7. Juli 2018
Hyde Park – London
Bands: The Cure / Interpol / Editors / Slowdive
Seit 2013 fand im Hyde Park in London das British Summer Time (BST) Festival statt. In diesem Jahr waren The Cure angesagt, die mit dem Konzert ihr 40-jähriges Jubiläum feiern wollten. Natürlich war das ein Grund, nach London zu fliegen und mit 65’000 Fans mitzufeiern.
Als erste Band sah ich Slowdive, eine britische Shoegaze-Band, die 1989 in Reading gegründet wurde. Das Quintett um die charmante Sängerin Rachel Goswell machte keine übertriebene Show, ihr sphärischer Sound stand im Mittelpunkt. Die Band verzauberte mitten am Nachmittag die Zuschauer mit ihrer Musik, was bei der sengenden Hitze grosse Anerkennung verdiente. Als ich nach dem Konzert durch das riesige Gelände spazierte, hörte ich immer wieder Leute, die von dem einzigartigen Auftritt schwärmten.
Editors überraschten mich mit ihrer Setliste: Vier der neun gespielten Songs waren von den ersten zwei Alben. Mit „Smokers Outside The Hospital Doors“, „Blood“, „Munich“ und „The Racing Rats“ kam bei mir zum ersten Mal an diesem Tag das Festival-Feeling voll zum Tragen. Die fünf Musiker brachten das Publikum in Fahrt und rockten die gigantische Bühne. Als Tom Smith die ersten Töne von „Papillon“ auf dem Klavier anstimmte, gab es beim Publikum kein Halten mehr. Der perfekte Auftritt von Editors war für mich ein Glanzpunkt des Tages.
Aus New York kommen Interpol, die Band existiert seit 1997. Ihre Musik war eine Art Initialzündung für junge Bands, die anfangs der 2000er Jahre die Einflüsse der 80er-Post-Punk- und New-Wave-Ära in ihren Sound integrierten. Die fünf Herren, in der grossen Hitze zum Teil in schwarze (!) Anzügen gekleidet, spielten ein beeindruckendes Konzert.
Mich überzeugten die durchdachten Arrangements zum Beispiel von „Take You On A Cruise“. Aber auch die New-Wave-Gitarren Akkorde von „Rest My Chemistry“ liessen mein Herz schneller schlagen. Die aktuelle Single „The Rover“ hatte viel Druck und war ein Highlight des Konzerts. Der 60-minütige Auftritt wurde mit dem eindringlichen „Evil“ und der Interpol-Hymne „Slow Hands“ abgeschlossen.
Als The Cure auf die Bühne kamen, stand die Sonne tief am Horizont und Robert Smith formte, lächelnd, mit seinen Fingern gleich mal ein Kreuz gegen die Einstrahlung. Dann folgte eine aufregende, berührende und musikalische Reise durch die 40-jährige Bandgeschichte.
Die Songs wurden von fantastisch animierten Visuals auf den riesigen Screens begleitet und ein grosser Teil des Publikums sang lautstark jedes Wort mit. Natürlich hatte ich The Cure bis zu diesem Tag noch nie live in ihrem Heimatland erleben dürfen, deshalb war es für mich auch ein ausserordentliches Erlebnis. Die Musiker waren fokussiert, trotzdem war ihnen die Spielfreude und die Lust auf das Konzert wie zum Beispiel bei „Push“ anzusehen.
Mastermind Robert Smith hat noch immer eine exzellente Stimme und seine Textsicherheit ist unglaublich. Auch wenn er nächstes Jahr 60 Jahre alt wird, der Mann wirkt vital, wie in jungen Jahren. Links und rechts auf der Bühne standen zwei gigantische Bäume, die bei „A Forest“ in grünes Licht getaucht waren und so die dunkle Atmosphäre zusätzlich betonten. Bei „Shake Dog Shake“ flimmerten die einzelnen Musiker in vertikaler Reihe nebeneinander über die Screens, es war für mich ein bleibender Augenblick. Der letzte Track vor den Zugaben hiess „Disintegration“, er ging mir unter die Haut und liess mich in der Vergangenheit schwelgen.
Neben den grossen Hits von The Cure folgten im Zugabeblock auch noch „Jumping Someone Else’s Train“ und „Grinding Halt“. Die beiden Songs flossen ineinander und waren nicht nur deshalb speziell. Bei den ersten Klängen von „10:15 Saturday Night“ stellten sie meine Härchen wie auf Kommando auf und meine Vorfreude auf das Gitarrensolo kurz vor Schluss steigerte sich ins Unendliche. Mit der ersten Single „Killing An Arab“ (Erscheinungsjahr 1978) machte mir die Band eine unbeschreibliche Freude. Diese vier Songs setzen dem Konzert die Krone auf. Sie waren opulenter Genuss und machten den Tag zu einem denkwürdigen Ereignis.
Setlist [Quelle: Setlist.fm]
1. Plainsong
2. Pictures Of You
3. High
4. A Night Like This
5. The Walk
6. The End Of The World
7. Lovesong
8. Push
9. In Between Days
10. Just Like Heaven
11. If Only Tonight We Could Sleep
12. Play For Today
13. A Forest
14. Shake Dog Shake
15. Burn
16. Fascination Street
17. Never Enough
18. From The Edge Of The Deep Green Sea
19. Disintegration
Zugaben
20. Lullaby
21. The Caterpillar
22. Friday I’m In Love
23. Close To Me
24. Why Can’t I Be You?
25. Boys Don’t Cry
26. Jumping Someone Else’s Train
27. Grinding Halt
28. 10:15 Saturday Night
29. Killing An Arab
Text und Bilder: JHG Shark