8. Juni 2016
Komplex 457 – Zürich
Bands: Disturbed / Avatar
Jene Metal-Liebhaber, welche sich ersparen wollten, sich am diesjährigen Greenfield-Festival die Springerstiefel einzuschlammen, hatten am Mittwochabend trotzdem die Gelegenheit eine der Meterbands unserer Zeit ganz im trockenen zu geniessen.
Zusammen mit Avatar beehrte die amerikanische Metalband das Komplex 457.
Avatar
„Willkommen in der Manege des Wahnsinns“
Die fünfköpfige Band Avatar aus Schweden eröffnete den Abend. Gekleidet und geschminkt, als wären sie gerade aus einem Horror-Zirkus ausgebüxt, betraten sie unter tosendem Applaus die Bühne. Eine Mischung aus Industrial-, Heavy-, bis hin zu Melodic-Death Metal prasselte auf die Konzertbesucher nieder.
Sänger Johannes Eckerström (der Dompteur) weiss genau, wie er das Publikum in Stimmung bringt! So kam es, dass er bei instrumentalen Parts seine Mitmusiker mit Handgestik dirigierte und ihnen gelegentlich auf den Kopf tätschelte. Nicht selten präsentierte er dem Publikum auch seinen Rachen indem er sein Grossmaul weit aufriss, die Zunge raushängen liess und mit verdrehten, weit aufgerissenen Augen den Kopf schüttelte. Eine Ähnlichkeit zu einem gewissen Marilyn Manson ist nicht abzustreiten. Nur dass der Avatar Frontmann im Vergleich über eine erstaunlich wandelbare Stimme verfügt und diese live auch sehr souverän darbietet.
Schnell wurde auch klar; im Bandraum wurden nicht nur die musikalischen Finessen geübt. Denn bei diesen, teils sehr komplexen Gitarrenriffs, auch noch die Präzision zu haben synchron zu headbangen, nimmt definitv auch einige Zeit und Routine in Anspruch.
Die aus Göteborg stammenden Rocker lieferten auf alle Fälle eine enorm souveräne Liveshow ab und heizten den Konzertbesuchern ordentlich ein.
Disturbed
“ Ten thousand fists in the air „
Wer Disturbed schon einmal live erlebt hat, dem ist bewusst:
Disturbed ist eine brennende Walze aus brachialen Gitarrenriffs, rhythmischen Breaks und gesanglicher Höchstleistung, welche gnadenlos alles niederwalzt. So auch am vergangenem Mittwoch Abend.
Eröffnet wurde das Set mit der Hymne „Ten Thousand Fists“. Zwar waren es nicht ganz 10’000 Fäuste, die ihren weg ans Konzert gefunden haben, doch die Energie, welche von der Menschenmenge ausströmte, liess dies vermuten.
Die Klassiker der Band „The Vengeful One“, „Liberate“, „Prayer“ und „Stupify“ durften natürlich nicht fehlen und bildeten ein stabiles Fundament der Setlist. Lauthals brüllten und johlten die eingefleischten Disturbedfans die Songtexte mit.
Die Krönung in der Mitte des Sets war wohl das Cover der legendären Simon & Garfunkel Komposition „Sound Of Silence“. Auf die Umsetzung dieses Songs scheint Sänger David Draiman besonders stolz zu sein. Wer Disturbed auf den sozialen Netzwerken ein wenig mitverfolgt, dem dürfte nicht entgangen sein, dass die Jungs ihre Version von „S.O.S“ enorm anpreisen. Zu recht! Denn als Disturbed am vergangenem Mittwoch diese Perle der 60er Jahre zum Besten gaben, stellte Frontman David erneut seine Gesangskünste unter Beweis.
„My brothers and sisters, the next song is called Inside The Fire!“ Mit solchen Äusserungen zog Frontmann David Draiman die Menschenmenge immer wieder in den Bann des Wahnsinns.
Die gut durchmischte Setlist der Amerikaner hatte für jeden Geschmack etwas im Petto. So auch gegen Ende, als Disturbed die Ballade „The Light“ von ihrer neusten Scheibe „Immortalize“ präsentierten. Eine kleine Instruktion war dabei allerdings von Nöten: „My friends, for the next song I need your help! In the refrain you’ll have to light up your lighters, phones or whatever, but ONLY when I’ll sing „The Light“. Alright, are you with me, Zurich?“ Ein Aufschrei der Zustimmung hallte durch das Komplex 457. So wurde der Wunsch auch in die Tat umgesetzt worauf der Sänger erwiderte: „Beautiful Zurich!“
Abgerundet wurde die souveräne Konzerteinlage von Disturbed mit dem Hit „Down With The Sickness“ woraufhin sie wohl gegen Ende wirklich restlos alles niederwalzten.
Setlist (Quelle: Setlist.fm)
- Ten Thousand Fists
- The Game
- The Vengeful One
- Prayer
- Liberate
- The Infection
- Another Way To Die
- Land Of Confusion
- Stupify
- The Sound Of Silence (Simon & Garfunkel Cover)
- Inside The Fire
- Stricken
- The Light
- The Animal
- Indestructible
- Down With The Sickness
Text: Patrick Bottarella
Bilder: Marcel Schlatter