16. Oktober 2013
KiFF – Aarau
Bands: Baroness / Royal Thunder
Wer hätte gedacht, dass Baroness nach ihrem schweren Busunglück im August letzten Jahres und dem anschließenden Weggang von Bassist Matt Maggioni und Schlagzeuger Allen Bickle weitermachen würden, bzw. wieder auf Tour gehen. Frontmann John Baizley musste nach langem Heilungsprozess das Gitarrespielen so gut wie neu lernen und auch für Peter Adams (ebenfalls Gitarre) war es alles andere als einfach, wieder in den Tourbus zu steigen. Letzten Mittwoch gastierten die Jungs aus Savannah frisch wie eh und je im Aarauer KiFF.
Royal Thunder aus Atlanta eröffneten den Abend mit einer ordentlichen Portion Doom-Rock, den man irgendwo zwischen Jex Thoth und alten psychedelischen Monster Magnet ansiedeln kann. Anfangs wirkte der Sound um Sängerin Miny Parsonz noch etwas fad und uneigenständig. Es gibt halt mittlerweile wirklich zu viele 70er Retrobands, die sich gegenseitig kopieren. Im Verlauf des Gigs war aber eine deutliche Steigerung zu verzeichnen. Ihre lässig, rauchige Stimme und die gekonnten musikalischen Ausbrüche ließen vor allem in der Zweiten Hälfte aufhorchen. Die gute, neblige Lichtshow unterstrich den Psychedelic-Faktor und der letzte Song ließ einige Kinnladen runterklappen. Was für ein fettes Brett! Das Publikum im bereits recht vollen KiFF goutierte dies mehr als ordentlich und die Stimmung war Tip-Top.
Die Umbaupause dauerte dann doch wieder um einiges länger als angegeben, aber als sich dann endlich der Vorhang für Baroness öffnete und sich eine breit grinsende Band präsentierte, war die Stimmung auf dem Höhepunkt. „Ogeechee Hymnal” als Intro und dann gleich der Hit des aktuellen Albums “Take My Bones Away”. Eigentlich ein guter Auftakt, wenn man den Sänger gehört hätte. Gottseidank hatte sich dies im anschließenden „March To The Sea“ geregelt und der Sound dröhnte von da an recht ordentlich aus den Boxen.
Die Jungs hatten die Zuschauer mit ihrer super sympathischen Art sofort auf ihrer Seite und wurden auch entsprechend vom Publikum abgefeiert, welches voll mitging. Fast die komplette Setlist im Hauptblock bestand aus Stücken vom aktuellen „Yello & Green“ Album. Fand ich persönlich etwas schade, da man ruhig ein paar Nummern mehr vom Kaliber „A Horse Called Golgotha“ hätte bringen können, welches den Mob natürlich toben ließ. Der Gedanke drängt sich auf, dass Baroness ihren eingeschlagenen Weg weiter führen und sich auch zukünftig mehr vom frühen, härteren Prog-Sludge, hin zu eingängigerem Indie-Rock bewegen. Das ruhige „Cocainium“ oder „Eula“ waren dbzgl. bezeichnend.
Zwischen den meisten Songs gab es kurze, gut passende Keyboard Interludes, die für Verschnaufpausen sorgten. Mit „The Gnashing“ gings zum Schluss noch mal zurück zur „Blue Record“ was im Zugabenblock mit „The Sweetest Course“ und „Jake Leg“ noch getoppt wurde.
Fazit:
Royal Thunder hinterließen einen guten, interessanten Eindruck, der Lust auf mehr macht. Vor allem die zweite Hälfte des Gigs wusste zu überzeugen. Baroness spielten äußerst gut gelaunt und fett auf und ließen für die meisten Besucher keine Wünsche offen. Mir persönlich war der Fokus zu sehr auf das neue Material gerichtet, mit dem ich nach wie vor nicht 100%ig warm werde. Hier greift wohl wirklich der Geschmacksache-Begriff. Über Spielfreude, Können, Sound und Ausstrahlung lässt sich aber keinesfalls meckern. Baroness spielten sich sozusagen den Allerwertesten ab und hatten Spaß dabei. Ein gutes Konzert.
Setlist:
Ogeechee Hymnal
Take My Bones Away
March To The Sea
A Horse Called Golgotha
Foolsong
Little Things
Green Theme
Swollen And Halo
Board Up The House
Sea Lungs
Cocainium
The Line Between
Eula
The Gnashing
——-
The Sweetest Curse
Jake Leg
Isak
[Quelle: setlist.fm]
Text + Bilder: Thomas Lang