Datum: 15. August 2015
Ort: Letzigrund Stadion – Zürich
Band: Die Toten Hosen
Seit Jahrzehnten sind die Hosen berühmt-berüchtigt für ihre aussergewöhnlich guten Live-Shows. Viele kreisende Fahnen, lautstarke Fanchöre, brennende Fackeln und natürlich exzessives Pogen, gehören zu den Markenzeichen eines waschechten Hosen-Konzertes. Wer schon einmal auf einem Konzert der Toten Hosen war, wusste, dass „Crowdsurfing“ hier quasi zum Nationalsport gehört.
Mit dem Klassiker „Bonnie & Clyde“ begann das Konzertspektakel. Gleich vom ersten Takt an hatte Campino das ganze (und ich meine wirklich das ganze) Stadion unter seinen Fittichen. Er selbst liess aber auch nichts anbrennen. Neben ständigem Herumgehüpfe, schrie er sich beinahe die Seele aus dem Leib. Es schien, als hätten die Hosen ausschliesslich Hymnen geschrieben, denn das gesamte Stadion johlte mit. So blieben „Pushed Again“, „Alles Aus Liebe“ und „Hier Kommt Alex“ nur einen Bruchteil an Klassikern der Deutschen Rebellentruppe.
Beim Song „Nur Zu Besuch“ wurde es melancholisch. Nebst dem, dass die Ballade an sich schon sehr traurig ist, wurde dieser Song einem verstorbenen Fan gewidmet. Als später „Europa“ ertönte, wurde es erneut melancholisch und gesellschaftskritisch. Campino äusserte sich zu dem allgemeinen Flüchtlingsdrama sehr kritisch und nahm kein Blatt vor den Mund. Somit wurde dieser Song zur Hymne einer traurigen Wahrheit.
Bei „Steh Auf Wenn Du Am Boden Bist“ griff Campino gleich selber zur Kamera und filmte das gesamte Lied mit. Das Video drehte er für den ehemaligen Schlagzeuger „Wölli“, welcher den Kampf gegen den Krebs aufgenommen hat, anstatt mit seinen Jungs auf Tour sein zu können. Als sich dann das gesamte Stadion für den ersten Teil des Liedes hinsetze, um dann beim Refrain hochzuspringen wurde erneut klar, was für eine treue, eingeschworene Fangemeinde die Toten Hosen haben. Die Leute waren ausser Rand und Band – gut so!
Den zweiten Teil der Show starteten die Wilden von einem Podest mitten im Publikum. Campino machte seinem Namen alle Ehre und erklomm kurzerhand ein Zelt, um darauf eine Fackel zu zünden und seinen Worten noch mehr Ausdruck zu verleihen. Wie man ihn kennt, liess er es sich nicht nehmen danach direkt vom Zelt in die tosende Menge zu springen und sich auf Händen tragen zu lassen.
So viel Action und Interaktion liessen die Konfetti-Kanonen, welche bei „An Tagen Wie Diesen“ Papierschlangen in die Menge prusteten, beinahe alt aussehen. Und das muss man als Band, ohne Schnickschnack und Effekte, erst mal hinkriegen. Respekt!
Mit dem Cover von Richard Rodgers „You`ll Never Walk Alone“ ging das Konzert nach 2,5 Stunden Topstimmung und Hochleistungssport für die Fans und Band leider zu Ende.
Doch eines ist klar, Die Toten Hosen haben dem Letzigrund kräftig eingeheizt und ich bin mir sicher, dass nun jeder Besucher weiss, warum die Rebellen für ihre legendären Live-Shows nicht nur berühmt, sondern auch berüchtigt sind.
An diesem Abend wurde jedenfalls gerockt, gefeiert, kritisiert, gelobt, gejohlt, geschrien, gepogt, gestaunt, gefreut, rebelliert, applaudiert, gelacht, gesprungen, mitgefühlt, und getobt. Das alles bis zum bitteren Ende!
Setlist:
Intro
Bonnie & Clyde
Liebeslied
Auswärtsspiel
Altes Fieber
Halbstark (The Yankees cover)
Das ist der Moment
Alles was war
Ein guter Tag zum Fliegen
Pushed Again
Helden und Diebe
The Passenger (Iggy Pop cover)
Nur zu Besuch
Unsterblich
Paradies
Steh auf, wenn du am Boden bist
Europa
Hier kommt Alex
Wünsch DIR was
Alles aus Liebe
Zehn kleine Jägermeister
Schönen Gruß, auf Wiederseh’n
Encore:
Opel-Gang
Schön sein
Hang on Sloopy (The McCoys cover)
Encore 2:
Should I Stay or Should I Go (The Clash cover)
Alles wird vorübergehen
Tage wie diese
Encore 3:
Draußen vor der Tür
Das Mädchen aus Rottweil
Eisgekühlter Bommerlunder
Freunde
You’ll Never Walk Alone (Richard Rodgers cover)
[Quelle: setlist.fm]
Text + Bilder: Miriam Ritler