5. Mai 2017
Obere Mühle – Dübendorf
Autor: Dirk Bernemann
«Kurz vorm Kotzen – Literatur für Feinschmecker», so Dirk Bernemanns Eigenbeschreibung. Ja, der gebürtige Deutsche bespielt die Literatur-Klaviatur mit Bravour. Apropos kotzen: Im Juni 2017 folgt der vierte Streich von «Ich hab die Unschuld kotzen sehen», ein lesetechnischer Hochgenuss, wie die drei vorangegangenen Streiche.
An diesem Leseabend in der ausverkauften Obere Mühle (Dübendorf) liess Dirk Bernemann die lesehungrige Meute an seinen vergangenen buchstabengeschwängerten 17 Jahren teilhaben. «Ich hab die Unschuld kotzen sehen I bis IV» dominierten das Programm, was ebendiesem gut zu Gesichte stand. Nicht fehlen durfte «Wie schön alles begann und wie traurig alles endet», ebenso wenig wie «Vom Aushalten ausfallender Umarmungen».
Die zwei Stunden Feinschmecker-Literatur waren angereichert mit leckeren Themen wie Weltuntergang, Tod, Drogen (als Metapher), Herumschreien, Verkehrsbusse, Rothaariges, Silvester, Noahs Zooschiff uvm. – aufgetischt in Form von Poetry Slam, Sprechgesang und klassischem Vortrag(-en). Die Audienz schien aber auch am Schluss noch nicht gesättigt und lechzte nach mehr, was Dirk Bernemann mit einem Bouquet «Offene Fragen, offene Wunden» quittierte. Und am Ende vom Ende mit einer unkonventionellen FAQ-Runde abschloss.
Genug kann man tatsächlich nicht kriegen. Taucht alle ein in die Bernemann’sche Welt. Hier einige Buchtipps frei Haus: «Trisomie so ich dir», «Asoziales Wohnen», «Und wir scheitern immer schöner» …
Text: Cyril Schicker