Datum: 7. März 2015
Ort: Z7 – Pratteln
Bands: Devin Townsend Project / Periphery / Shining
Es gibt Musiker, die vor allem durch ihre musikalischen Fähigkeiten hervorstechen und es gibt welche, die durch ihre Show brillieren. Und es gibt solche, die beides können und so einen bleibenden und nachhaltigen Eindruck hinterlassen. Devin Townsend ist einer dieser Musiker und genau der war am 7. März im Z7 zu Gast, um sein neuestes Werk Z2 zu präsentieren. Tja, Z2 im Z7 – es konnte nicht passender sein…
Schon im Herbst 2014 war Townsend mit der norwegischen Formation Shining unterwegs und auch diesmal durften sie die Show eröffnen, auch wenn sie sich die Lorbeeren mit einer zweiten Vorband teilen mussten. Shining agierten gewohnt aggressiv und setzten nebst schrill kreischenden Synthie- und Gitarrenklängen wieder ein wild daher trötendes Saxophon ein.
Saxophonist und auch Gitarrist war Jorgen Munkeby, dessen Gesangsstil mit ebensolchen Kreischern umschrieben werden kann. Munkeby zeichnete sich als durchaus passablen Front-Mann aus, der zwar eine grosse Präsenz aufzuweisen hatte, dessen gesangliche Qualitäten aber eher als mässig zu bewerten waren. Egal! „Normaler“ Gesang wäre im Gewirr der einzelnen Instrumente eh untergegangen.
Jazz-Metal nennt sich der Musik-Stil der Norweger, der zweifelsohne interessant ist und zeitweise spannende Ansätze hatte. Ich wage allerdings zu bezweifeln, dass er sich grossräumig durchsetzen wird. Naja, es soll ja auch Kunstwerke geben, die wie geschaffen für eine Nische sind.
Mit dem zweiten Act holte sich Townsend eine sehr beachtenswerte Band in sein Programm. Periphery aus Maryland (USA) konnten 2012 bereits schon für Dream Theater eröffnen und schafften es sich auch in Helvetien einen guten Ruf zu schaffen. 2015 präsentieren sie ihr neu erschienenes Album „Juggernaut“. Man muss sich bewusst sein, dass Periphery nicht unbedingt eine einfach zu hörende Musik spielen. Metalcore und Progressive-Metal ist eine spannende, aber auch anstrengende Mischung und Periphery gehören zu den federführenden Bands.
Drei Gitarristen auf der Bühne zu sehen, gehört auch nicht unbedingt zum Alltag. Hatte aber zur Folge, dass Periphery mit entsprechendem Druck daherkamen. Die Songs sind einheitlich und meistens demselben Schema zuzuordnen. Rhythmisch elektrisierend und durch den nimmermüden Einsatz des tiefen B‘s einer 7-Saiten Gitarre wuchtig daher kommend, drückten Periphery dem Publikum ihren eigenen Stempel auf.
Doch bei allem Lob muss auch gesagt werden, dass Sänger Spencer Sotelo als Front-Mann Bestnoten bekommt, als Vocalist hingegen nicht ganz so weit vorne mithalten kann. Aber immerhin, im Vergleich zu Shining hat man die Qualitätsunterschiede nicht nur sehen, sondern auch hören können. Relativ unspektakulär war dann der Abgang der Amis. Song fertig – see you – und weg waren sie. Dennoch hatte der Auftritt Laune und vor allem Lust auf mehr gemacht.
Das Z7 war durchaus passabel besucht und der Blick ins Publikum zeigte eine grosse Bandbreite von verschiedenen Fans. Vom klassischen Metaller, über den Progger bis zu fein herausgeputzten Damen, war fast alles anzutreffen. Apropos Damen – täuscht es, oder finden tatsächlich immer mehr weibliche Musik-Fans den Weg zu Prog-Konzerten? Das wäre eine durchaus zu begrüssende Entwicklung!
Auf der letzten Tour unterhielt Devin Townsend sein Publikum mit witzigen Video-Einspielungen und auch dieses mal gab es eine Vorab-Unterhaltung, bestehend aus einer Diashow mit Fotomontagen, allesamt mit Devins Konterfei, also meist mit seinen bekannten Grimassen. Eines muss man Townsend lassen, er ist nicht nur ein hervorragender Sänger und Gitarrist, er ist auch ein überaus witziger Entertainer, der sich damit viele Sympathien holen kann.
Nach ca. 5 Minuten Slideshow wagte sich mal die Stammmannschaft, bestehend aus Ryan Van Poederooyen, Brian Waddel und Dave Young auf die Bühne. Mit ihnen stand bescheiden im Hintergrund Mike St- Jean an den Keyboards, der auf dem neuesten Release „Z2“ auch die Tasten bedient. Kurz darauf betrat Devin Townsend die Bühne des Z7 und begann auch gleich mit seiner sympathischen Art mit dem Publikum zu agieren.
„Nicht lange rummachen, sondern loslegen“, lautete die Devise und das taten die fünf Herren auch ohne zu zögern mit „Truth“ aus dem 1998 erschienenen Album „Infinity“. Bei allem Respekt vor den Vorbands – hier war einfach eine andere Liga am Werk. Das zeigte sich spätestens bei der ersten Gesangspassage. Kein Wunder, dass sich vor über zwanzig Jahren Steve Vai den damals erst 19-jährigen Devin Townsend als Sänger für sein Album „Sex And Religion“ verpflichtete. Doch zurück ins Jetzt!
Mit „Namaste“ aus „Physicist“ setzte das Devin Townsend Project eine eindeutige Marke, wer in Sachen Power das Sagen hat. Mit schon fast brutalem Druck prallte der Song aufs Publikum. Mit „Addicted“ bretterten Townsend und Konsorten (auch Devin Townsend Project, oder schlicht DTP genannt) einen absoluten Kracher ins Basler Publikum und entfachten gleich ein Feuer der Begeisterung.
Devin Townsend begeistert aber nicht nur durch seine Musik, sondern auch durch seine erfrischende Art das Publikum zu unterhalten. Lernt man Devin abseits der Bühne kennen, so begegnet man einem wachen und eher zurückhaltenden Geist, der ausgesprochen höflich und seriös aber dennoch witzig ist. Auf der Bühne hingegen ist er eine völlig andere Person, die dem Publikum gnadenlos auch Derbes an den Kopf wirft wie „ I blow c**** for crap-money“ und sich auch für weitere amüsante Statements nicht zu schade ist. Dies tut er zudem in atemberaubendem Tempo und so manch ein Schweizer schien hoffnungslos überfordert zu sein.
Als weiteres positives Highlight darf erwähnt werden, dass wieder Songs im Setup zu finden waren, die halt nicht zum üblichen Bühnenprogramm gehören und somit der Gig auch für den langjährigen DTP-Fan niemals langweilig wurde. Wie auch? Townsend ist ein Garant für enormen Druck und schafft es auch mit vermeintlich sanften Songs wie „Life“ massiven Power rüberzubringen. Oder eine kleine Folk-Einlage gefällig? Auch hierfür ist sich Townsend nicht zu schade und brachte mit „Heatwave“ so auch die eingangs erwähnten femininen Besucher zum Tanzen. Mit „Lucky Animals“ schaffte er es dann auch, den letzten müden Knochen in Bewegung zu bringen.
Nach etlichen Nummern setzte sich Devin mit Gitarre alleine an den Bühnenrand und läutete den ruhigen Teil des Konzertes ein, den er mit „Ih-Ah!“ aus dem Album „Addicted“ fortsetzte. Doch bevor die Stimmung zu brav wurde, erschienen seine Mitstreiter wieder und mit der Ansage für „Kingdom“ war das Publikum wieder auf 180. Bei diesem Song zeigte Devin Townsend dann auch seine unglaubliche Range seiner Stimme. „Kingdom“ war dann auch der würdige Abschluss des Konzertes, das ohne eine sonst übliche Zugabe zu Ende ging, was die meisten Fans sichtlich irritierte. Irgendwie hatte man gar nicht wahrgenommen, dass Townsend bereits 15 Songs runtergebrettert hatte, was durchaus als ein gutes Zeichen zu werten ist.
Fazit: Einmal mehr zeigte Devin und seine Mannen, dass sie zurecht auf den grossen Bühnen wie Wacken, Sonisphere oder Knebworth zu Hause sein dürfen und der Ruf eines Devin Townsends, eine der herausragendsten Persönlichkeiten dieses harten Business zu sein, bestätigte sich wieder einmal. Abschluss der Tournee wird übrigens das Special-Event „The Return Of Ziltoid“ in der Royal Albert Hall in London sein. Als DTP-Fan darf man einfach nicht fehlen und ich freue mich jetzt schon davon berichten zu dürfen.
Setlist:
01 Truth
02 Fallout
03 Namaste
04 Night
05 Storm
06 Hyperdrive
07 Rejoice
08 Addicted!
09 March of the Poozers
10 Lucky Animals
11 Heatwave
12 Life
13 Christeen
14 Ih-Ah!
15 Kingdom
[Quelle: VIP-Setlist]
Text: Daniel Baratte
Bilder: Kathrin Hirzel