Datum: 10. Dezember 2013
Ort: Komplex Klub – Zürich
Bands: Black Veil Brides / Heaven’s Basement / Strawberry Blondes
Was geht hier ab, konnte man sich fragen, wenn man letzten Montag am Komplex in Zürich vorbei fuhr. Eine Horde Teenager vor dem Konzertlokal? Justin Bieber wird es kaum sein, dafür waren die Kids zu schwarz gekleidet. Black Veil Brides hiess der Grund für den dunklen Volksauflauf. Wieso weiss ich allerdings auch nach dem Konzert nicht.
Und mich hätte es garantiert nicht dorthin gezogen, wären da nicht die Engländer von Heaven’s Basement auf dem Programm gestanden. Nachdem mich ihr Debütalbum „Filthy Empire“ aus den Schuhen gehauen hatte, wollte ich die Jungs gerne live erleben. Deshalb, auf in die Teenie-Kampfzone und alles über sich ergehen lassen.
Als erste Band standen Strawberry Blondes auf der Bühne. Die Punkrocker kommen aus England und machen astreinen Sound, der Spass macht. Nur eben… die bereits dicht gedrängte Meute aus BVB-Groupies war grösstenteils nicht auf Punk oder Rock aus, sondern stand einfach mal da und harrten aus. Die Ansage der Strawberry Blondes ins Publikum „lacht doch mal“ ging in Verständnislosigkeit unter. Schade für eine gute Band. Koteletten vor die Hunde oder so in der Art?
Der Klub war noch immer nicht ganz voll, denn der Einlass und die Garderobe gingen sehr schleppend voran. Deshalb weiterhin die vergnügliche Aussicht, dass es noch enger und unangenehmer werden wird. Egal, denn erst mal waren Heaven’s Basement an der Reihe.
Wie schon mit ihrem Album schaffen es Heaven’s Basement auch live, ihr Talent zu beweisen. Eine wirklich hörenswerte Nachwuchsband, die soliden Rock spielt. Und obwohl die hübschen Jungs noch in den zarten 20igern stecken, wirken sie ehrlich und musikalisch reif. Der Sound war 1A und sie wissen bereits genau, wie man das Publikum abholt und zum Mitmachen animiert.
Und offensichtlich war ich doch nicht die Einzige, die vor allem wegen den Briten da war. Leider spielten sie nur ein kurzes Set, das viel zu schnell vorbei war. Aber wie ich mir bereits gedacht hatte, die sympathischen Rocker muss man unbedingt im Auge behalten, da kann noch viel kommen.
Oh weh… was danach kam war es eigentlich nicht wert, erwähnt zu werden. Black Veil Brides aus Los Angeles haben über 3 Mio. Fans auf ihrer facebook-Seite und scheinen gerade auf der Erfolgswelle zu reiten. An ihrer Musik kann es nicht liegen, denn die ist ziemlich 0815, um nicht einfach langweilig zu sagen. Sie können sicherlich spielen und singen (oder mal growlen), aber nach spätestens zwei Liedern versinkt alles in Belanglosigkeit und wiederholt sich.
Doch was ging da ab, dass Teenie-Girls und –Boys schreiend sich fast platt walzen ohne Rücksicht auf Verluste? Man nehme einfach ein paar adrette, exhibitionistisch veranlagte Jungs und stecke diese in ein Genre-Typisches-Outfit mit übertrieben speziellen Frisuren und voilà, schon sind kreischende Fans da. Mehr war es meiner Meinung nach nicht. Tokyo Hotel machen einen auf harte Metaler-Buben oder so ähnlich.
Es ging um Äusserlichkeiten und nur ganz am Ende irgendwo um die Musik. Einstudierte Posen und Rockstar-Getue das ich ihnen nicht abnehmen konnte. Es wirkte nicht ehrlich sondern aufgesetzt. Seht her, meine unbehaarte Hühnerbrust ist bereits von oben bis unten und von vorne bis hinten mit ganz bösen Tattoos geschmückt. Und wenn ein Anfang 20ig-jähriges Bürschchen sich „Outlaw“ auf den Bauch pinselt, dann wird das zur Lachnummer. Sorry Mädels, nennt mich Oma, aber das ist nur noch lustig und sicher nicht cool.
Nein, das war wohl das Schlechteste, was ich in den letzten Jahren live gesehen habe. Screamo ist eine der Bezeichnungen, die ich im Netz für den Stil der Black Veil Brides gefunden habe. Das soll so viel heissen wie Hardcore für Emos. Und ja, schreiend schlecht und emotional fragwürdig.
Setlist Heaven‘s Basement:
Welcome Home
Can’t Let Go
Fire, Fire
I Am Electric
Nothing Left To Lose
Reign On My Parade
Executioner‘s Day
[Quelle: Band-Setlist]
Text: Nicole Imhof
Bilder: Kathrin Hirzel