Halle 622 – Zürich
Donnerstag, 20. Februar 2025
Text: Adrian Portmann / Bilder: Manuela Haltiner
Am Donnerstag folgte die zweite Archive Show in der Halle 622, die ganz im Zeichen von «Controlling Crowds Part I-III» und «Part IV» stand. Wie für Fans der Band üblich, herrschte auch an diesem Abend eine überaus intensive Atmosphäre voller Leidenschaft und Hingabe.
Die ersten zwei Songs vergingen wie im Rausch. Ohne Vorwarnung und ohne die Möglichkeit, sich langsam auf die Musik einzulassen, überrollte uns die Band direkt mit den Klassikern «Controlling Crowds» und «Bullets», die sonst eher im mittleren Teil der Setlist zu finden sind. Die Überraschung war geglückt und es gelang der Band, uns gleich zu Beginn in eine andere Welt zu ziehen.
Die einzelnen Songs des vierten Albumteils wurden präzise in das Hauptwerk integriert und so folgte als nächstes «Kings Of Speed». Normalerweise ist die Setlist natürlich ebenfalls sehr überlegt zusammengestellt. Doch an diesem Abend herrschte besonders ein gewaltiger Spannungsbogen über die gesamte Show. Alles war perfekt aufeinander abgestimmt und fühlte sich einfach richtig an. Kein Wunder, es handelt sich ja immer um das gleiche Album.
Gesanglich steht beim 2009 erschienenen Album die Stimme von Pollard Berrier im Mittelpunkt. Auch dieses Mal vermochte es der Amerikaner wieder, das Publikum mit seiner klaren, hellen Stimme zu beeindrucken und in seinen Bann zu ziehen. Doch auch die Stimme von Lisa Mottram, insbesondere bei den Stücken «Pills» und «Collapse/Collide» war ein Highlight. Was gesangstechnisch ebenfalls grossartig funktionierte, waren Songs wie «Quiet Time» und «Razed To The Ground», die aus längeren Rap-Passagen bestehen. Aufrührerisch und unaufhaltsam performte der Gast-Sänger die einzelnen Einsätze. Beim Fokus auf die gerappten Lines bemerkte man zunächst kaum, wie immer mehr Klangschichten im Hintergrund hinzugefügt wurden. Erst mit dem abrupten Wechsel zum energischen Instrumentalteil wurde deutlich, wie enorm sich das gesamte Klangbild erweitert hatte. Genau diese Verspieltheit konnte überzeugen und die Bewegungen im Publikum änderten sich gleichermassen.
Ganz durch den virtuosen Sound eingenommen, realisierte ich gegen Ende der Show, dass ich gar keine grosse Aufmerksamkeit auf die Lichtshow verwendet hatte. Dies war jedoch gar nicht besonders notwendig. Das Faszinierendste an dem britischen Kollektiv ist einfach ganz klar die Musik. Dies bestätigten auch die zahlreichen Besucher, welche sich ganz in die Musik vertieft mit geschlossenen Augen im Einklang zu den Beats bewegten. Ab diesem gewissen Moment, wo man sich komplett auf den Sound eingelassen hat, kommen die komplex geschriebenen Stücke erst richtig zur Geltung und entfalten ihre Stärke.
Nach zwei Stunden endete die intensive Show mit dem Song «Dangervisit», woraufhin ein ohrenbetäubender Applaus in Richtung der neun Musiker folgte. Eins steht fest, Archive haben es wieder einmal geschafft den grossen Erwartungen gerecht zu werden.