19. Juni 2018
Les Docks – Lausanne
Bands: Dead Cross / Zeus!
Wer kennt Mike Patton? Oder Dave Lombardo? Da klingelt es sicher. Aber was ist mit Dead Cross? Keinen Plan? Es scheint, als ob nur wenige eingefleischte Fans die aktuelle Combo um Mastermind Patton kennen. Entsprechend halbvoll war gestern Abend das Les Docks in Lausanne.
Draussen strahlt die Sonne fröhlich und drinnen dröhnt es düster und zerstörerisch. Den Auftakt zu diesem Abend machten Zeus!. Und zwar so richtig fett. Nur mit Bass, ganz vielen Effektgeräten und einem Berserker am Schlagzeug schufen die beiden Italiener eine epische Klangwand. Meist nur instrumental, aber absolut elektrisierend, wie präzise und wuchtig sie ihre beiden Instrumente einsetzten. Ab und zu ein wenige Growls und Geschrei, aber nie zu viel oder zu wenig. Zeus! sind definitiv die Entdeckung dieses Abends und charmant als stand-up comedians noch dazu. Doch auch hier, einmal kurz mit dem Publikum plaudern und gut ist.
Dass Dead Cross diesen Einstieg toppen, das war eigentlich die Erwartung. Laut wurde es, aber es fehlte das Quäntchen an Tonqualität. Da nützte es nicht, dass Patton grinsend zu seinem Monitor-Mischer rüber schielte und die Achseln zuckt, als seine Monitor-Boxe zu pfeifen beginnt. Das war eher weisses Rauschen, als die optimale Mischung. Zum Glück steigerte sich die Qualität des Sounds im laufe des Konzertes noch zum Besseren. So richtig wollte der Funke allerdings auch mit voller Lautstärke nicht überspringen.
Dennoch, gut gelaunt war er, der Patton. In seinen Shorts und Ringelsöckchen. Das ist nicht immer so. Wenn ihm etwas nicht passt, kann der gute Herr schnell mal sauer werden. Allerdings nicht an diesem Abend. Er verteilte Handküsse, liess Damen zum Headbangen auf die Bühne und grinste immer wieder schelmisch ins Publikum. Er hatte sichtlich Spass und das war sympathisch.
Mike Patton, mittlerweile 50 Jahre alt, hat ein riesiges Repertoire an Musikschaffen vorzuweisen. Am bekanntesten natürlich als Sänger von Faith No More. Zusammen mit Dave Lombardo, ehemals Schlagzeuger bei Slayer, Justin Pearson und Michael Crain gründete er 2015 die Hardcore Band Dead Cross. Mit Lombardo gibt es übrigens auch die Formation Tomahawk. Eine Supergroup sagt man, diese Dead Cross. Jedoch fehlt die Perfektion, als dass man dieses „Tote Kreuz“ als super bezeichnen könnte.
So oder so, Mike Patton live zu sehen gehört zum guten Ton in der Szene. Und wenn der Rest des Abends nicht alle restlos begeisterte, so war zumindest das Ende spektakulär. Patton setzt gekonnt zum Stagediving an, halbe Drehung in der Luft und … wo ist er hin? Zu wenig Hände haben ihn aufgefangen und was genau dann passierte, wissen nur die paar Besucher, die in dem Moment an jenem Ort standen. Ein Stage-Helfer gab Patton eine helfende Hand hoch zur Bühne, wo dieser etwas bleich grinsend noch mit der ganzen Band eine letzte Verbeugung machte. Und dann war abrupt von einem Moment auf den anderen Ende.
Setlist [Quelle: Setlist.fm]
1. Seizure And Desist
2. Idiopathic
3. Obedience School
4. Shillelagh
5. Skin Of A Redneck
6. Bela Lugos’s Dead (Bauhaus Cover)
7. Divine Filth
8. Grave Slave
9. The Future Has Been Cancelled
10. My Perfect Prisoner
11. Gag Reflex
12. Church Of The Motherfuckers
13. Raining Blood
Text + Bilder: Nicole Imhof