Bad Cop/Bad Cop + The Venomous Pinks + The Meseeks
Werk 21 – Zürich
Dienstag, 08. August 2023
Text: David Spring
Was lange währt, wird endlich gut. So fühlte es sich an, als wir vergangenen Dienstag Abend Fuss in das bereits bestens gefüllte Werk 21 setzten. Die Energie in der Luft war spürbar, augenscheinlich war die Vorfreude auf den heutigen Konzertabend bei allen Anwesenden riesig. Heute nämlich sollten, nach mehreren Verschiebungen und Absagen, endlich die legendären Bad Cop/Bad Cop hier spielen – und das vor ausverkauftem Haus und mit gleich zwei grossartigen Support-Acts im Schlepptau. Die Sterne standen perfekt für ein wildes, ausgelassenes Punkrock-Fest.
Den Auftakt machte die Band, die schon 2020 hätte dabei sein sollen: The Meseeks. Damals fiel ihr Support-Gig leider noch coronabedingt ins Wasser, doch heute durften sie uns ihren charmanten Schrammel-Punk gehörig um die Ohren hauen. Wer das Walliser Trio schon mal gesehen hat, weiss wie einfach es ist sich von ihrem Sound und der guten Laune anstecken zu lassen. Man musste nur dem Drummer zusehen, der von der ersten Sekunde an das grösste Grinsen aller Zeiten im Gesicht hatte, um bester Laune zu sein. Die schüchternen Ansagen, die grossartigen Mitsingchöre und die abwechslungsreichen Songs taten ihr Übriges, um diese halbe Stunde unvergesslich zu machen. Einmal mehr eine grossartige Schweizer Band.
Als nächstes wurde es etwas härter. Mit The Venomous Pinks war ein weiteres Trio an der Reihe, doch dieses Mal bestehend aus drei wilden, angepissten Ladies aus Arizona. Ohne Umschweife legten sie los und brachten mit ihrem brachialen Melodic Hardcore sofort Bewegung in die Runde. Die Band überzeugte mit tollen Chören, unglaublicher Energie und grossartigen, rasanten Songs. Diese waren rabiat, abwechslungsreich und melodiös, mit vielen Hardcore-Einflüssen alter Schule. Gangshouts und grosse Ooh- und Aah-Chöre luden zum munteren Mitgrölen ein, was für glorreiche Klänge sorgte, zumal weder die Band noch das Publikum aus allzu begnadeten Sänger:innen bestand.
Mehr Punkrock kann man sich an einem Dienstag Abend kaum vorstellen. Die noch relativ neue Band haute Hit um Hit raus und scheute sich auch nicht vor ein paar gecoverten Einspielern. Das Highlight dabei war das wundervolle Turbonegro-Cover «All My Friends Are Dead». Was für eine Freude. Erst recht, als sich auch BCBC-Drummerin Myra auf die Bühne gesellte, um mitzusingen. Und auch Linh, ihrerseits Bassistin des Hauptacts, zeigte sich kurz, um im von ihr mitgeschriebenen Hit «Broken Hearts Club» ins Mikro zu brüllen. Was für eine Party! Viel zu schnell war der Spass wieder vorbei, doch The Venomous Pinks werden sicher noch einigen lange in bester Erinnerung bleiben.
Und dann war es endlich soweit! Unter tosendem Jubel betraten Bad Cop/Bad Cop gutgelaunt die kleine Bühne und legten volle Pulle mit «Retrograde» los. Mit «I’m Done» folgte sogleich eine der rasantesten Hardcore-Hymnen der Band und spätestens ab da blieb kein Stein mehr auf dem anderen. Die Menschen im Werk 21 drehten komplett durch, es gab wilde Moshpits überall und immer wieder wagemutige Crowdsurfer:innen, die uns alle auf Trab hielten. Vor «Breastless» gab uns Sängerin/Gitarristin Stacey Lee die erfreuliche Nachricht, dass sie nun seit über vier Jahren brustkrebsfrei sei, was natürlich sehr viel Jubel mit sich zog. «Pursuit Of Liberty» wiederum war Linh Le’s Moment für eine feurige, sehr wütende Ansage, bevor der Song alles in Grund und Boden rockte.
Bad Cop/Bad Cop waren hervorragend aufgelegt und hatten sichtlich Spass auf der Bühne. Irgendwann war es auch Zeit, dass sich die vierte im Bunde noch zu Wort meldete. Alex Nicole Windsor, die seit noch nicht allzu langer Zeit in der Band mitspielt, stellte sich als «Discount-Jennie» vor und liess liebe Grüsse an die ehemalige Gitarristin rausgehen. Schön zu wissen, dass zwischen allen Beteiligten alles gut ist. Alex füllte die Fusstapfen auf jeden Fall mehr als würdig. Ebenfalls neu waren an diesem Abend gleich zwei Songs. Die neue Single «Shattered» erschien erst vor kurzem und reihte sich wundervoll in die alten Hits ein. Doch noch fetter ging das Stück «Safe & Legal» ab, das noch gar nicht veröffentlicht wurde. Eine fantastische Hymne zum Thema Abtreibung, wie nur Bad Cop/Bad Cop sie schreiben können.
Wie immer wenn es am schönsten ist, bahnte sich irgendwann leider das Ende an. Mit der legendären Feminismus-Hymne «Womanarchist» war nach etwas über einer Stunde Schluss, aber nicht bevor nicht wirklich alle zu diesem vorzüglichen Song nochmals alles gaben. Und weil es so schön war, folgten gleich auch noch «Here’s To You» und «Sugarcane» als Zugaben und natürlich das obligate Social-Media-Bandselfie! Was für ein Abend, was für ein Konzert. Bad Cop/Bad Cop sind eine unschlagbare Macht und es ist immer wieder eine Freude, mit ihnen zusammen abzurocken. Die beiden genialen Vorgruppen passten hervorragend ins Line-Up, und einen tolleren Dienstagabend kann man sich kaum vorstellen.
Setlist [Quelle: Setlist.fm]
- Retrograde
- I’m Done
- Pursuit Of Liberty
- Originators
- Warriors
- Community
- Shattered
- Safe & Legal
- Victoria
- Certain Kind Of Monster
- Simple Girl
- Support
- Womanarchist
Zugaben
- Sugarcane
- Here’s to You