Datum: 5. Juni 2015
Ort: Alte Kaserne – Zürich
Bands: Crippled Black Phoenix / Marblewood / Orgaan
Es fällt wirklich extrem schwer, es nicht zu erwähnen. Dieser heisse Sommer-Konzertabend sollte eigentlich nur einer Band gehören: AC/DC! Während die Australier mit Hilfe von knapp 50‘000 Besuchern den Letzigrund kurz und klein rockten, versammelte sich eine kleine Gemeinde in der Alten Kaserne, um einen gemütlichen aber ebenso starken Psychedelic Rock Abend der besonderen Klasse zu feiern.
Los ging es mit der überaus sympathischen Schweizer Band Orgaan. Ursprünglich als Jam Band „Freevolution“ bekannt, schafften es die Musiker mit der Gründung von Orgaan im Jahr 2010, ihren persönlichen musikalischen Weg zu finden. Ihre unglaublich mitreissenden Songs, welche sich zwischen Frank Zappa, den Doors und Led Zeppelin wiederfinden, überzeugten mich live absolut und trieben auch das restliche Publikum zum Tanzen an. Gegenkulturelle Jugendbewegung und Flower Power lagen in der Luft. Die überwiegend psychedelischen Elemente katapultierten einem in andere Sphären. Sehr guter Einstieg in den Abend und überhaupt: Wieder einmal muss ich sagen, dass die Alte Kaserne eine absolute top Location für live Konzerte ist.
Die Gastgeber des Abends Marblewood folgten leicht verspätet, aber wie gewohnt in bester Qualität. Verträumt sphärisch präsentierte bei düsteren Lichtverhältnissen die zweite Schweizer Band des Abends, ihre sorgfältig ausgearbeiteten Lieder. Auffällig und überaus beeindruckend war das Hammond Orgel Spiel. Dieser Sound liess einem nicht los und ging durch und durch bis ins Knochenmark. Mit Michu Marti von „WuaWua“ und Vikram Secerovic von „Street Corner Talking“ holte man sich erneut Gastmusiker auf die Bühne. Auch dieser für mich bereits zweite Auftritt von Marblewood überzeugte.
Um kurz vor 24 Uhr kamen dann mit ganzen 40 Minuten Verspätung endlich Crippled Black Phoenix auf die Bühne. Es war spannend zu sehen, dass wahrscheinlich nicht nur ich sie beim „Night Of The Prog“ Festival im Jahr 2013 an der Loreley entdeckt hatte. Das eine oder andere T-Shirt vom besagten Festival verriet, dass es nun wohl in Richtung Progressive Rock ging.
Mit ihren recht aufwendig gestalteten und stellenweise sehr langen Songs gab es nun richtig was auf die Mütze. Technisch komplex und überdurchschnittlich abwechslungsreich, trugen Crippled Black Phoenix ihre Songs am besagten Abend vor. Zwischendurch besuchte Belinda Kordic die Bühne und unterstütze als Gastmusikerin am Gesang. Ein phantastischer Beitrag.
Der rege Wechsel innerhalb der Band seit Gründung, lässt einem schnell den Überblick verlieren und es würde den Rahmen sprengen, diese alle hier aufzählen zu wollen. Was zählt, ist der Moment und dieser hat spätestens mit dem „Mitgröhler“ Song „Burnt Reynolds“ seinen Höhepunkt erreicht. Am Ende wagte Gitarrist Justin Greaves noch einen Ausflug ins Publikum und übergab seine Gitarre tatsächlich noch einem Besucher. Die Party war aber leider auch dann schon bald zu Ende.
Zugaben? Die Aufforderung, mit anhaltendem Ruf und Aufdenbodengestampfe die Bands nochmals auf die Bühne holen? Schreien bis die Stimmbänder platzen? Die Musiker übertrieben und euphorisch feiern bis sie ein dermassen schlechtes Gewissen bekommen und noch ein drittes Mal auf die Bühne kommen? Nun, dieses leidenschaftliche Verhalten vermisse ich in der Schweiz wirklich. Vielleicht hatte Daniel Änghede von Crippled Black Phoenix deswegen ab und an zwischendurch mehrmals bei gefühlten 50 Grad Celcius Bemerkungen fallen lassen wie „Puh, hier ist es aber extrem kühl“.
Setlist Crippled Black Phoenix:
1) Rise Up And Fight
2) Black Light Generator
3) No!
4) Release The Clowns
5) Born In A Hurricane
6) Song For The Loved
7) Troublemaker
8) Childhoods End
9) 444
10) We Forgotten Who We Are
11) Burnt Reynolds
12) Bella Ciao
13) Let The Day Beginn
Quelle: Setlist Band
Text: Liane Paasila
Bilder: Kathrin Hirzel