Die Toten Hosen + Feine Sahne Fischfilet + Donots
Letzigrund Stadion – Zürich
Sonntag, 17. Juli 2022
Text: David Spring / Bilder: Manuela Haltiner
Es gibt Bands, auf die können sich scheinbar alle einigen, wie Die Toten Hosen aus Düsseldorf. Seit nunmehr 40 Jahren sind die Jungs um Campino unterwegs und nach zahllosen Alben und etlichen unsterblichen Hits überraschte es nicht, als das Letzigrund Stadion in Zürich letzten Sonntag trotz unmenschlicher Hitze komplett mit alternden Punks der ersten Stunde, Die-Hard-Hosen-Fans, Deutschrock-Liebhaber:innen, gelegentlichen Hosen-Geniesser:innen, Kids, Normalos, Omas und Menschen aus jeder Bevölkerungsgruppe gefüllt war.
Los ging es mit den sympathischen Jungs von den Donots aus Ibbenbühren. Deren Mischung aus melodiösem Hardcore mit grossartigen Gespür für tolle, mitsingbare Punk- und Rocksongs kam bestens an. Sänger Ingo begrüsste alle freudig und sagte, er wisse von den Hosen, wie man das Schweizer Publikum rumkriege, nämlich in dem man es auf Schweizerdeutsch beleidige. Somit wurden wir kurzerhand alle als „Schafseckel“ bezeichnet, sehr sympathisch. Die Donots waren der perfekte Opener für ein Die Toten Hosen-Konzert, mit viel Energie und genialen Songs heizten sie dem Letzigrund ordentlich ein. Ingo liess es sich nichtmal nehmen, bei einem angezettelten Circle Pit gleich selbst ins Publikum zu springen.
Als nächstes standen die Mecklenburg-Vorpommern Punklegenden von Feine Sahne Fischfilet am Start. Die Band um Sänger und Rampensau Monchi ist leider nicht so meine Baustelle. Eine Band, die so wunderbare Aussagen macht und sich ehrlich und aufrichtig für tolle Sachen und Organisationen einsetzt, und trotzdem eher inhaltslose Songs macht, kann ich nicht verstehen. Aber egal, Songs wie „Wasted In Jarmen“ oder die Über-Hymne „Komplett Im Arsch“ kamen vielleicht bei mir nicht an, die anderen 45’000 Leute in Zürich heute hatten eine Riesenfreude. Die Stimmung in Letzigrund war ausgelassen, schnell wurden allerlei Fackeln und Pyros gezündet, was zu einer wundervoll ausgelassenen Party führte. Man kann sagen was man will, aber die Band hat ihr Publikum im Griff. Unter viel Geschrei und Jubel war Schicht im Schacht und auch wenn’s mir nicht gefällt, Feine Sahne Fischfilet sind live zweifelsfrei ein Brett.
Dann war es endlich so weit, und mit einem eigens erstellten Intro-Western-Film, der die Bandmitglieder einzeln vorstellte, liefen Die Toten Hosen unter tosendem Applaus auf die riesige Bühne. Mit „Alle Sagen Das“, „Auswärtsspiel“ und „Altes Fieber“ ging es fett los. Es hat etwas Besonderes, wenn ein ganzes Stadion jedes Wort einer Band lautstark mitschreit, die Gänsehautmomente hatten es von Anfang an in sich. Die Energie, die Campino, Kuddel, Breiti, Andi und Vom an den Tag legten, war unglaublich. Die Herren sind keine zwanzig mehr, Campino selbst wurde vor kurzem erst gerade 60, doch der Typ hüpfte über die Bühne wie ein junges Reh. So viel Motivation und Leidenschaft war ansteckend, entsprechend schnell kam im Publikum Bewegung auf.
Als riesige Deutschpunk-Hits wie „Paradies“ oder „Bonnie & Clyde“ schon im ersten Drittel der Show gespielt wurden, merkte ich einmal mehr, wie viele grossartige Songs die Band hat. Da die Tour unter dem Namen „40 Jahre Alles Aus Liebe“ lief, durften natürlich auch der eine oder andere Gassenhauer wie „Niemals Einer Meinung“, „Alles Wird Gut“ oder das grossartige „Liebeslied“ nicht fehlen. Die Setlist war ein bunter Mix durch die komplette Die Toten Hosen-Diskografie und es gab kaum einen Song, der nicht von allen Anwesenden frenetisch mitgesungen wurde.
Zweifellos zählen Die Toten Hosen zu einer der allerbesten Livebands Deutschlands. Die Spielfreude, das Gefühl von Gemeinsamkeit, die so nachfühlbaren wie mitschreibaren Texte und die unglaubliche Energie, da kommt niemand ran. Das ganze Konzert war ein einzig euphorisches, wunderbares Fest. Auch die sympathischen, reisserischen Ansagen von Campino taten ihr Übriges, der Typ ist der perfekte Frontmann. Als dann irgendwann noch ein Stück von „so einer kleinen Band aus Berlin, die ihr vielleicht noch gut finden könntet“ angesagt wurde, und dieses sich als die beste Anti-Nazi-Hymne aller Zeiten – „Schrei Nach Liebe“ von Die Ärzte – herausstellte, gab es gar kein Halten mehr. Was für eine unglaubliche Show!
Alles muss irgendwann zu Ende gehen. Zugaben gab es reichlich und mit ewigen Rausschmeisser-Stücken wie „Schönen Gruss, Auf Wiederseh’n“, dem unsterblichen „Zehn Kleine Jägermeister“ und natürlich „You’ll Never Walk Alone“, das bei keinem Konzert der Hosen fehlen darf, war nach über zwei Stunden das Ende erreicht. Um keine Traurigkeit aufkommen zu lassen und alle mit einem Grinsen im Gesicht nach Hause zu schicken, gab es das gehaltvolle „Eisgekühlter Bommerlunder“ zum Schluss. Sind wir ehrlich, es gibt kein bessers Lied, um ein geniales Konzert zu Ende zu bringen. Die Toten Hosen – einfach jedes Mal wieder eine absolute Macht! Ich hoffe, die machen das noch ganz lange, denn ich werde immer wieder dabei sein!
Setlist [Quelle: Setlist.fm]
1. Alle Sagen Das
2. Auswärtsspiel
3. Altes Fieber
4. Paradies
5. Bonnie & Clyde
6. Liebeslied
7. 112
8. Laune Der Natur
9. Niemals Einer Meinung
10. Kamikaze
11. Du Lebst Nur Einmal (Vorher)
12. Halbstark
13. Helden Und Diebe
14. Das Ist Der Moment
15. Wannsee
16. Unter Den Wolken
17. Draußen Vor Der Tür
18. Pushed Again
19. Steh Auf, Wenn Du Am Boden Bist
20. Alles Aus Liebe
21. Wünsch DIR Was
22. Hier Kommt Alex
Zugaben 1
23. Alles Passiert
24. Schrei nach Liebe
25. 10 Kleine Jägermeister
26. Schönen Gruß, Auf Wiederseh’n
Zugaben 2
27. Tage Wie Diese
28. Freunde
29. You’ll Never Walk Alone
Zugaben 3
30. Verschwende Deine Zeit
31. Alles Wird Gut
32. Eisgekühlter Bommerlunder