25. Februar 2017
X-TRA – Zürich
Bands: Band Of Horses / L.A.
Es gibt sie tatsächlich, die Leute, die an einem Samstagabend in Zürich 55 Schweizer Franken bezahlen, um in einem vollgestopften Konzertsaal zu stehen um sich, natürlich auch während dem Konzert, über die Arbeit zu unterhalten. Oder die neue Freundin von einem Kumpel, denn vier oder fünf Monate sind ja noch viel zu früh um – Nun gut. Von diesen Leuten soll der Bericht ja nicht handeln.
Ich bin lange nicht mehr im X-TRA gewesen und muss sagen, dass es in meiner Erinnerung nicht so gross war und so viele Menschen fassen kann. Obwohl ich gewusst habe, dass die Show ausverkauft ist, musste ich einmal leer schlucken, als ich gesehen habe, wie voll der Saal bereits während der Vorband ist.
L.A. aus Spanien – nicht zu verwechseln mit der Rockband Spain aus L.A.– spielt ihr leichtes, poppiges und ein bisschen langweiliges Set, während sich bei der Garderobe und vor den beiden Bars beim Saaleingang entmutigend lange Schlangen gebildet haben. Die vier Jungs aus Mallorca, einer von ihnen Sänger Luis Alberto Segura, nach dem die Band benannt ist, verlassen die Bühne kurz vor neun. Wie gut die Musik beim Publikum angekommen ist, ist schwer zu erkennen – der Lärmpegel bleibt konstant, ganz egal, ob die Band spielt oder nicht. Im ersten Moment bin ich mir nicht einmal sicher, ob das Konzert jetzt vorbei ist oder nicht, die Ansprache von Luis Alberto Segura bleibt für meine Ohren unverständlich.
Während nun auf den grossen Auftritt gewartet wird, macht sich bei Manchen Ungeduld bemerkbar. „Die haben ja ganz schön Verspätung, auf dem Ticket stand, dass die um Acht anfangen.“ – „Ja, aber das war ja die Vorband.“ – „Aber dann hätten wir ja noch was essen gehen können!“ Während einem kurzen Soundcheck versucht man noch, sich ein Bier zu ergattern, bevor das Konzert losgeht, wobei jeder Trommelschlag und jedes Gitarrenriff einen nervösen Blick nach vorne mit sich zieht, da man sich vergewissern muss, auch ja nicht den Anfang zu verpassen. Wer sich jetzt noch keinen gescheiten Platz ergattert hat, muss sich mit dem hinteren Drittel des Saals zufriedengeben. Was nicht weiter schlimm ist, da sich Band Of Horses ohnehin mit geschlossenen Augen geniessen lässt.
Ganz unspektakulär, ohne grosse Show oder musikalische Untermalung tritt Frontmann Ben Bridwell auf die Bühne und begrüsst das Publikum, welches für die nächsten 90 Minuten mit wunderbarer, herzenserwärmender Musik berieselt wird. Musik, zu der man sich leise mitsummend im Takt wippend bewegt und unwillkürlich ein Lächeln auf die Lippen kriechen spürt. Von der Fingerverletzung, die der Sänger und Gitarrist einmal kurzzeitig erwähnt, ist nichts zu bemerken.
Etwas komisch ist es schon, die Band aus Seattle, ein bisschen Hippies mit ihren langen Haaren und Bärten und Cappie, auf einer so grossen Bühne vor einem so grossen Publikum an einem solchen Ort zu sehen. Auch wenn sich die Band selbst verhält, als stünde sie vor einer weitaus überschaubareren Truppe.
Ansprachen gibt es nur kurze, wenn überhaupt, es wird einfach gespielt und das Publikum hört artig zu und protestiert, als die Band zum ersten Mal die Bühne verlässt – nach „Am I A Good Man“, einem Cover von Them Two, mit Füssestampfen und Händeklatschen. Mein Verdacht, dass wohl der eine oder andere auch nur wegen ihrem Hit „The Funeral“ den Weg ins X-TRA gefunden hat, bestätigt sich, als ich diesem einen oder anderen Platz mache, der sich, nachdem „The Funeral“ als Zugabe gespielt worden ist, seinen Weg zum Ausgang bahnt. Verübeln kann man das ja eigentlich auch keinem – alles an diesem Lied ist magisch und elektrisierend.
Nach einem letzten Song, einer gemeinsamen Umarmung und einer kurzen Verabschiedung geht das Licht wieder an. Erneutes Schlangenstehen – vor der Garderobe, vor dem Klo, und für diejenigen, die sich die Wartezeit noch etwas schmackhaft machen wollen, vor der Bar. Die heterogene Masse zerstreut sich, die Konzertbesucher machen sich auf den Nachhause- oder Weiterweg.
Setlist: [Quelle: setlist.fm]
- Monsters
- The First Song
- The Great Salt Lake
- Solemn Oath
- Casual Party
- Detlef Schrumpf
- Marry Song
- Laredo
- Country Teen
- Throw My Mess
- For Annabelle
- No One’s Gonna Love You
- Island On The Coast
- NW Apt.
- Blue Beard
- Older
- In A Drawer
- Weed Party
- Is There A Ghost
- Am I A Good Man
Zugaben - The Funeral
- The General Specific
Autor: Sarah Rutschmann