Datum: 26. Juli 2015
Ort: Z7 – Pratteln
Bands: Dream Theater / Queensrÿche / Mother’s Cake / Influence X
Aufhorchen! Dream Theater sind zu Besuch im Z7! Wenn man bedenkt, wer schon alles zu Gast in Pratteln war, wurde dies auch endlich Zeit. Schliesslich gilt das Z7 berechtigterweise als das Mekka der härteren Musik. Zweites Hinhören dann… Open Air. Muss nicht schlecht sein, kann aber. Schlecht, weil das Wetter nun mal eine Komponente ist, die man nicht beeinflussen kann. Den Blick zurück richtend auf die vergangenen Tage, als man Temperaturen gegen 40 Grad „geniessen“ durfte, blieb die Hoffnung, dass auch der 26. Juli eine strahlender Sonnentag sein würde.
Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt und so war es denn auch. „Schitter bis bewölkt“ war die Prognose und alles Beten und Hoffen nützten nichts. Denn just beim ersten Gitarrenklang des Opener von Influence X, öffneten sich die Himmelspforten nach unten.
Hat man den Frontmann von Influence X, Ramin Dänzer, noch als Sänger der Schweizer Combo Inishmore in Erinnerung und vergleicht man das damalige Stimmvermögen mit dem Heutigen, so sind grosse Unterschiede erkennbar. Überhaupt sind alle Band-Member von Influence X für CH-Verhältnisse ausgesprochen versiert und dennoch bleibt Luft nach oben offen, um international mithalten zu können. Das ist keineswegs als Kritik gedacht – im Gegenteil! Es ist eher ein Akt des Respektes und auch der Freude, dass die verhältnismässig kleine Prog-Szene in der Schweiz durchaus Bands beinhaltet, die sich vom Gros der Schweizer Musiklandschaft abheben wollen und vor allem können. Können ist dann auch der richtige Begriff, um den Auftritt von Influence X zu beschreiben.
Leider waren die Umstände alles andere als ideal für die Alpen-Progger. Durch die massive Verspätung von Dream Theater wollte man ursprünglich den Auftritt von Influence X streichen. Als man sich dann dennoch für den Auftritt entschied, blieb nur bescheidene Zeit, um das Equipment aufzubauen und einen ultrakurzen Soundcheck zu machen. Leider konnten die sympathischen Schweizer ihr Set nicht vollständig darbieten, denn um den Zeitverlust wett zu machen, musste wohl jemand über die Klinge springen und das war bei vier Bands leider die Heimmannschaft Influence X. Schade, aber dennoch darf man mit gutem Gewissen sagen: Das schreit nach mehr! Und trotz aller Widrigkeiten haben die Jungs um Schwergewicht Dänzer allen Grund um Stolz zu sein. Welche CH-Band kann schon von sich behaupten im Vorprogramm von Dream Theater gespielt zu haben?
Sicher, bei einem Konzertabend, bei dem vier Bands auftreten, ist es nicht das einfachste Unterfangen als erste aufzutreten. Aber dennoch haben Influence X ihren Job wirklich gut gemacht. Ich, für meinen Teil, werde die Band jedenfalls gut beobachten, denn da kommt garantiert noch Tolles auf uns zu.
Mit Mother‘s Cake stand als zweite Band eine Formation aus Österreich auf dem Programm. Wer auf eine Grossinstrumentierung hoffte, wie es im Prog-Bereich gewöhnlich ist, wurde überrascht. Ein bescheidenes, aber klassisches Line-Up für drei Personen versprach keine Bombast-Orchester-Darbietung, aber man soll sich lieber nicht täuschen lassen.
Die ersten Takte und Gesangspassagen gaben auch gleich die Richtung vor. Da standen Grössen wie Hendrix, Plant, Page und Konsorten Pate und auch Verwandtschaft mit Rage Against The Machine waren unüberhörbar. Jedenfalls ein interessanter Mix, wenn auch ein wenig konträr zu den anderen Bands des Abends. Mehrheitlich 70er Prog angehaucht, mischte die Band aber auch moderne Elemente und Bassist Benedikt Trenkwalder begeisterte das Publikum mit einer respektablen Slap-Einlage.
Was die Band musikalisch bot war top. Was zwischen den Songs ablief, eher flop. Sänger und Gitarrist Yves Krismer zweifelte sogar selber seine Mitreisser-Fähigkeiten an, was sich auch bewahrheitete, aber das war definitiv nicht das wichtigste am Auftritt des Mutterkuchens aus Innsbruck. Die Jungs überzeugten mit Leidenschaft und Energie und wenn des Sängers Sprüche das Publikum nicht zu begeistern vermochten. So war es eher der raue Sound der von der Bühne kam.
Frontmann Krismer überzeugte dafür auf der ganzen Linie und bot eine authentische Show. Genau das ist es, was das Publikum will. Eine Show die vor allem eines ist – ehrlich! Und das war genau die Quintessenz der Österreicher. Sollten Mother‘s Cake wieder in der Nähe auftreten, können sie auf mich schon mal zählen, denn die Jungs machen Spass. Wenn Krismer jetzt noch einen Entertainment-Kurs nimmt, ist der Kuchen gebacken!
Zurück zum Kontrastprogramm Z7. Mit Queensrÿche stand eine Band auf der Liste, die illustrer nicht sein könnte. Schon alleine das Geplänkel um Ex-Frontmann Geoff Tate, mit dem Streit um die Namensrechte, war es Wert aufmerksam zu bleiben. Aber neben den mediengerechten Streitereien können Queensrÿche wahrhaft auf eine ruhmreiche Vergangenheit blicken.
Eine grosse Frage blieb aber. Jeder der Queensrÿche kennt, weiss, dass Geoff Tate einen unglaublichen Vocal-Range hat. Und unweigerlich stellt sich die Frage, ob Todd La Torre überhaupt nur ansatzweise mithalten kann. Tja was soll man sagen? Ebenbürtig ist wohl der richtige Begriff. Selbst ganz hohe Passagen meisterte La Torre weitgehend problemlos und zeigte eindrücklich, dass Tate nicht der einzige Shouter ist, der sich für Queensrÿche qualifiziert.
Hatte man auf der Rage For Order -Tour, vor fast 30 Jahren noch einen Keyboarder hinter der Bühne versteckt (damals fast ein Sakrileg, Keyboards einzusetzen), ist es heute gang und gäbe mit Samples und elektronischen Instrumenten zu arbeiten. Da Queensrÿche auf einen Tastenmann verzichten, spielte Scott Rockenfield die entsprechenden Elemente von seinem MacBook ab. Egal, die Show hatten sowieso die Protagonisten am Bühnenrand und die spielten ein Sahnehäubchen nach dem anderen. Natürlich durfte auch der Ober-Schmuse-Song „Silent Lucidity“ nicht fehlen.
Die paar musikalischen Aussetzer während des Gigs, waren wohl eher dem Mischer zuzuordnen, als der Band, schmälerten aber die Leistung der Musiker in keiner Art und Weise. Ein durchaus zufriedenes Publikum liess sich auch vom stärker werdenden Regen nicht beeindrucken und honorierte den Auftritt von Queensrÿche entsprechend. Eine Zugabe wäre sicherlich toll gewesen, aber die Zeitprobleme liessen dies wohl nicht zu. Egal, es bleibt zu hoffen, dass die Band bald wieder auf Tour kommt, schliesslich soll im Herbst das neue Album veröffentlicht werden und demnach stehen die Chancen gut, Queensrÿche als Headliner sehen zu können.
30 Jahre ist es her, als Dream Theater sich formierten. Ob es ihnen damals bewusst war, dass sie zu Koryphäen des Prog-Metals wachsen werden? Ob sie es damals schon gespürt haben, dass sie selbst in den Olymp einziehen werden, in dem sich schon Grössen wie Rush, Led Zeppelin und so viele andere tummeln? Niemand würde wagen, Dream Theater ihr musikalisches Können anzuzweifeln und auch diesmal zeigten sie unverblümt, dass auf der Bühne des Z7 eine Band steht, die sich in allen Belangen an der Spitze der Professionalität bewegt.
Aber, und das ist ein grosses Aber – das war nichts Neues, was DT uns darboten. Nun, man kann darüber diskutieren, ob es denn notwendig ist, dass eine erfolgreiche Band ihr ebenso erfolgreiches Konzept ändern sollte. „Never change a running sytem“ heisst es in der IT und auch bei einem „Monster“ wie Dream Theater, scheint das Prinzip Programm zu sein. Ist ja auch nicht notwendig, denn es ist immer wieder eine Freude, die Band live zu sehen. Und doch kann man einen gewissen Sättigungsgrad spüren. In den letzten 22 Jahren haben sie die Schweiz 18 Mal besucht und die Bühnenshows von Dream Theater sind jetzt aufgrund der eher klein gehaltenen Bühne auf CH-Boden, nicht so der Hingucker.
Schade, dass La Brie nicht in Bestform war. Er schwächelte ab und zu, aber das gehört ja fast ein wenig zu Dream Theater. Der Rest der Band erfüllte die gestellten Erwartungen wie immer. Gnadenlos perfekt und ohne Fehler präsentierten sie eine durchaus spannende Setlist mit Songs aus den unterschiedlichsten Alben. Und dennoch kein Vergleich zum 20sten Jubiläum, wo sie fast drei Stunden spielten und sich und die Fans feierten. So gesehen war die Darbietung, anlässlich des 30 jährigen Bestehen der Band eher bescheiden, wenn auch gleich das dargebotene Material in gewohnter Perfektion rüberkam.
2016 soll ein neues Album veröffentlicht werden und da wird man DT wohl ein 19tes Mal sehen können. So bleibt die Hoffnung, dass wieder ein ausgedehnter Gig stattfinden wird, der mehr als 13 Songs beinhaltet und, bei aller Liebe zum Z7, in einer grösseren Venue stattfinden wird.
Fazit: Objektiv betrachtet hätte der Abend sicherlich besser verlaufen können. Tja, und wir sind immer noch weit davon entfernt, das entsprechende Wetter bestellen zu können. Was mir Spass bereitete waren sicherlich Queensrÿche, die ich nach ihrem ersten CH-Auftritt in Luzern (im Vorprogramm von Bon Jovi!) wieder mal sehen durfte. Influence X sieht man bald in Lenzburg und Mother‘s Cake hoffentlich auch bald wieder in der Schweiz. Dream Theater lege ich ad acta und freue mich dafür auf die 2016er Tour mit dem neuen Album.
Setlist Dream Theater:
01. Afterlife
02. Metropolis Pt. 1: The Miracle And The Sleeper
03. Caught In A Web
04. A Change Of Seasons: II Innocence
05. Burning My Soul
06. The Spirit Carries On
07. About To Crash
08. As I Am
09. Panic Attack
10. Constant Motion
11. Wither
12. Bridges In The Sky
Zugabe:
13. Behind The Veil
[Quelle: setlist.fm]
Text: Daniel Baratte
Bilder: Kathrin Hirzel