Datum: 18. September 2015
Ort: Met-Bar – Lenzburg
Bands: Ethernity / Appearance Of Nothing
Es gibt einen Ort in Lenzburg, wo gegorener Honig und Wasser fliessen, wie an anderen Orten der Wein. Die Met-Bar ist jedoch nicht nur dafür bekannt, eines der ältesten alkoholischen Getränke zu servieren, sondern steht auch für harte Mucke, guten Sound und günstige Preise bei Konzerten und der Getränkeauswahl. Dank der „ehrenamtlichen Vereinigung“ wurde viel Herzblut in die Bar gesteckt und mittlerweile kann man ruhig sagen, dass sich die Met-Bar zu den coolsten Clubs im Lande zählen darf.
Daher war es auch eine weise Entscheidung, sich dieses Jahr mit den Veranstaltern vom „Eleven Rock Festival“ zusammenzuschliessen und quasi eine „Warm Up Show“ in der kuscheligen Bar zu inszenieren. „Die ganze Welt ist dem Kommerz verfallen…“ heisst es auf der Vereins Seite des „Eleven Rock“, daher ist es umso wichtiger, die Bands zu unterstützen, die noch ehrliche, handgemachte und anspruchsvolle Musik kreieren. Genau dafür engagieren sich die Veranstalter von Eleven Rock und der Met-Bar. Dieses Jahr also gab es die erste Kooperation, die es musikalisch wirklich in sich hatte.
Mit Appearance Of Nothing ging es los und ich denke, es benötigt keine ausgiebige Erläuterung, um wen es denn da konkret geht. Die Basler sind nicht nur in der Schweiz bekannt und geschätzt für ihren hochkarätigen Progressiv Metal. „God is busy – Can I help you“ steht grosskotzig auf dem T-Shirt von Frontmann Pat Gerber. Irgendwie kann er es sich leisten, denn es gibt sie nicht wie Sand am Meer, diejenigen am Mikrofon.
Ohne mit der Wimper zu zucken wechselt Gerber zwischen klarem Gesang und heftigen Growls gekonnt hin und her. Dabei wird er von Bassist Omar Cuna tatkräftig unterstützt und überhaupt – die Art und Weise, wie hier Abwechslung und Komplexität mit prägnanter Melodie vereint wird, ist wirklich beachtlich. Hoch professionell und mit einer immensen Spielfreude überzeugten Appearance Of Nothing den Auftakt in ein vielversprechendes Wochenende.
Nach diesem fulminanten Auftritt hatten es die Belgier Ethernity nicht ganz so einfach, das bekanntlich schwerfällige Schweizer Publikum in Rage zu versetzen. Wie viel Met braucht es denn bitteschön noch, um mal endlich aus sich raus zu gehen? Mal ehrlich, da habe ich gestern die Dokumentation von „The Doors“ angeschaut und überlegt „Wann habe ich das letzte Mal dermassen emotionale Konzerte miterleben dürfen?“ Ich kann mich nicht erinnern. Schade eigentlich. Da trinkt man ein paar viele Bier, trifft „Kollegen“ im Publikum mit Devin Townsend T-Shirt und denkt „Oh, das ist einer von uns“, der glüht vor Leidenschaft. Was musste ich mich zusammenreisen, dass ich nicht peinlich auffalle.
Musik hat gepasst und emotional bewegt, Lokation grossartig, aber das Publikum will sich einfach nicht „nackig“ machen. Das musste auch Frontfrau Julie Colin wegstecken können, die mit reichlich Energie versucht hatte, das Publikum zu animieren. Dabei haben Ethernity mit ihrem Progressive Power Metal ganz schön Gas gegeben und vor allem mit Keyboard- und Gitarren-Einlagen unglaublich gepunktet. Auf ihrem aktuellen Album „Obsucre Illusions“ wirkt sogar Tom Englund von Evergrey mit, was beweist, die Band ist international anerkannt.
Erneut ist es „Eleven Rock“ gelungen, ein musikalisch grossartig besetztes und dank überschaubarer Grösse familiäres Zwei-Tage-Festival auf die Beine zu stellen, das so manche kommerziellere Grossveranstaltung locker in den Schatten stellt. Leider kann ich nur vom ersten Tag berichten und ich bin mir sicher, dass ich mir bis an mein Lebensende in den Hintern beissen werde, dass ich den zweiten Tag im Kofmehl, Solothurn mit This Mistery Garden, Influence X und Lazuli verpassen musste.
Text: Liane Paasila
Bilder: Kathrin Hirzel