2. Januar 2020
Werk21 – Zürich
Bands: The Dreadnoughts / The Fags
Das erste Konzert des Jahres und der neuen Dekade. Da muss schon eine ganz besondere Band her. Schön, dass es niemand anderes als die bierseligen Polka-Punks von The Dreadnoughts sein sollten. So waren zumindest gleich alle guten Vorsätze für das neue Jahr hinüber.
Los ging es mit einer der lustigsten und beklopptesten Bands der Schweizer Punkszene, The Fags. Passend zum politisch höchst korrekten Namen gab es von Anfang an eine gehörige Portion Fäkalhumor, traumhaft untermalt von gradlinigem, schnoddrigem Drei-Akkorde-Punk. Das bereits jetzt schon gut gefüllte Werk21 wusste dies zu goutieren und so erklangen schnell „Masturbation“-Chöre aus dem Publikum und dem Pogo wurde fleissig gefrönt. Infantiler Klassiker folgte auf infantilen Klassiker, Lieder wie „Farting Girl“ und das unsterbliche „Tyra Misoux“ lösten gleichermassen grosses Gelächter wie Kopfschütteln aus. Ich merkte schnell, dass ich für dieses Niveau bei Weitem noch nicht genügend Bier intus hatte, zum Glück aber konnte diesem Umstand schnell Abhilfe geschafft werden. Weiter ging es mit Songperlen wie „I’m Only Happy When I’m Drunk“ und dem nach eigener Aussage grössten, weil einzigen, Hit der Band, „Godzilla“. Es war ein Fest. The Fags passten wunderbar als Opener an diesem Abend. Hier steht der Spass klar weit vor jeglichen qualitativen Ansprüchen an die Musik, aber genau so machte das auch Spass.
Nach etwas über einer halben Stunde folgten dann ein kurzer Umbau und Soundcheck. Letzterer wurde von den Dreadnoughts gleich selber gemacht und man befand am Ende kurzerhand, dass es gar nicht nötig wäre, nochmals für eine Minute von der Bühne zu gehen. Und so ging es beschwingt/beschwipst mit ein paar Sea Shanties vom neuen Album „Into The North“ los, zu welchen von Beginn an vergnügt mitgegrölt wurde. Mit „Amiens Polka“ vom „Foreign Skies“ Album ging es richtig los, die Musik wurde um einiges schneller und die Menge im Werk21 drehte komplett durch. Was für eine Party das von Beginn an war. Sänger und Gitarrist Nicolas Smyth fragte uns zur Begrüssung, ob es denn Leute hier habe, die gerne Strongbow oder Magners Cider trinken, was einige fröhlich bejahten. Dieser kulinarische Fehlgriff wurde natürlich sogleich mit einem freundlichen „go f**k yourselves, that’s s**t cider“ quittiert, sehr zum Amüsement aller anderen im Publikum. Wir wurden zudem noch informiert, dass Bassist Squid Vicious vor drei Tagen aus medizinischen Gründen von seinem Arzt ein Tourverbot auferlegt erhalten habe, woraufhin Mike von Smokey Bastard kurzerhand einsprang und innert einem Tag sämtliche Lieder lernte. Keine schlechte Leistung.
Die Stimmung war überaus ausgelassen, der Pogopit erstreckte sich durch die ganze Länge des Werks und die Leute waren am Durchdrehen. Dies merkten auch die Jungs von den Dreadnoughts, die absolut Vollgas gaben. Dass die Band gerne in der Schweiz spielt, beweisen sie dann, als sie kurzerhand unsere Nationalhymne anspielten oder besser gesagt zerstörten. Für diesen wunderbaren Beitrag bedanke das Publikum sich dann umgehend mit einer frenetischen Darbietung vom „Vogellisi“, was Sänger Nicolas sehr begeisterte und zugleich verwirrte. Irgendwann wurde dann auch noch der/die beste Tänzer*in des Abends gesucht. Der Preis dafür erwarte den oder die Gewinner*in innerhalb eines Laib Brotes. Nachdem ein Typ dann dank seiner obszönen Bewegungen während dem Crowdsurfing zum Gewinner erkoren wurde, stellte sich heraus, dass es sich schlicht um einen kleineren Laib Brot innerhalb des grösseren handelte. Grandios. Die Darbietung nahm immer dadaistischere Ausmasse an, das Bier floss in Strömen und die Stimmung war hervorragend.
Nach dem Hit „Polka Never Dies“ stimmte das Publikum erneut zum Mitsingen an, diesmal gaben wir „Somewhere Over The Rainbow“ zum Besten. Die Band wurde auch noch ausschweifend vorgestellt. Und dazwischen immer wieder durchgeknallte Polka-Punk-Hits allererster Güte. Es ist echt unmöglich, zu dieser Band stillzustehen. Irgendwann näherte sich dann aber das Ende und mit einer letzten Vollgas-Version von „Elizabeth“ und den schönen Worten „Thank you, danke schön, godspeed and as always: go f**k yourselves“ war auch schon Schluss. Nur das wohl gehaltvollste Stück der Dreadnoughts fehlte noch und so gab es das Meisterwerk „Cider?“ natürlich noch als Zugabe. Mit dem dankbar einfachen Text, der nur aus dem Titel des Liedes besteht, konnten alle nochmals richtig lautstark mitsingen und abfeiern. Was für ein wundervolles Konzert. Lange habe ich nicht mehr so viel Spass gehabt, und das zudem noch so früh im neuen Jahr. So darf es die nächsten 365 Tage gerne weitergehen. The Dreadnoughts sind immer wieder eine Freude und machen live Spass wie kaum eine andere Band. Ich freue mich auf das nächste Mal.
Setlist [Quelle: setlist.fm]
1. Roll Northumbria
2. Jolie Rouge
3. The Amiens Polka
4. Antarctica
5. Black And White
6. Foreign Skies
7. Ivanhoe
8. Polka Never Dies
9. Cider Road
10. Dear Old Stan
11. Turbo Island
12. Roll The Woodpile Down
13. Elizabeth
Zugabe:
14. Cider?
Text: David Spring