25. März 2016
X-TRA – Zürich
Bands: Clan Of Xymox / ASP / Client
Eng geschnürte Korsette, auf Hochglanz polierte Gothstiefel, Gehröcke aus dem 18. Jahrhundert: wunderbar, wie sich die Szene für den Schwarzen Ball herausgeputzt hat. Wie immer bietet das X-TRA ein Programm an, das verschiedene Facetten der dunklen Musik beleuchtet.
Clan Of Xymox betreten unaufgeregt die Bühne und legen gleich mit düsteren Klängen los: „In Love We Trust“ und „Hail Mary“ preschen rhythmisch vorwärts und „Louise“ nimmt das Stakkato von New Orders „Blue Monday“ auf – schön, wieder in die 80er Jahre zurückversetzt zu werden. In „Emily“ klingt etwas von Depeche Modes „John The Revelator“ an, und die Band schliesst mit einem Goth-Cover von „Venus“ – wer hätte gedacht, dass das funktioniert. Dass Sänger Ronny Moorings erkältet ist, tut den Songs keinen Abbruch: seine tiefe Stimme schmiegt sich an die finsteren Klänge der Musik.
Was für ein Unterschied allerdings, wenn eine Rampensau auf die Bühne schreitet: ASP Sänger Alexander Spreng macht kurzen Prozess und vereinnahmt gleich das ganze Publikum für sich. Die Stimmung schnellt in die Höhe, der Saal tanzt ausgelassen. Souverän flitzen ASP durch harten Industrial-Sound, Rock-Beats, klassische Musik und Dudelsack-Klänge.
Mit „Kokon“ schmettert die Band schon früh einen ersten Höhepunkt in die Menge, dicht gefolgt von „Duett (Das Minnelied Der Incubi)“, „Und Wir Tanzten“ und natürlich dem „vorwärts! – abwärts!“ Refrain in „Schwarzes Blut“. Der neue Song „Das Kollektiv“ ist mittelalterlich angehaucht und melodiös – das aktuelle Gothic Novel Konzeptalbum scheint in eine spannende Richtung zu gehen.
Nach Publikumsmagnet ASP haben es Client schwer, die Zuschauer bei Laune zu halten. Dass sie in der ersten Hälfte ihres Konzerts mit Tonproblemen zu kämpfen haben, hilft nicht; dass sie nur zu zweit sind und auf der Bühne etwas verloren wirken, ist ebenfalls ein Minuspunkt.
Client begannen 2002 mit Kate Holmes und Dubstar Sängerin Sarah Blackwood als Frontfrau, erlebten über die Jahre Personal- und Labelwechsel und haben nun mit Nicole Thomas eine neue Sängerin am Start.
Thomas und Kate Holmes geben sich alle Mühe, die technischen Probleme zu überbrücken, aber man merkt, dass sie aus dem Konzept gebracht sind – erst in der zweiten Hälfte ihres Auftritts können sie sich wieder fangen. Jetzt kommt auch die glasklare Stimme von Nicole Thomas zur Geltung und der Synthpop von Client schwappt ungetrübt in den Saal über: von „Here And Now“ über „Price Of Love“ bis zu „Authority“ aus dem gleichnamigen Album, das 2014 herauskam.
Drei Bands, drei Attitüden, drei verschiedene Subgenres. ASP ist der eindeutige Star des Abends und Energiebündel Alexander Spreng der König des Balls.
Text + Bilder: Anna Wirz