13. Oktober 2017
Hameln (D)
Webseite: Autumn Moon Festival
Wer sagt, dass die bekannten Festivals immer die besseren sind? Das Autumn Moon im niedersächsischen Hameln beweist, dass ein grosses Festival dennoch familiär sein kann. Zu Beginn wurde man vom mittelalterlichen Treiben begrüsst und bekam vom freundlichen Gastgeber persönlich sein Bändchen überreicht.
Apropos freundlich: Gern möchte ich hier ein Wort über die Security verlieren, die nicht nur sehr zuvorkommend, sondern auch jederzeit hilfsbereit gegenüber den Besuchern war. Denn der einzige Schwachpunkt war die Wegfindung, gern hätte ich mir eine bessere Beschilderung gewünscht. Das „Hemmingways“ habe ich erst durch zweimaliges Fragen gefunden und es dauerte auch seine Zeit, bis man sich den Weg zwischen den Bühnen „Rattenfängerhalle“ und „Sumpfblume“ gemerkt hatte.
Auf dem Mittelaltermarkt war immer was los – dieser war übrigens für jedermann frei zugänglich. Von Mittelalterkonzerten über Feuerakrobaten, Ritterspielen und anderen Artisten wurde konstant etwas geboten. Auf dem Schiff „Stadt Hameln“, das direkt nebenan vor Anker lag, konnte man Lesungen, Poetry Slams oder Konzerte besuchen. Die Preise waren auch okay und bei rund 40 Bands war auch musikalisch für jeden etwas dabei. Und wer am Sonntag nicht frühzeitig nach Hause musste oder das Wochenende entspannt ausklingen lassen wollte – entweder zum Shoppen, Musikhören oder am Wasser einfach nur die Seele baumeln lassen – konnte dies auf dem sonntäglichen Mittelaltermarkt machen.
An dieser Stelle möchte ich noch einige Bands hervorheben: Herzleid zeigten, dass eine grossartige Feuer- und Bühnenshow über gesangliche und musikalische Qualitäten nicht hinwegtäuschen können. So muss ich gestehen, dass ich nach vier Songs die Halle verliess um mich vom intelligenten Humor eines Christian von Aster unterhalten zu lassen. Celtica Pipes Rock gaben nicht nur optisch eine gute Show, sondern sie rockten auch das volle Haus – genauso wie Faderhead, der in einer gut gefüllten Rattenfängerhalle trefflich bewies, dass man ihn nicht auf zwei bis drei Songs reduzieren kann. Von Anfang bis Ende, akzentuiert unterbrochen von einer Ballade, ging hier die Post ab. Anschliessend gings hinüber zur kuscheligeren Sumpfblume, in der die Schweizer von Stoneman zu harten Tönen aufspielten und die Hütte kochen liessen.
Herr Joachim Witt in der grossen Halle war dagegen ein Act, bei dem ich mich fragte: „Meint der das wirklich alles ernst, was er so erzählt, oder ist das Kunst?“ Ein guter Teil seiner Performance bestand aus Reden zwischen seinen Songs, die er sehr gut rüberbrachte. Da ich aber lieber Musik hören wollte, ging ich wieder zur Sumpfblume – die beste Entscheidung jenes Abends: Es spielten The O´Reillys And The Paddyhats mit gutem Irish Folk Punk auf, und da der Raum nur zur Hälfte gefüllt war, wurde hier ausgelassen getanzt und mitgesungen. Die Stimmung war einfach nur bombastisch. Nach Faderhead für mich das beste Konzert des Tages.
Was aber Kochkraft durch KMA wollten, ausser wild auf der Bühne herumzuwirbeln und komische Texte von sich zu bringen – dies erschloss sich mir leider nicht. Also schnell rüber zu den Österreichern von Drescher und zum Ausklang noch einmal richtig abmoshen. Kurz vor Schluss gab es leider kurz Probleme mit dem Strom, die Show wurde glücklicherweise zeitlich aber einfach verlängert. Kurz vor zwei Uhr war dann Feierabend für mich. Die Afterparty musste ohne mich stattfinden, aber es gab ja noch den Samstag. Ich kam aus Zürich angereist und habe dieses Festival, was so klein gar nicht ist, tief in mein Herz geschlossen. Schön, dass es nächstes Jahr am 12. und 13.10.2018 weitergeht. Der Ticketvorverkauf ist bereits gestartet.
Bands: Irdorath / Barbar’O’Rhum / Inkubus Sukkubus/ Herzleid-Tribute to Rammstein / Christian von Aster / Celtica -Pipes Rock / KLIMT1918 / Beyond Obsession / Faderhead / Stoneman / Joachim Witt / The O’Reillys And the Paddyhats / Front 242 / Black Magic Fools / Kochkraft durch KMA / Drescher
Text + Bilder: Dietmar Grabs