnten. Und tatsächlich liessen die Fans die Band nicht im Stich und sangen spontan Passagen aus dem Repertoire mit, was trotz vornehmlicher Zurückhaltung des Publikums, der Band eindeutig bewies, dass die Anwesenden durchaus ernstzunehmende Fans sind.
Gitarrist und Mastermind Jim Matheos brillierte trotz Emotionslosigkeit und selbst eine technische Panne (falscher Sound und falscher Einsatz) vermochte es nicht seine Mimik nur annähernd zu verändern. Wie auch, schliesslich ist der Mann durch und durch Profi und es steht nirgends geschrieben, dass man die ganze Show lang grinsend auf der Bühne herum rennen muss. Dafür hatte Bassist Joey Very einen besonders guten Tag erwischt und es war eine Freude ihm zuzusehen. Mike Abdow, der auf dieser Tour den verhinderten Stamm-Gitarristen Frank Aresti vertrat, zeigte ebenfalls eine tolle Leistung und hielt sich bescheiden ein wenig im Hintergrund bzw. am rechten Bühnenrand auf. Zu unrecht, denn als Gitarrist braucht er sich definitiv nicht zu verstecken. Drummer Bobby Jarzombek zeigte eine unglaubliche Präzision und spielte mit viel Power und dennoch sah sein Spiel unverkrampft und locker aus. Das Statement der Band, dass das gegenwärtige Line-Up das Beste seit Bestehen der Band sei, kann ich insofern bejahen, da die Songs in hoher Qualität daherkamen und den Charakter von Fates Warning jederzeit widerspiegelten. Die unverwechselbare Stimme von Ray Alder war einfach der Hammer und er bewies einmal mehr, dass er eine Klasse für sich ist.
Hört man die Fates Warning Alben, so macht sich immer eine besondere Stimmung breit. Es ist diese mystisch sphärische Ambiente, das die Band immer wieder hervorzaubern kann und auch live konnten sie genau diese Emotionen zum Publikum transportieren, ja sogar toppen. Summa summarum war es ein besonderes Erlebnis, das meinen grössten Respekt verdient.
Setlist:
01. One Thousand Fires
02. Life In Still Water
03. One
04. A Pleasant Shade Of Gray, Part III
05. Another Perfect Day
06. A Pleasant Shade Of Gray, Part VI
07. Pieces Of Me
08. I Am
09. The Eleventh Hour
10. Point Of View
11. Firefly
12. Through Different Eyes
13. A Pleasant Shade Of Gray, Part XI
14. Silent Cries
15. Monument
Zugabe:
16. Still Remains
[Quelle: setlist.fm]
Text: Daniel Baratte
Bilder: Daniel Strub