Datum: 9. Januar 2012
Ort: Neues Theater Spirgarten – Zürich
100 Jahre ist es her, seit der französische Schriftsteller Gaston Leroux die Geschichte „Le Fantôme de l’Opéra“ geschrieben hatte, die mittlerweile weltweit in den unterschiedlichsten Variationen verfilmt oder für die Bühne umgeschrieben wurde. Die bekannteste Umsetzung ist das Musical von Andrew Lloyd Webber, welches 1986 in London uraufgeführt wurde und seitdem in Dauerrotation auch auf dem New Yorker Broadway läuft.
Die Version, welche letzte Woche in Basel und Zürich gespielt wurde, ist eine weitere Inszenierung mit neuer Musik und eigener Interpretation, die in dieser Form bereits seit einigen Jahren erfolgreich durch Europa tourt. Es wurde versucht, möglichst nah an der Romanvorlage zu bleiben und alles, mit Ausnahme der einfliessenden Opern-Stücke, in deutscher Sprache umzusetzen. Also keine Kopie des Webber’schen Musicals, sondern eine etwas humorvollere und leichtere Inszenierung der düsteren Geschichte.
Musik und Texte stammen von Gerd Köthe und Roland Heck. Und auch die Hauptdarstellerin, Deborah Sasson, hat einen Beitrag an Musik, Buch und Koordination getätigt, nebst ihrer Leistung als stimmgewaltige Christine.
Für jemanden wie mich, der noch nie eine richtige Oper von innen gesehen hat, sind solche Stimmwunder schlichtweg überwältigend. Zur Auflockerung gab es immer wieder humoristische Einlagen der beiden Operndirektoren oder besser gesagt, Diven und auch die hibbeligen Tänzerinnen sorgten für heitere Abwechslung. Oder den Stimmenversager von La Carlotta, des eigentlichen Stars der Pariser Oper, als sie anstatt des höchsten Tons nur einen Rülpser heraus brachte. Ein bisschen Slapstick Comedy also, die vom Publikum mit herzhaftem Lachen goutiert wurde.
Die Bühnenbilder wurden mit Projektionen auf zwei Ebenen erstellt, was einen Tiefeneffekt erzeugte, bei denen mal vor oder hinter diesen Bildern gespielt wurde. Szenen wie die auf dem Friedhof oder auf dem Weg in die Katakomben waren sehr gut dargestellt und sorgten für Atmosphäre. Schade war nur, dass die Orgel nicht komplett aufgebaut werden konnte, da die Bühne des Theater Spirgarten, für dieses sieben Meter hohe Monstrum leider zu klein war.
Die Liebe hat schlussendlich auch bei diesem Phantom der Pariser Oper gesiegt und ein Happy End war gewiss. Dem zahlreichen Publikum hat die Show gefallen und bereits dieses Jahr wird das Phantom sein Unwesen wieder in der Schweiz treiben. Dann hoffentlich, gerade in Zürich, in einer grösseren Location, die der Oper und dieser Inszenierung etwas würdiger wäre.
Text: Nicole Imhof
Bilder: Jasmin Stierli