Gaswerk – Winterthur
Samstag, 13. April 2024
Text: David Spring / Bilder: Melissa Mangold
Es ist eine weitherum bekannte Wahrheit, dass Metalfans die liebsten Menschen sind. Je härter und bösartiger die Musik, umso freundlicher und liebenswerter die Zeitgenoss:innen. Dies bewahrheitete sich einmal mehr, als vergangenen Samstag die Black Metal Punks von Devil Master zusammen mit den Crust Black Metallern von Dödsrit das Gaswerk in Winterthur zum Erzittern brachten. Einen so freundlichen und euphorischen Haufen Menschen wie da siehst du nicht alle Tage.
Den Auftakt sollten eigentlich unsere heimischen Helden der schwarzen Klänge von Malphas machen, doch leider mussten sie ihren Auftritt krankheitsbedingt absagen. Wir wünschen an dieser Stelle gute Besserung und hoffen, alle sind inzwischen wieder wohlauf. So begann der Abend mit Devil Master, die sich ganz ohne firlefanziges Intro oder derartigen Unfug auf die Bühne gesellten und furios loslegten. Der Sound des Quartetts aus Philadelphia ist gar nicht einfach einzuordnen. Obwohl die Elemente des Black Metals artig vertreten sind, mischt die Band auch viel klassischen Heavy Metal und vor allem Punk in ihre Songs. Dies zeigte sich vor allem durch die peitschenden Drums, die an Stelle ewiger Blastbeats mit unglaublicher Wucht und Kraft unerbittlich nach vorne zogen. Kein Wunder also, kam im ausverkauften Gaswerk-Keller bald schon Bewegung auf. Die Stimmung war zwar zu Beginn noch etwas zurückhaltend, doch dauerte es nicht lange, bis die Fäuste und Teufelshörner in die Luft schnellten – und fleissig gejubelt und gebangt wurde.
Devil Master machten nicht nur dank ihrer grossartigen, rabiaten Songs einen Heidenspass, sie boten auch optisch Einiges. Die beiden Gitarristen der Band trugen schöne, lange Umhänge, die sie zu viel Effekt um sich wirbeln liessen. Und natürlich durfte bei keinem der Vier das Black Metal Panda-Makeup fehlen, was den charmanten Gesamteindruck vervollständigte. Das Set der Band bestand weitestgehend aus Songs ihres aktuellen Werks «Ecstasies Of Never Ending Night», wobei die Band stets klingt, als ob sie direkt den 90ern entsprungen wäre. Die Gitarren sind mit viel Hall und Echo beladen und die Vocals gespenstisch und verstörend. Es war ein vorzügliches Spektakel – und dem Charme der Band war nur schwer zu entkommen. Mit dem vernichtend rabiaten «Acid Black Mass» und dem abschliessenden «Never Ending Night» war der Spuk nach ungefähr 50 Minuten wieder vorbei. Die Band hörte genauso plötzlich auf, wie sie erschienen war – keine Verabschiedung oder irgendwelche übertriebene Gefühlsduselei. So muss das sein, was für ein Spass.
Es tat gut, danach kurz etwas frische Luft zu schnappen, war davon im Keller dank all der schwitzenden Menschen und dem konstanten Trockeneis-Einsatz nicht mehr viel übrig. Doch lange währte die Ruhe nicht, denn nun waren Dödsrit an der Reihe. Die vier Schweden verzichteten ebenfalls weitestgehend auf unnötige Intros und legten lieber gleich verstörend und brutal mit «Irjala» ihres neusten Albums «Nocturnal Will» los. Wie es sich gehört, zelebrieren auch sie noch die dunklen Götter vergangener Tage. Der Sound war entsprechend wunderbar nostalgisch, wobei vor allem der absolut dämonische, furchteinflössende Gesang auffiel. Ähnlich wie schon bei Devil Master finden sich auch bei Dödsrit viele Elemente verschiedenster Genres wieder, insbesondere Crust und Punk. Zudem legt die Band grossen Wert auf melodiöse und manchmal gar folkig angehauchte Instrumental-Parts. Zwischen den gnadenlosen Blastbeats und den verstörenden Schreien gab es so immer wieder ausgedehnte Passagen, die das immense Können der Musiker belegten und für unglaublich Stimmung und Atmosphäre sorgten.
Natürlich lag der Fokus des Sets ebenfalls auf ihrer neuesten Platte. Allerdings sind die Songs von Dödsrit jeweils so lang, dass bei einem 50min-Auftritt nur sechs Stücke ins Programm passten. Diese hatten es umso mehr in sich, allen voran das geniale «Nocturnal Fire». Der epische Start erinnert mit melodiösen Gitarrenharmonien beinahe an Bands wie Nightwish, bevor dann flehende Schreie und Tremologitarren überhand nehmen, die fliessend in einen der fettesten Punkbeats aller Zeiten leiten. Was für ein glorreicher Song. Die Fanscharen wussten dies zu goutieren und gingen immer heftiger ab. Der weiterhin konsequente Einsatz von Trockeneis sowie die niemals enden wollenden Strobo-Blitze waren manchmal fast zu viel des Guten, doch schuf dies alles im stickigen Keller eine wundervoll beklemmende Atmosphäre, trostlos und gleichzeitig befreiend. Nicht wenigen Menschen stand während diesem Gemetzel für die Sinne ein wohliges Grinsen ins Gesicht gemeisselt, wie nur vorzüglicher, mit dem Herzen gespielter Extreme Metal es zu schaffen vermag.
Mit dem epischen «Apathetic Tongues» ging der Auftritt schliesslich gewaltig und erdrückend zu Ende. Glorreich, was wir hier gerade erleben durften. Als das Licht im Saal anging und sich der Nebel langsam wieder verzog, waren zuhauf verzückte Gesichter und verwehte Mähnen zu sehen – wie immer ein Anzeichen für ein vorzügliches Konzert. Es bewahrheitete sich einmal mehr, dass nichts so glücklich machen kann, wie lauter, ehrlicher Metal und ein kleines Bisschen Teufelsanbetung. Devil Master und Dödsrit lieferten wundervolle Shows ab und hinterliessen nichts als verbrannte Erde. Schön, dürfen wir uns immer wieder von solch hochkarätigen Bands beglücken lassen.
Setlist Devil Master [Quelle: Setlist.fm]
- Enamoured In The Throes Of Death
- Golgotha’s Cruel Song
- Black Flame Candle
- The Vigour Of Evil
- Desperate Shadow
- Shrines In Cinder
- Precious Blood Of Christ Rebuked
- Devil Is Your Master
- Acid Black Mass
- Never Ending Night
Setlist Dödsrit [Quelle: Setlist.fm]
- Irjala
- Shallow Graves
- Celestial Will
- Nocturnal Fire
- Apathetic Tongues