Halle 622 – Zürich
Mittwoch, 19. Februar 2025
Text: Nathalie Senn / Bilder: Melissa Mangold
Das gefeierte Südlondoner Kollektiv Archive kam zu Ihrer legendären «Classic Albums Live»-Tour nach Zürich. «You All Look The Same To Me» und «Noise» wurden am ersten Konzertabend zum Besten gegeben. Am Folgeabend wurde das Album «Controlling Crowds Part I-III & Part IV» live performed – unterschiedlicher könnten die beiden Setlists nicht sein.
Das altersmässig gut durchmischte Publikum versammelte sich in vorfreudiger Manier in der Halle 622. Nachdem die Backlights auf der Bühne zu flackern begannen, fiel der Startschuss zu diesem freudig erwarteten Konzertabend. Archive liessen sich nicht bitten und legten gleich los mit dem Song «Get Out» von Ihrem 2004 erschienenen Album «Noise». Mit den treibenden Trip-Hop-Beats und dem Gesangsstakkato ein toller Opener-Song.
Nach einem zurückhaltenden «Hello, people of Zürich» ging es weiter mit sanften und emotionalen Tönen mit «Sleep». «Love Song» begann eher unauffällig und leise und steigerte sich im Verlauf stetig zu einer hypnotisierenden Soundwand mit einem sehr kalten und rohen Intermezzo, der den Song etwas ins Negative kippte und dem Stück dadurch eine gewisse Spannung und Intensität verlieh.
«Findung It So Hard» startete eher dezent, um dann plötzlich mit dynamischen Beats untermalt in einen beinahe Krautrock-mässigen Exzess zu münden, mit der mantramässigen, emotionalen und beinahe flehenden Wiederholung derselben Textzeile. Der Mittelteil des Songs erinnerte spontan ansatzweise an die Synthie-Klänge von Jean-Michel Jarre, allerdings mit einem Hauch Psychedelik untermalt, bis es dann wieder mit dem Beat weiterging.
Für die nötige Stimmung auf der Bühne sorgte Darius Keeler (Programming und Synthesizer, Gründungsmitglied Archive mit Danny Griffiths), der das Publikum mit rudernden Armbewegungen dazu aufforderte, sich zu bewegen. Im Allgemeinen agierte die Band auf der Bühne mit sehr viel Leidenschaft und Freude an der Musik, was den anwesenden Konzertbesuchern nicht entging und förmlich spürbar war.
Nach dem Song «Pulse» verliessen Archive die Bühne und kehrten mit dem eher langsamen und verträumten «Goodbye» zur Zugabe zurück – in sehr emotionaler Manier von Pollard Berrier interpretiert und leicht Gänsehaut verursachend. Als die ersten Töne von «Again» erklangen, ging ein Jubeln durch die Menge und die Euphorie war sofort spürbar. Der Song wurde zelebriert und in die Länge gezogen, dass es eine wahre Freude war, diesem Moment beizuwohnen. Emotional, schaurig-schön und berührend.
Mit «Fuck U» fand das Konzert ein würdiges Ende. Dave Pen sagte dazu, dass es eine Ehre sei, so etwas wie hier machen und erleben zu dürfen und dass dies in der heutigen Zeit nicht selbstverständlich sei und es ein paar «horrible fuckers out there» geben würde. Ein lautes, emotionales Konzert neigte sich dem Ende zu und hinterliess ein glückliches Publikum in die Winternacht.