29. September 2013
Galery – Pratteln
Bands: Circus Maximus / Appearance Of Nothing
Es gibt Bands, die schon mit ihrem ersten Album auf sich aufmerksam machten, dann aber wieder von der Bildfläche verschwanden. Und es gibt welche, die sich mit jedem Release steigern konnten und sich somit auch eine solide und wachsende Fan-Gemeinde sicherten.
Eine dieser Bands ist Circus Maximus, die am 29. September 2013 zu Gast in der Galery in Pratteln waren.
Zuerst war es alles andere als sicher, ob Circus Maximus überhaupt spielen würden, denn am Sonntagnachmittag erreichte uns die Meldung, dass der Tourbus der Norweger in Mailand einen kapitalen Schaden erlitt und es schien, als würden die Nordmannen den Gig in Pratteln absagen müssen. Das alleine wäre schon bitter gewesen, zumal man die Galery als Schlusskonzert der Mini-Tour wählte, noch bitterer wäre es für die Vorband und Anheizer Appearance Of Nothing gewesen, die im basellandschaftlichen Pratteln durchaus ein Heimspiel hatten
Um 17:00 Uhr bediente man sich vierer Busse, verfrachtete das ganze Equipment darin und „heizte wie blöde nach Norden“ (Zitat Ronnie Wolf, Drummer von AON). Die Bands und der Veranstalter wollten das Konzert unbedingt durchführen und es war definitiv die richtige Entscheidung, denn es haben sich für Galery-Verhältnisse viele Besucher angekündigt und tatsächlich war die Venue mehr als nur gut besucht.
Für Appearance Of Nothing war der Stress doppelt so gross, denn als Opener standen sie unter enormen Zeitdruck… Verspätung, Ablad, Aufbau, Soundcheck… alles bei ziemlich voller Location. Die Zeichen standen nicht besonders gut, denn einerseits konnten die sympathischen Schweizer ihr eigentliches Set nur in gekürzter Version vortragen, anderseits hatte die ganze Stress-Situation auch Einfluss auf den Sound-Engineer, der es leider nicht hinkriegte die sonst gut eingespielten Basler vernünftig abzumischen. Dennoch zeigten Appearance of Nothing eine ganz passable Leistung und bewiesen, dass sie auch in Stresssituationen überaus professionell agieren können. Für mich ist es sonnenklar, dass ich die Basler Prog-Metaller ein anderes Mal an einem Gig besuchen werde. Verdient haben sie es allemal!
23:30 Uhr (dreiundzwanziguhrdreissig)! Ja, ihr habt richtig gelesen! Das war die Uhrzeit, als Circus Maximus nach rund zwei Stunden Verspätung die Bühne betraten. Die wartenden Fans gingen vom ersten gespielten Takt ab, als gäbe es kein Morgen. So was sieht man sehr selten beim eher zurückhaltenden Schweizer Publikum. Trotz vorangeschrittener Stunde zeigten Circus Maximus, dass es nicht von ungefähr kommt, dass sie bei relevanten Prog-Festivals zu Gast sind, oder gerne von Grössen wie Symphony X als Supporting Act gebucht werden.
Die Zeit als Unterstützer anderer Band scheint allerdings vorüber zu sein, denn was Circus Maximus zeigte, war definitiv Headliner würdig. Drei Alben hat die Band um die Brüder Mats und Truls Haugen in den letzten 13 Jahren produziert, was eigentlich nicht besonders viel ist, aber Qualität ist definitiv wichtiger als Quantität und es scheint so, als würde das Konzept durchaus aufgehen, denn obwohl der letzte Release „Nine“ von Circus Maximus schon über ein Jahr zurückliegt, schien das keinen Einfluss auf die Fans zu haben, denn die sorgten dafür, dass es in der Galery ganz schön heiss her ging.
Sänger Michael Eriksen war jedenfalls total begeistert vom Schweizer Publikum und sichtlich überrascht, dass die Songs von Circus Maximus von den Fans lautstark mitgesungen wurden. Nicht schlecht für einen langen Sonntag Abend, wo andere vor der Glotze sitzen und sich den Tatort anschauen. Unser Tatort war in Pratteln, in der Galery, mit Circus Maximus und spannend war es allemal.
Fazit: Trotz der erheblichen Verspätung und den damit zusammenhängenden widerlichen Umständen, der schlechte Sound der Vorband, die wirklich Besseres verdient hätte, kann man den Abend als mehr als nur gelungen bezeichnen. Die Bands zeigten sich Fan-nahe, weilten um 01:00 Uhr noch im Publikum, obwohl der Flug für die Skandinavier schon um sechs Uhr losging. Wirklich streng hatten es allerdings die Jungs von AON. Die erhalten ein doppeltes Lob und grosse Anerkennung, denn trotz aller Widrigkeiten, musste irgendwer die Busse wieder zurück nach Mailand fahren. Circus Maximus waren es nicht, die sassen ja im Flugzeug nach Oslo, also blieben nur die Jungs von Appearance Of Nothing übrig. Respekt!
Text: Daniel Baratte
Bilder: Daniel Strub