6. Juni 2016
X-TRA – Zürich
Bands: Breaking Benjamin / Starset
Wie die Zeit vergeht! Schon sechs Jahre sind seit dem letzten Release von Breaking Benjamin vergangen. Nun ist der langersehnte Augenblick endlich gekommen und die Jungs meldeten sich aus ihrer Auszeit zurück. Mit ihrem im Jahr 2015 erschienene Album „Dark Before Dawn“ im Gepäck, touren die fünf US-Rocker nun erstmals durch Europa und liessen dabei folglich auch die Schweiz nicht aus. Am Montag, dem 06. Juni 2016, brachten sie die Grundmauern des Zürcher X-TRAs mit ihren mitreissenden Grunge-und Alternative Metal-Songs zum Beben.
Die Rolle des Openers übernahmen die Amerikaner von Starset. Auffallend waren vor allem die Kostüme der vier Jungs, die irgendwie an einen Sci-Fiction-Thriller erinnerten. Mit einem Helm mit Neonlichtern ausgestatteter Sichtklappe, unterhielten Gitarrist, Bassist und Schlagzeuger der Band die Zuschauer. Vor Sänger Dustin Bates stand ein Touchscreen-Mischpult, das an einen entfernt an einen Controllingdesk eines Raumschiffes erinnerte. Auch der Sound der Jungs war dementsprechend psychodelisch-metallisch aufgebaut.
War es bei den ersten beiden Songs noch recht spannend und erfrischend, die doch recht spezielle Show zu beobachten, flaute diese Spannung dann ziemlich schnell ab. Dem Publikum schien der Auftritt jedoch zu gefallen, für Schweizer Verhältnisse war der Applaus an eine Vorband doch relativ laut. Ihre Hauptaufgabe als Einheizer des Abends haben Starset sicherlich erfüllt, wenngleich sie nicht jeden Konzertbesucher dazu bringen konnten, ihr Raumschiff zu entern und sich auf eine psychedelische Reise durch die Galaxie zu begeben.
Mit bester Laune warteten die Zuschauer auf den Hauptact des Abends. Mit dem Song „So Cold“ aus dem Jahr 2004 war es dann soweit und Breaking Benjamin übernahmen die Bühne gleich mit einem Klassiker. Unter tosendem Applaus wurden die Amerikaner zu deren allerersten Gig in der Schweiz begrüsst. Fronter Benjamin Burnley eröffnete die Show mit den Worten: „How is everybody doing tonight? We are Breaking Benjamin and it’s an honor to be here for the first time EVER!“ Lauter Jubel ergoss sich über das aus Sänger und Gitarrist Benjamin Burnley, Drummer Shaun Foist, Bassist Aaron Burch sowie den beiden Gitarristen Jasen Rauch und Keith Wallen bestehende Quintett. Keith Wallen war es, der zwischendurch für Abwechslung sorgte, in dem er die Songs „Sooner Or Later“ und „Until The End“ gesanglich gleich selbst zum Besten gab und noch dazu mit einer unglaublich talentierten Stimme punktete.
Mit dem dritten Song präsentierten die aus Pennsylvania stammenden Musiker das Aushängeschild ihres neuen Albums. „Angels Fall“, wie das gute Stück heisst, fegte euphorisierend über die Bühne. Die Setlist war gut abgemischt, obschon der grösste Teil definitiv von älteren Stücken dominiert wurde. In der Halbzeit sorgte ein Medley aus Hits von Tool, Metallica, Nirvana und Pantera für ordentlich Stimmung sowie ausgelassene Tanz-und Headbanger Gelegenheiten. Trotz einer komplett neu zusammengewürfelten Bandbesatzung rund um Namensgeber Ben Burnley, blieben die Jungs ihrem grungig-balladesken Stil treu. Der Bandname soll übrigens entstanden sein, als Burnley bei einer Livesession das Mikrofon zerstört und dessen Besitzer sich ironisch für dessen Zerbrechen (engl. „breaking“) bedankt hat.
Energiegeladen und sehr tiefgründig zugleich sind nicht nur die Songs der fünf sympathischen und ehrlichen Herren, sondern auch die Stimmung im X-Tra schwankte abwechselnd zwischen Melancholie und Beschwingtheit. Mit „Polyamorous“ und „Home“ folgten zwei weitere Kracher und das Publikum schrie aus vollen Kehlen mit. Das Ben Burnley neben dem Singen auch eine Plaudertasche ist, bewies er zwischen den Stücken mehr als zur Genüge. Wer kein Freund von grossen Worten ist, dem dürfte die ständigen Plaudereinlagen nicht sonderlich zugesagt haben. Für Andere war es jedoch ein weiterer Grund, der zur angenehmen und freundliche Ausstrahlung Burnley & Co. beitrug. Unter wuchtigen Soundeinlagen und melodiösen Rhythmen zog sich der Abend langsam dem Ende zu. Ein letztes Mal gingen die fünf Musiker in die Vollen und beendeten ihre grandiose Liveperformance mit dem Hit „I Will Not Bow“ und dem Diamanten ihrer Diskographie „Diary Of Jane“.
Breaking Benjamin legten einen souveränen und unglaublich authentischen Auftritt hin. So mancher Zuschauer dürfte sich fragen, warum es die Jungs nie vorher in europäische Konzerthallen geschafft haben. Einer der möglichen Gründe könnte die Flugangst von Benjamin Burnley sein. Die Band versprach ihren Fans jedoch eine baldige Rückkehr in die Schweiz. Darauf bleibt nur zu hoffen!
Setlist
1. So Cold
2. Follow
3. Sooner Or Later
4. Angels Fall
5. Firefly
6. Simple Design
7. Ashes Of Eden
8. Blow Me Away
9. Medley
10. Polyamorous
11. Home
12. Believe
13. Bury Me Alive
14. Breath
15. Failure
16. Until The End
17. I Will Not Bow
18. Diary Of Jane
Text: Andrea Germann
Bilder: Dietmar Grabs