15. Januar 2019
Komplex 457 – Zürich
Bands: Behemoth / At The Gates / Wolves In The Throne Room
Wenn man diesen kalten Winterabend mit einem Adjektiv beschreiben müsste, würde man wohl schnell auf ‚düster‘ kommen. Denn auf dem Billing stehen drei hochkarätige Namen, wenn es um Black und Death Metal geht. Es steht also eine schwarze Messe auf dem Programm. Und die Metaljüngerinnen und Jünger sind dem Aufruf in Scharen gefolgt. So ist das Komplex bis ganz hinten gut gefüllt. Ein Zustand, den ich in dieser Venue leider jeweils etwas mühsam finde. Aber vielleicht werde ich auch einfach alt. Jedenfalls muss an der Bar schon vor Konzertbeginn mit Wartezeiten von ein paar Minuten gerechnet werden. Und am Merchstand schaue ich auch lieber später nochmals vorbei. Aber was solls, schliesslich gibt es ja auch Musik!
Den Anfang machen die Amerikanischen Naturburschen Wolves In The Throne Room. Ein persönliches Highlight. Und theoretisch würde man als Fan dieser Truppe nicht enttäuscht werden, sie spielen ein grossartiges Set bestehend aus drei Songs ihres aktuellen Albums „Thrice Woven“, welches mir ziemlich gut gefallen hat. Und wenn ein Song um die zehn Minuten geht, dann füllt man mit drei davon eben schnell einmal einen Opener-Slot. Das Problem ist nur, dass diese Band im riesigen Komplex ziemlich fehl am Platz wirkt. Der atmosphärische Post Black Metal funktioniert in kleineren, dunkleren Clubs wesentlich besser. An die Spannung und Atmosphäre, welche Wolves In The Throne Room an ihren letzten beiden Schweizer Konzerten im Salzhaus und Gaswerk in Winterthur aufgebaut hatten, kommen sie an diesem Abend leider nicht heran.
Nach Wolves In The Throne Room erhalten die Göteborger Urgesteine At The Gates die Chance, ihren Legendenstatus zu manifestieren. Und dabei lassen sie keine Gefangenen. Denn von Beginn weg lautet die Devise straight nach vorne ohne Rücksicht auf Verluste. Sie hauen dem Publikum einen Melodic Death Metal Banger nach dem anderen vor den Latz. Ihr Set besteht gleichermassen aus neuen Songs, wie dem Titeltrack ab ihrer neusten Platte „To Drink From The Night Itself“ oder „At War With Reality“ ab dem Vorgängeralbum und Klassikern des melodischen schwedischen Death Metal wie „Slaughter Of The Soul“ oder „Blinded By Fear“. Sänger Tomas „Tompa“ Lindberg hat sichtlich Spass. Es hätte ein wirklich grosser Auftritt sein können. Wenn doch auch nur der Sound etwas besser wäre. Ohne Orapax geht es noch. Mit sieht das leider etwas anders aus. Und mein Gehör ist mir dann längerfristig gesehen doch noch etwas wichtiger. So können auch At The Gates nicht an ihr Schweizer Konzert in Aarau anknüpfen.
Als Main Act stehen heute Behemoth auf dem Programm. Musikalisch also ein absolutes Monster, welches Black und Death Metal vereint wie kein anderes. Schon während des Aufbaus erklingt immer wieder ein Kinderchor aus den Lautsprechern. Vor der Bühne hängt ein schwarzes Tuch. Plötzlich geht das Licht aus und das Kindergesang-Intro der neuen Platte „I Loved You At Your Darkest“ erklingt. Auf dem schwarzen Tuch sieht man nun eine Projektion der Schweiz mit einem umgekehrten Kreuz drin. Dann fällt der Vorhang und Behemoth um Sänger und Gitarrist Nergal beschwören mit „Wolves Ov Siberia“ die Apokalypse herauf. Dies tun sie stilecht in schwarzen, wehenden Roben und Corpse Paint im Gesicht. So prügeln sie sich durch ihr Set. Und auch wenn das hier Extreme Metal ist, lässt Nergal es sich nicht nehmen, mit dem Publikum zu interreagieren. Die Band hat Bock und das macht Laune. So werden auch Outfit-Wechsel zelebriert. Nergal steht zum Beispiel einmal plötzlich mit schwarzer Mitra auf der Bühne. Das Highlight ist aber, als Bassist Orion kurz verschwindet, nur um kurz darauf mit einem riesigen schwarzen Federkopfschmuck zurück zu kommen. Der Anblick ist also definitiv kurzweilig. Leider lässt aber auch hier der Sound wieder zu wünschen übrig. Dies führt dann, zusammen mit dem Fakt, dass die Halle unangenehm voll ist dazu, dass der Funke leider nicht ganz auf mich überspringen kann. Schade. Vielleicht beim nächsten Mal.
Setlist [Quelle: setlist.fm]
1. Wolves Ov Siberia
2. Daimonos
3. Ora Pro Nobis Lucifer
4. Bartzabel
5. Ov Fire And The Void
6. God = Dog
7. Conquer All
8. Ecclesia Diabolica Catholica
9. Decade Of Therion
10. Blow Your Trumpet Gabriel
11. Slaves Shall Serve
12. Chant Of Eschaton 2000
Zugaben
13. Lucifer
14. We Are The Next 1000 Years
Text: Ivo Arztmann
Bilder: Berend Stettler