1. November 2011
Maag Halle – Zürich
Bands: The Baseballs
Einmal mehr beehren The Baseballs die Zürcher Maag Halle, ihr zweites Zuhause, wie die Jungs die Location liebevoll nennen. Denn hier haben sie anfangs 2010 zum ersten Mal vor 3000 Fans gespielt. Sie haben ihr zweites Studioalbum „Strings’n’Stripes“, neue Songs und eine 2,5-stündige Show im Gepäck. Ein Film wirft den Besucher ins Jahr 1958 zurück. Schwarz-weiss Fotos zeigen, wie Sam, Digger und Basti, die drei Frontmänner der Band, verhaftet werden und im Gefängnis rumlümmeln.
Das weisse Tuch fällt mit der Filmprojektion zu Boden. Auf der Bühne steht ein Gitterkäfig, der von zwei Sicherheitsmännern bewacht wird. Pompös inszeniert erscheinen die Silhouetten der deutschen Sänger hinter den weissen Tüchern, die den Käfig einkleiden. Die Hüllen fallen, leider nur die des Käfigs, und Sam, Digger und Basti „brechen aus“ in die Freiheit der Bühne und beglücken die Besucher mit dem neuen Song „No Diggity“ von Blackstreet.
Die ersten Reihen kreischen, als würde es ihnen ans Eingemachte gehen, der Rest applaudiert. Das Gekreische wiederholt sich bei jedem Hüftschwung auf der Bühne. Beim zweiten Song „Hello“, die erste Single von „Strings’n’Stripes“, singt die Halle lautstark mit. Kurz darauf gibt Sam sein neu gelerntes Schweizerdeutsch zum Besten. Ein fast akzentfreies „Sali zäme“ lässt die Halle vor Gelächter und Applaus erbeben, gefolgt von „Schüttle dis Füdli“, „Geile Siech“ und, wie könnte es anders sein, „Chuchichäschtli“.
Die Drei spielen sich zusammen mit ihren vier Musikern energiegeladen und fröhlich quer durch ihre zwei Alben. Dreistimmiger Rock’n’Roll vom Feinsten. An dieser Stelle muss auch ein kurzes Laudatio auf die Baseballs-Band gesprochen werden. Klas (Kontrabass), Jan (Piano), Lars (Gitarre) und Thomas (Schlagzeug) grooven dem Teufel ein Ohr ab. Wenn sie loslegen, kann man einfach nicht mehr ruhig stehen bleiben. Ihre immer wieder eingespiesenen Solis bringen die Halle zum kochen.
„Wollt ihr ein dummes Spiel mit uns spielen?“, schreit Digger immer wieder in die Menge. Einmal müssen die Zuschauer seltsam klingende Laute nach singen, beim nächsten mal den Hüftschwung üben, klatschen oder hüpfen, dann werden Seifenblasen im Publikum verteilt und alle, die ein Fläschchen ergattern, müssen blasen was das Zeug hält.
Auch mit Showelementen lassen sich die Deutschen nicht lumpen. Von Accapella-Darbietungen („Hard Not To Cry“ und „California Gurls“), einer Cocktailbar, an welcher Tourmanager Saki Drinks für das Publikum mixt, bis zu kleinen Pyroeinlagen inklusive des brennenden Klaviers ist alles dabei. Am eindrücklichsten ist jedoch der crowdsurfende Pianist Jan. Er springt auf die Hände der Besucher. Auf der anderen Seite reicht Basti ein Keyboard in die Menge. Die Zuschauer haben ein paar Sekunden Zeit, um Keyboard und Jan zusammen zu bringen. Auf Händen getragen spielt der zierliche Pianist mitten im Publikum ein Solo.
Zu zwei Songs haben The Baseballs Gäste eingeladen. Für „Don’t Cha“ erscheint die Zürcher Sängerin Tinkabelle auf der Bühnen und säuselt flirtend den weiblichen Part des Songs. Gesanglich mag sie nicht zu überzeugen, aber fürs Auge gibt sie viel her. Zur zweitletzten Zugabe „Umbrella“ tanzen die beiden Kinderstars Jan und Yannyna, bekannt aus „Die grössten Schweizer Talente“, eine energiegeladene Rock’n’Roll Nummer. Sie ernten tosenden Applaus für ihre Darbietung.
Nach „Born This Way“ von Lady Gaga und einer 2,5-stündigen Show verabschiedet sich die Band endgültig vom verschwitzen und glücklichen Publikum. Ganz im Sinne eines ihrer eigenen neuen Songs „Roll Thru The Night“ tingeln die Konzertbesucher nach Hause.
Text: Nicole Göbel