Datum: 3. Juni 2015
Ort: X-TRA – Zürich
Band: Babymetal
Was klingt wie Quietschpop, hämmert hart wie Metal und ist rot-schwarz gekleidet? Antwort: Babymetal. 2010 ins Leben gerufen, vereint die japanische Band J-Pop und Heavy Metal: zwei Welten, die eigentlich nichts gemein haben.
Das Konzept dieses „kawaii metal“ funktioniert: Platzierung in den Charts, Welttourneen, Musikvideos millionenfach angeklickt, erfolgreicher Auftritt am Metal-Festival Sonisphere in England („I’ve never seen quite so many happy-looking metalheads in my life“, meinte danach ein Journalist).
Die drei Sängerinnen nennen sich Su-Metal, Moametal und Yuimetal, sind alle unter 18 Jahre alt, geben sich in ihren kurzen Cosplay-Röcken niedlich und bescheiden. Klar, dass die Teenager nicht selbst eine Heavy Metal Band gegründet haben; Babymetal ist ein künstliches Konstrukt, wie jede andere Boy- oder Girlgroup auch. Als Backup-Band dienen ausgezeichnete Studiomusiker, die sich an den Live-Auftritten im Kabuki-Metal Stil schwarz-weiss bemalen.
Und wie wirkt der Live-Auftritt im Zürcher X-TRA? Schräg, neuartig, knallhart und lieblich zugleich. Und: humorvoll. Erstaunlich – auch Death Metal muss nicht immer bierernst sein. Die Produzenten von Babymetal wissen, dass Musik Spass machen darf. Das spürt man in den Arrangements auf dem Erstling „Babymetal“ (2014) und das hört man am Konzert.
„4no Uta“ beginnt zum Beispiel mit einem „ta-ta-tatata-tatatata – jo jo!“, als wären wir im Fussballstadion; geht über in schleppende Heavy Metal Riffs; schiebt fünfzehn Sekunden Pop-Reggae ein; und endet wieder mit Heavy Metal und Fussball-Fangesang. Herrlich übergeschnappt.
Oder „Line!“: Rave-Metal Beats, Growls, kitschiger Pop – dann mitten im Song ein Hip-Hop Breakdown. Absurd. Was theoretisch nicht funktionieren dürfte, klappt hier bestens.
Natürlich haben Babymetal auch (etwas) geradlinigere Songs zu bieten: die Metal-Ballade „Akumu No Rondo“, das Electro-geschwängerte „Onedari Dai Sakusen“ oder der DragonForce-heraufbeschwörende Power Metal von „Ijime, Dame, Zettai“ und „Road Of Resistance“.
Weniger spannend sind Pop-Metal Stücke wie „Akatsuki“ oder „Headbanger!!“. Dafür hört man hier endlich die Stimme von Su-Metal, die im ersten Teil des Konzertes zu leise abgemischt ist.
„Doki Doki☆Morning“ geht dann wieder Richtung Skurrilität mit seiner Mischung aus Doublebass Metal und 60er-Jahre Girlgroup Melodie, und bei „Gimme Chocolate!!“ drehen die Zuschauer vollends durch – und das nicht zum ersten Mal: während des ganzen Sets entstehen Moshpits, die grösser und wilder sind, als an jedem Slayer Konzert.
Überhaupt ist das Publikum vom ersten Ton an mit Begeisterung dabei, feuert die Sängerinnen an und jubelt der satt spielenden „Kami“-Begleitband zu, wenn sich diese bei „Catch Me If You Can“ in Solos austobt. Ein Aufeinandertreffen von Metalheads, J-Pop Fans, Teenagern, Eltern und ihren Kindern gibt es wohl nur an einem Babymetal Konzert.
Hallt die Musik emotional nach? Bei mir nicht. Muss auch nicht. Ist das Ganze kultig? Klar doch. Kurzlebig? Durchaus möglich. Humorvoll? Definitiv.
Setlist:
Babymetal Death
Line!
Uki Uki☆Midnight
Kami Band Performance
Akumu No Rondo
Onedari Dai Sakusen
Catch Me If You Can (With Kami Band Performance)
Akatsuki
4no Uta
Megitsune
Doki Doki☆Morning
Gimme Chocolate!!
Ijime, Dame, Zettai
Headbanger!!
Road Of Resistance
[Quelle: setlist.fm]
Text: Anna Wirz