Datum: 19. Oktober 2012
Ort: Komplex 457 – Zürich
Bands: Archive /Absynthe Minded
Dass der Altersdurchschnitt an diesem Abend etwas höher als üblicherweise sein wird, konnte man schon an der nicht vorhandenen Schlange vor dem Eingang erkennen. Gemächlich füllte sich der Saal des Komplex während die belgische Band um Bert Ostyn, Absynthe Minded, das Publikum aufzuheizen versuchte. Dieses liess sich aber Zeit, denn Eile war nicht geboten. Eine solide Leistung mit viel Herzblut und Gefühl die die Belgier ablieferten. Es war aber leider nicht zu leugnen, das Publikum fieberte an diesem Abend nur einem Act entgegen.
Archive liessen das Saallicht gegen 21:15 Uhr dimmen und sofort waren die Zuschauer lautstark vernehmbar und präsent. Das Komplex war mittlerweile bis in die hinterste Ecke gefüllt, die Spannung lag zum Greifen in der Luft. Das Intro zu „Bells“ hallte durch den Raum, die Stimmung heizte sich zusehends auf. Endlich betraten Archive in gewohnter Manier einer nach dem Anderen die Bühne. Nahtlos zum Intro dröhnte „Wiped Out“ vom neuen Album „With Us Until You’re Dead“ welches Ende August das Licht der Welt erblickte, aus den Boxen.
Anschliessend ein erster Gänsehaut-Moment. „You Make Me Feel“ liess mich einen Moment die Augen schliessen, denn ich liebe die Stimme von Maria Q, welche mir mit Ihrer Stimmfarbe immer wieder Gänsehaut zaubert. Jäh musste ich sie allerdings wieder aufreissen, denn da war auf einmal noch ein anderes weibliches Stimmchen. Namentlich „Holly Martin“, welche seit der Wiped Out / Violently EP im Juli mitmischt. Ein zierliches Persönchen, welches irgendwie aus dem Rahmen fällt, stimmlich aber zu überzeugen scheint.
Ohne Verschnaufpause ging es durch neue und ältere Songs. Die Zuschauer feierten Archive mit Stimmgewalt und Händen, die ständig in der Luft waren. Ein weiterer Höhepunkt war erreicht als Intro zu „Fuck U“ erklang. Den wohl einzigen Song des Abends, den das Publikum Wort für Wort mitgesungen oder gejohlt hat. Hier war die Stimmung kaum mehr zu bremsen. Archive waren wie immer sehr wortkarg was die Kommunikation mit dem Publikum anging. Das ist ja aber nichts Neues. Sie lassen ihre Musik sprechen. Das ist Art mit dem Publikum zu sprechen.
Auch die Zugaben fielen nicht zu knapp aus. „Rise“ und „Controlling Crowds“ waren meine Favoriten und wurden auf der Bühne zelebriert. Über zwei Stunden gaben Archive auf der Bühne alles und liessen sich musikalisch nicht lumpen. Die Fans waren glücklich und verliessen das Komplex mit einem zufriedenen Lächeln auf den Lippen.
Text: Patricia Krapf
Bilder: Matthias Hoffmann